Machen wir uns nichts vor: Bisher ging der Opel Adam ganz gezielt unter der weiblichen Hälfte der Autowelt auf Kund(inn)en-Fang. Politisch korrekt oder nicht – die Marketingprofis in Rüsselsheim haben die Reizsignale des kleinen Kugelblitzes konsequent auf die weibliche Sensorik ausgerichtet: Klein, rund, kunterbunt – süß eben. Und eine Ausstattungslinie mit dem Namen “Glam” – also bitte. Spätestens der Auftritt als Sponsor von “Germany’s next Topmodel” sollte dann alles klar gemacht haben. Entsprechend sind es vor allem – meist junge – Frauen, die sich mit dem kleinen Charmebolzen einlassen: Rund 70 Prozent der bislang verkauften 120.000 Opel Adam gingen an Käuferinnen. Höchste Zeit also für die Männerquote. Höchste Zeit für den Adam S.

Denn der Adam S ist schon optisch auf Testosteron – so weit das bei einem Kleinwagen geht. Er hat eine andere Frontschürze mit Spoilerlippe, deutlich stärker ausgeprägte Seitenschweller und Heckstoßfänger, aus denen ein verchromtes Endrohr hervor lugt. Dominiert wird das Heck von einem prächtigen Spoiler am Dachabschluss – ein Schelm, wer böses damit assoziiert. Auch sonst hat Opel dem Adam S ein paar weitere knackige Akzente gegönnt. Durch die optional montierten 18-Zoll-Leichtmetallfelgen etwa leuchten die rotlackierten Sättel der OPC-Bremsen hervor. Die Bremsscheiben kommen vorne auf einen Durchmesser von 308 mm, hinten sind es 264 mm.

Die sportliche Linie setzt sich innen und unter dem Blech fort. So brettert der Adam S auf einem eigens für ihn entwickelten Sportfahrwerk vergleichsweise robust über die Piste und agil um die Kehren. Erstaunlich, wie komfortabel man damit dennoch selbst auf sehr schlechten Straßen unterwegs ist. Die Lenkung ist schärfer und direkter eingestellt. Und in das handgeschaltete Getriebe lassen sich die sechs Gänge durchaus knackig reinhauen. Die Übersetzungen sind auf sportliches Beschleunigen ausgelegt – selbst der sechste Gang macht nicht auf Schongang. Dazu passen die Sportpedale und die gegen 1.300 Euro Aufpreis lieferbaren Sportsitze von Recaro. Ansonsten: Platzangebot, Kofferraum, Ablagen, Übersichtlichkeit – alles so, wie bei seinen zahmen Brüderchen. Ausnahme: Das “S”-Logo taucht innen immer wieder auf.

Klar, dass unter der Fronthaube nur der stärkste Motor grummelt, den Opel für den in Eisenach gebauten Adam auf Lager hat. Der 1,4-Liter Turbo-Benziner, der durchaus giftig klingt, liefert unter anderem, dank erhöhtem Ladedruck 110 kW/150 PS und ein maximales Drehmoment von 220 Nm, das zwischen 2.750 und 4.500 Touren anliegt und auf die Vorderräder wirkt. Das reicht bei dem gerade mal 3,70 Meter langen und rund 1,1 Tonnen schweren Sportler für einen Spurt aus dem Stand auf 100 km/h in 8,5 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h.

Nicht schlecht – aber auch in dieser Liga noch nicht reif für die Pole Position. Fiat etwa lässt seinen in etwa gleich starken, aber deutlich leichteren Abarth 595 in 7,1 Sekunden auf Tempo 100 stürmen, der Citroen DS3 THP braucht 7.3 Sekunden und der Ford Fiesta ST schafft es gar in nur 6,9 Sekunden. Offiziell begnügt sich der Adam S mit einem Verbrauch von 5,9 Liter Super – das entspricht einem CO2-Ausstoß von 139 g/km, und damit genau so viel wie beim VW Golf GTI. Aber wie meistens: Wer damit zurande kommt, der ist ohnehin mit dem rund 7.000 Euro billigeren Einstiegsmodell deutlich besser bedient und schont seine Nerven.

Opel lässt sich das Topmodell des Adam gut bezahlen: Der S kostet ab 18.690 Euro – und liegt dabei noch durchaus preiswert in der Gruppe der Power-Zwerge. Allerdings lässt sich auch der Adam S mit unzähligen Ausstattungsvarianten, viel Zubehör und Zusatz-Euros individualisieren. Also Jungs: Schnappt Euch den Opel Adam S – bevor es die Mädels tun.

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Jürgen Wolff, press-inform

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