Roland Krüger, Infiniti

Roland Krüger, CEO der Nissan-Premiummarke Infiniti, will mit dem Hoffnungsträger Q30 in neue Dimensionen wachsen. (Bild: Infiniti)

AUTOMOBIL PRODUKTION: Herr Krüger. Sie sind etwas über 100 Tage als Infiniti-Chef im Amt. Wie ist nach dieser kurzen Zeit ihr Blick auf die Marke?
Infiniti hat großes Potenzial im Premium-Markt ein Top-Player zu werden. Um das zu erreichen, müssen wir in neue Segmente gehen, neue Modelle launchen und unser bestehendes Portfolio auffrischen. Dazu müssen wir die Motorenpalette erweitern und unser Produktionsnetzwerk erweitern. Ein wichtiger Schritt hierzu ist der gerade erfolgte Start der lokalen Produktion des QX50 in China. Das wird uns sicher helfen, den Segmentanteil auszubauen.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Können Sie eine Vorstellung davon geben, was Sie zahlenmäßig unter Top-Player verstehen ? beispielsweise mit Blick auf 2020?
Nein, Forecasts werde ich nicht machen. Aber: wir haben ein Riesenpotenzial und sind gerade dabei, unsere Anteile in den einzelnen Segmenten zu erhöhen. Klar, das Potenzial ergibt sich schon daraus, dass wir noch viel Luft nach oben haben. Bei 186.000 verkauften Autos in einem Markt von weltweit sechs bis sieben Millionen Fahrzeugen besteht, wie man so schön sagt, noch ´Room for Improvement´.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Was hat bei der Erreichung des angestrebten Wachstums Vorrang. Neue Modelle oder der Ausbau des Vertriebsnetzes?
Beides! Ganz wichtig sind neue Modelle wie Q30 und QX30, mit denen wir unser Portfolio um Kompaktfahrzeuge erweitern und damit in das sowohl in Europa wie in China stärkste Wachstumssegment eintreten. Gleichzeitig haben wir die Erweiterung des Händlernetzes und der Vertriebskanäle vor Augen. Das müssen wir sowohl in Europa wie auch in China angehen.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wo stehen Sie beim Vertriebsnetz heute und wo wollen Sie hin?
Prozentuale Steigerungsraten zu nennen ist nicht sehr sinnvoll, weil wir in manchen Märkten eine nur sehr geringe Basis haben. Was mir sehr wichtig ist: wir müssen das Händlernetz so ausbauen, dass eine Rentabilität gewährleistet ist. Denn nur profitable Händler sind starke Händler. Und wir brauchen starke Händler.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Das Handelsnetz ist das eine. Gerade in Westeuropa tut sich Infiniti schwer. Wie wollen Sie von der Modellseite her Dynamik in den Absatz bringen?
Einer der Kernpunkte für die Expansion in Europa wird der Q30 und der QX30 sein. Das ist das größte Segment und in das gehen wir ganz neu hinein. Mit diesen Fahrzeugen und dem Ausbau der Modellpalette kommen wir in Volumenbereiche, die es uns ermöglicht, unser Händlernetz auszubauen.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wann werden die beiden Fahrzeuge in Europa gelauncht?
Der Q30 kommt im November, der QX30 folgt Anfang 2016.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Der Q30 ist das erste Auto, das auf der MFA-Plattform von Mercedes gebaut wurde. Wie läuft die Zusammenarbeit?
Aus unserer Sicht läuft es sehr gut. Wir freuen uns, dass das Auto kommt, wie es kommt. Sehr, sehr wichtig für mich ist, dass trotz der gemeinsamen Entwicklung und des gemeinsamen Sourcings von Komponenten das Auto so individuell adapiert wird, dass der eigenständige Charakter eines Infiniti entsteht und auch bleibt.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wird die Expansion auf der Modellseite durch eine Expansion der Motorisierung flankiert?
Ja. Mit dem Q30 und dem QX30 gehen wir auch bei der Motorisierung in die Kompaktklasse und bieten sowohl einen kleinen Diesel wie auch einen kleinen Benziner an. Das haben wir heute noch nicht.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Was sind nach Ihrem Verständnis kleine Motoren?
Ein kleiner Vierzylinder mit 1.6, beziehungsweise 1.5 Liter Hubraum.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Infiniti bietet bei den großen Modelle fast durchgängig mit Hybridantrieb an. Wird das auch bei den Kompaktautos so sein?
Im QX30 nicht. Wir launchen das Modell mit je zwei Diesel-Motoren und zwei Benzinern. Dazu gibt es das Auto mit Allrad und Zweiradantrieb

AUTOMOBIL PRODUKTION: Und was ist mit noch kleineren Motoren. Ihr Konkurrent BMW ist ja schwer aktiv bei Dreizylindern. Braucht es das überhaupt?
In Europa ist das auf jeden Fall ein Thema, gerade auch wenn sie auf die südlichen Märkte schauen. Ganz wichtig ist für uns ein kleiner Diesel.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Greifen Sie bei den kleinen Motoren auf Aggregate von Nissan zurück?
Insgesamt nutzen wir immer die Möglichkeiten, die die Allianz Nissan-Renault zu bieten hat.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie wichtig ist für sie mit Blick auf das Thema Markenimage Sportlichkeit. Planen Sie ein ähnliches Konstrukt wie es Mercedes mit AMG hat?
Sportlichkeit ist bei uns definitiv Teil der Markenidentität. Nehmen den Q50 mit Hybridantrieb. Das ist das sportlichste Auto in seinem Segment. Auch von Q30 und QX30 sind Performance-Modelle geplant.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Welche Modelle kommen über die Kompaktmodelle hinaus?
Das nächste Modell ist der Q60, der von hoher Bedeutung für den amerikanischen Markt ist. Auf diese Modelle, Q30, QX30 und Q60 wollen wir uns zunächst fokussieren, um unsere Kundenbasis in Nordamerika und Europa deutlich zu stärken.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Zumindest in Westeuropa dürfte das extrovertierte Design Teil des Akzeptanz-Problems sein, das die Marke hat. Sie sind ja auch Designer. Haben Sie für die nächsten Modelle schon mal selbst zum Stift gegriffen und die Optik etwas geglättet?
Als Designer sage ich Ihnen: die Stärke von Infiniti über die letzten Jahre war gerade die Optik der Fahrzeuge. Dem Team war sehr daran gelegen, eine eigene Infiniti-Designsprache zu entwickeln. Das ist gelungen unsere Autos haben einen ganz eigenen Charakter. Wenn ich sehe, welche Modelle von den Mitbewerbern im Markt sind und welche noch kommen, dann haben wir einen tollen Job gemacht. Da sind wir sehr gut aufgestellt.

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Das Interview führte Frank Volk

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