Karl-Thomas Neumann, Opel

Fordert mehr Offenheit in der weiteren Debatte um die C02-Regulierung. (Bild: Opel)

Ist die derzeitige CO2-Regulierung von Fahrzeugen tatsächlich eine Erfolgsgeschichte? Was würde eine weitere ständige Verschärfung von Emissions-Grenzwerten für Industrie und Volkswirtschaft bedeuten? Welche Zukunftsalternativen gibt es? Diesen Fragen gingen Experten, unter anderem vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) und vom Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), bei einer internationalen Fachkonferenz in Brüssel nach. Eingeladen hatten Opel und das Hessische Ministerium für Bundes- und Europa-Angelegenheiten.

Opel-Group-Chef Neumann rief in Brüssel dazu auf, die künftigen CO2-Regulierungen für die Autoindustrie auf den Prüfstand zu stellen. Dabei schlug er für die Zeit ab 2020 ein Modell vor, das zum einen weiterhin auf vernünftigen Grenzwerten für den Flottenverbrauch basiert, zum anderen aber auch andere Elemente vorsieht ? beispielsweise die Einbindung in den europäischen Emissionshandel: “Die Zukunft der CO2-Ziele nach 2020 ist ein enorm wichtiges Thema für die gesamte Branche. Opel will dazu eine breite, unvoreingenommene Diskussion anregen.”

Die Wissenschaft liefert gute Argumente für ein solches Vorgehen: Das renommierte MIT der Universität Cambridge (Massachusetts, USA) stellte in Brüssel seine aktuelle Studie vor, welche die Vor- und Nachteile der aktuellen Regulierungssystematik genauer beleuchtet. Dabei schauen die Wissenschaftler vor allem aus einem volkswirtschaftlichen Blickwinkel auf das Thema. Fazit: Die aktuelle Regulierung, die sich lediglich auf Emissionsgrenzwerte von Neuwagen beschränkt, hat Schwächen. So ist sie weder besonders effektiv in Hinblick auf ihren Klimaeffekt noch besonders effizient unter makroökonomischen Aspekten.

Vertreter des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) aus Mannheim und Professor Andreas Löschel von der Universität Münster zeigten in ihrer Studie Alternativen auf. Löschel: “Insbesondere der Emissionshandel erweist sich als vielversprechende Möglichkeit, denn nichts spricht dagegen, diesen Handel, der sich bislang auf Kraftwerke und energieintensive Industrien konzentriert, auch im Sektor Transport und Verkehr umzusetzen.” John Reilly vom MIT rechnete vor, dass die Einbeziehung des Emissionshandels in die CO2-Regulierung des Verkehrssektors der EU-Volkswirtschaft Einsparungen von 25 bis 60 Milliarden Euro bringen könnte.

“Brauchen fairen Wettbewerb”

Die aktuelle CO2-Regulierung von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen in der Europäischen Union konzentriert sich auf den Durchschnittsverbrauch der Neuwagenflotte jedes Herstellers in der EU. Als Zielwerte sind 130 Gramm CO2 je Kilometer für dieses Jahr und 95 Gramm je Kilometer für das Jahr 2021 festgeschrieben. Durch diese Regulierung, die ausschließlich die Neuwagenflotte betrachtet, wird ein Großteil des tatsächlichen CO2-Ausstoßes gar nicht berücksichtigt. Gleiches gilt für die tatsächliche Fahrleistung und die Fahrweise. Zudem wird die Autoindustrie wesentlich schlechter gestellt als andere Branchen. Neumann: “Wir brauchen einen fairen Wettbewerb bei der CO2-Regulierung. Jetzt ist es an der Zeit, an den Rahmenbedingungen zu arbeiten.”

Opel selbst werde durch die laufende Offensive im Antriebs- und Modellbereich die für 2021 gesetzten Grenzwerte erreichen, zeigte sich Neumann überzeugt. Sorgen bereitet ihm die Zeit danach, stünden doch die KOsten der Erreichung der weiteren Ziele nicht mehr in Einklang mit dem zusätzlichen Nutzen: “Es bringt weder den Herstellern noch dem Klimaschutz etwas, wenn wir in Folge der C02-Regulierung gezwungen sind Preise aufzurufen, die unsere Kunden nicht mehr zahlen können oder wollen.”

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Aus Brüssel berichtet Frank Volk

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