Rupert Stadler

“Ich gehe davon aus, der Konzern ist zufrieden mit dem, was Audi leistet”, sagt Audis Vorstandsvorsitzender Rupert Stadler. (Bild: Conny Kurz)

AUTOMOBIL PRODUKTION: Kompliment, Herr Stadler. Ich gestehe, dass ich bisher nicht der größte Anhänger großer SUV war. Aber der Q7 hat mich fahrdynamisch und technologisch wirklich überzeugt…
Ziel der neuen Generation des Q7 ist es, Kunden zu zeigen, dass sich ein Audi-SUV im Handling und in der Dynamik wie ein Pkw verhält. Das haben unsere Ingenieure sehr gut hinbekommen. Das Auto ist agil, fährt sich unheimlich komfortabel. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Fällt mit dem Auto der Startschuss, verloren gegangenes Terrain im Kapitel “Vorsprung durch Technik” zurückzuerobern?
Wir haben immer betont, dass es uns um den Vorsprung geht, der dem Kunden nutzt. Und da haben wir mit fast 700.000 neuen Kunden seit 2010 offenbar ins Schwarze getroffen. Der neue Q7 verkörpert diese Philosophie ganz besonders. Das Auto ist 325 Kilogramm leichter geworden. Deshalb ist auch die Dynamik weiter verbessert. Der Q7 glänzt in puncto Technologie mit Antriebstechniken, Plug-in-Hybriden und Verbrauchswerten, die sensationell sind. Wir haben die CO2-Emissionen in der Spitze um 70 g pro Kilometer reduziert. Und wir haben in der Elektronik alles an Bord, was der Längsbaukasten der Zukunft braucht. Im Auto finden Sie die neuesten Technologie- und Sicherheitsfeatures wie Fahrerassistenzsysteme und Vernetzungstechnologien. Also dieses Auto steht wahrlich für Vorsprung durch Technik.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Ist es nicht etwas schmerzlich für Sie, dass ein so innovatives Auto noch im “alten” Design daherkommt und das Thema Technologie optisch nicht stärker nach außen getragen wird?
Das Design ist rund um neu. Das Auto ist in seiner Ausdrucksform deutlich straffer, deutlich präziser und klarer. Wir haben dafür viel Zustimmung bekommen, insbesondere auch aus Amerika. “Bold statement” sagen sie dort zu dem, was wir auf die Räder gestellt haben. Und auch wenn man das Auto fährt, merkt man sofort, dass man in einer komplett neuen Generation sitzt. Das ist entscheidend und war unser Ziel.

Zur Person
Dass Rupert Stadler seit bald neun Jahren Audi-Chef ist und immer noch erst 52 Jahre alt, gibt eine Idee davon, dass man es mit einem Manager von besonderem Schlag zu tun hat. Dabei war ihm der Top-Job in der “Heimat” Ingolstadt – Stadler ist im nahen Titting geboren und aufgewachsen – keineswegs in die Wiege gelegt. Vor Stadler war es undenkbar, dass die Ingenieurs-Marke Audi von einem Betriebswirt geführt wird. Die Zahlen sprechen für den dreifachen Familienvater. Audi rast unter Stadler von Rekord zu Rekord, zuletzt fuhr die Marke mit den Ringen einen Gewinn von 5,15 Milliarden Euro ein. Damit gehört der Fußball- und Eishockeyfan zu den Schwergewichten unter den Topmanagern im VW-Konzern, dem er seit 2010 angehört.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Der Q7 markiert den Startpunkt der zweiten großen Wachstumswelle im SUV-Bereich. Welche Bedeutung hat dieses Segment auch für Ihre künftige Strategie?
Der SUV-Boom geht langfristig weiter. Lag der SUV-Anteil an Audi-Verkäufen 2011 noch bei 18 Prozent, so haben wir diesen bereits bis auf 29 Prozent gesteigert. Damit haben wir den größten SUV-Absatz unter den Kern-Wettbewerbern. Bis 2020 rechnen wir mit einem weiteren Anstieg in Richtung 40 Prozent. Aufbauend auf dieser Analyse werden wir unsere Q-Modellreihe weiter ausbauen. In der Entwicklung sind Q1 und Q8. Ein sportlicher SUV im C-Segment mit Elektro-Antrieb ist auf den Weg gebracht. Das zeigt, welche Reise wir antreten. Wir sind Weltmarktführer bei Q3 und bei Q5, darauf bauen wir auf.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Sie haben den Q9 vergessen…
Der wird von Medien immer mal wieder spekuliert, bei uns aber nicht einmal diskutiert.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Aber Sie decken dann von Q1 bis Q8 alle Segmente ab und die Zwischensegmente dann über die geraden Zahlen.
Wir werden schauen, welche Potenziale in den Zwischensegmenten stecken und dann Entscheidungen treffen.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Auf der einen Seite gibt es einen klaren Trend zu SUVs. Gibt es auf der anderen Seite auch einen Trend weg von anderen Segmenten?
Im Gegenteil, wir werden auch unsere A-Reihe stärken. Bis 2019 werden wir Gesamtinvestitionen von 24 Milliarden Euro tätigen. Im Rahmen dessen werden wir unsere Modellpalette in Richtung 2020 von heute etwa 50 Modellen auf dann 60 ausbauen. Wir werden weiter wachsen und zwar quantitativ und qualitativ.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Keine Sorge, dass man die Modellspreizung übertreiben könnte – gerade als Premiummarke?
Nein. Die Kunst ist, eine Derivatisierung durch eine gute Plattformarchitektur kostenattraktiv darstellen zu können. Und dafür sind unsere Baukästen aus dem Konzern bestens geeignet. Zudem wachsen neue Märkte. China wird in absehbarer Zeit einen Gesamtmarkt von 30 Millionen Pkw pro Jahr haben. Daran wollen und werden wir weiter unseren Anteil haben und Marktführer im Premiumsegment bleiben.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Auf der Modellseite haben Sie noch Potenzial bei den MPV. Mercedes ist dort schon länger mit der B-Klasse, BMW hat den 2er gebracht. Wann sehen wir ein Audi-MPV?
Wir setzen auf die Q-Palette. Gerade der Bereich der SUVs bietet attraktives Wachstumspotenzial.

Rupert Stadler, Audi

Die gesetzlichen CO2-Anforderungen sieht der Audi-Chef als eine der größten Herausforderungen für die Autoindustrie. Bild: Conny Kurz

AUTOMOBIL PRODUKTION: Mercedes hat einen guten Schachzug gemacht, um seine Absätze im Luxussegment zu multiplizieren, indem sie die S-Klasse zu einer breiten Familie ausgebaut haben. Ist so etwas auch beim A8 denkbar?
Ein Modell mit normalem und langem Radstand gibt es schon. Wir sind mit unseren bisherigen Versionen sehr gut unterwegs und treffen damit den Geschmack der Kunden. Wir sehen, dass große SUVs von den Kunden so reich ausgestattet werden, dass sie in die preisliche Region der großen Limousinen kommen. Deswegen haben wir eine Entscheidung zugunsten des Q8 getroffen. Ein großer luxuriöser SUV prägt eine Marke auf eine ganz andere Art und Weise, nämlich sportlich, progressiv und nicht zu sehr tradiert. Da gehen wir ganz bewusst unseren eigenen Weg.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Stichwort BMW. Während man in München Motoren schrumpft und Kernwerte wie den Heckantrieb auch in Kernmodellen aufgibt, betont Audi – neben der Effizienz – die Themen Leistung und Fahrdynamik. Fahren Sie eine Art Anti-BMW-Strategie?
Nein, wir verfolgen einfach unseren eigenen Weg. Auf der einen Seite punkten wir mit leistungsstarken Aggregaten. Schauen Sie sich den RS6 Avant an. 8-Zylinder, Turbokonzept mit 560 PS, Sie können aber auch mit 4 Zylindern fahren. Das ist durch die Zylinderabschaltung möglich. In Summe erzielen Sie einen Verbrauch, der vor zehn Jahren unvorstellbar war. Und dabei müssen Sie auf nichts verzichten. Auf der anderen Seite gibt es den Audi A6 mit einem Vierzylinder-Diesel mit 190 PS. Der liegt bei 109g CO2, das ist ein sensationeller Verbrauchswert. Wir bringen für die Positionierung die richtigen Aggregate in ein Auto. Mal steht die Performance im Vordergrund und mal die Verbrauchseffizienz. Das setzen wir unter dem Konzept „Audi ultra“ um.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Ist das die große Herausforderung, diese Kammlinie zu finden, einerseits die Kernwerte in die Zukunft zu transportieren und auf der anderen Seite auch den Anforderungen, die die CO2-Regulierung stellt, Rechnung zu tragen?
Die CO2-Anforderungen, die durch Gesetz vorgegeben sind, sind eine der größten Herausforderungen für unsere Industrie. Technologisch haben wir mittlerweile gezeigt, wie wir diesen Weg beschreiten werden. Nämlich durch eine Elektrifizierung des Antriebsstrangs, der bei uns e-tron heißt. Zusätzlich dazu gibt es Kunden, die ein Leistungsaggregat wollen. Auch die werden wir natürlich bedienen.

Rupert Stadler, Audi

“Kaufgrund Nummer 1 ist das Design.” Progressiv, modern und sportlich soll sich Audi weiterentwickeln, so der Audi-Chef. Bild: Conny Kurz

AUTOMOBIL PRODUKTION: Dass der Marke Audi – zumindest von den Medien – Stillstand vorgeworfen wurde, hat stark mit dem uniformen Design der aktuellen Modelle zu tun. Mit dem A8 kommt die neue Linie. Wie wichtig ist das, um der Marke noch einmal einen Push zu geben?
1,7 Millionen Kunden allein im letzten Jahr werden Ihnen an dieser Stelle widersprechen. Kaufgrund Nummer 1 ist das Design. Wir haben gezeigt, dass wir erfolgreich sind. Dennoch darf man natürlich nie stehen bleiben, sondern muss sich immer weiterentwickeln. Die Konzepte des Audi Prologue von unserem Chef-Designer Marc Lichte zeigen sehr schön, wie wir unsere Designsprache weiterentwickeln. Sehr progressiv, modern und sportlich. Genau das sind auch unsere Kern-Markenwerte.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Der A4 und der A8 wurden zeitlich nach hinten geschoben, weil man optisch nochmal nachgeschärft hat, respektive der A8 ein völlig neues Design erhält. Hat Sie das im Kampf und die Premiumkrone zurückgeworfen?
Wir hatten uns für beide Modelle einen internen Zeitplan gesetzt und wir sind absolut auf Kurs. Der A4 wird technologisch ein richtiges Highlight und er wird die Marke auf ihrem Wachstumspfad weiter befeuern. Ebenso der neue A8. Wir haben den modularen Längsbaukasten in den letzten Jahren zukunftsfähig gemacht. Nun ist er über 2020 hinaus wertbeständig.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Sie wollten doch eigentlich Ende 2015 schon größter Premiumhersteller sein.
Das ist so nicht richtig. 2005 habe ich gesagt, dass wir uns bis 2015 Richtung Premiummarke Nummer 1 entwickeln wollen. Das umfasst mehr als nur Absatzzahlen. Da geht es auch um die Umsatzrendite, die Qualität, die Kundenzufriedenheit und vieles mehr. Seither ist viel passiert. Wir haben die einstige Nummer zwei überholt und den Abstand zu unserem Kernwettbewerber von damals 300.000 Einheiten auf 70.000 Einheiten reduziert. Wir sind deutlich profitabler. Unsere Kunden sind zufriedener. Das können Sie zum Beispiel am Customer Satisfaction Index in den USA ablesen. Das ist eine Riesenentwicklung. Konsequenterweise haben wir dann 2010 auf die nächsten zehn Jahre vorausgeschaut. Die Rahmenbedingungen haben sich geändert. Wir haben viele neue Gesetze, Anforderungen und Herausforderungen. Diese haben wir in unsere Vision für 2020 aufgenommen. Es geht nicht ausschließlich um Volumen, sondern darum, als Siegermarke wahrgenommen zu werden. Wenn wir dann am Ende auch beim Absatz vorne liegen, dann hätte ich nichts dagegen.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie wichtig ist für eine Siegermarke die Technologieführerschaft im Bereich autonomes Fahren. Ist das ein Schlüsselthema?
Davon bin ich überzeugt. Die Digitalisierung und das gesamte Thema um Big Data ist eine der Herausforderungen der Zukunft. Auch bei diesem Thema wollen wir den Lead für uns in Anspruch nehmen. Wir haben gezeigt, dass wir auf diesen Gebieten richtig weit vorne sind. Im Januar haben Journalisten es selbst erlebt und sind in unserem Audi A7 piloted driving concept pilotiert die 900 Kilometer von San Francisco nach Las Vegas gefahren worden. Im April konnten sie es auch auf der Autobahn A9 testen. Das zeigt, dass wir bei diesem Thema ganz vorne sind.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Sind die Autohersteller in der Lage, dieses Thema zu beherrschen?
Diejenigen, die ausreichend Kraft und Ausdauer haben, ja. Und da gehört Audi auf jeden Fall dazu.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Kommt die Disruption durch die neuen Player, die aus der IT-Ecke ins Geschäft drängen, durch die technologischen Änderungen oder von beiden Seiten?
Ich glaube, dass wir beim Thema IT im Auto schneller vorankommen als diese Player umgekehrt beim Thema Hardware Auto. Da steckt mehr an Erfahrung und Know-how drin als man gemeinhin denkt. Wir wollen aus dem Auto das größte und vielseitigste Mobile Device machen.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Dieser Wandel hat ja auch Einfluss auf Prozesse in Unternehmen. Was passiert bei Audi, um sich diesen neuen Herausforderungen anzupassen bei Themen wie Führungsstruktur, Qualitätsmanagement?
Wir diskutieren zur Zeit sehr viel über Industrie 4.0 oder wie wir sie nennen, die Smart Factory. Das ist die technische Seite. Wir müssen uns auch damit beschäftigen, wie die Gesellschaft 4.0 aussieht. Die definiert, was heute bei uns entstehen muss. Das hat Implikationen auf Qualitätsprozesse, auf Produktentstehungsprozesse, sicherlich auch auf Fertigungsprozesse. Das ist ein sehr komplexes Themenfeld und reicht bis zur Struktur des Handels. Wie kommuniziert der Kunde zukünftig mit seinem Händler, wie mit dem Unternehmen und wie mit seiner Marke.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Und wenn man in die innere Struktur von Audi blickt, gibt es da Verschiebungen, wie Sie sich aufstellen, brauchen Sie neue Geschäftsfelder?
Vor zehn Jahren hat Audi mit Audi Electronic Venture begonnen, eine Art Start-up-Kultur im Elektronikbereich entstehen zu lassen. Das ist die Basis für unsere gute Vorbereitung. Jetzt werden wir den nächsten Schritt gehen. Durch Joint-Ventures vernetzen wir uns intensiv mit anderen Firmen, lassen externes Know-how in die Firma herein. Es wird ein Transformationsprozess stattfinden. Auch die interne Kommunikation wird in diesem Zusammenhang überdacht. Finden Termine in großen Gruppen statt oder gibt es flexiblere Formen des gemeinsamen Arbeitens? Dadurch wird sich einiges ändern.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wo stehen Sie in diesem Transformationsprozess?
Er beginnt erst, aber wir sind gut darauf vorbereitet. Und das ist wichtig. Wir werden nicht alles streichen, was bisher gut war. Es ist ein schrittweiser Prozess.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Sind Firmenzukäufe im Bereich Connectivity ein Thema für Sie oder gehen Sie die Lösung der komplexen Thematik über Partnerschaften an?
Das tun wir längst. Nehmen Sie den Bereich des zentralen Fahrerassistenzsystems. Das ist die Grundvoraussetzung für pilotiertes Fahren und Parken. Auf diesem Gebiet sind wir eng mit Zulieferern und eigenen Joint-Ventures vernetzt, die für uns selbst entwickeln. Das ist perfekt. Nur so nehmen Entwicklungen Fahrt auf. Denn wenn man meint, man kann alles selber machen, dann wird man keine Geschwindigkeit erzeugen.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Apropos Geschwindigkeit. Audi hat eine sehr starke Marktposition in China, ist aber auch abhängig von der Entwicklung dort. Macht Ihnen das nachlassende Wachstumstempo Sorgen?
Nein. Was aktuell in China zu sehen ist, trifft uns nicht überraschend. Das Marktwachstum in China normalisiert sich wie erwartet. Wir haben uns darauf eingestellt und sehen im Premiumsegment mittelfristig weiteres Wachstumspotenzial. Selbst wenn wir nur im einstelligen Prozentbereich wachsen, ist das gemessen am Gesamtvolumen eine Riesennummer. Die Illusion, immer zweistellig zu wachsen, hatten wir nicht. Auf der anderen Seite wachsen wir in allen Weltregionen und haben auch zweistellige Zuwachsraten in den USA. Die Triade ist uns wichtig. In China sind wir die Nummer 1. In unserem Heimatmarkt Europa sind wir die Nummer 1. Und in den USA spielen wir auf Angriff. Dort sind noch große Potenziale für unsere Marke.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Dort sind Sie mit der Entwicklung zufrieden?
Unsere Marke ist bei Kunden und vor allem bei unseren Händlern wertgeschätzt. Die sehen das Zukunftspotenzial und investieren kräftig. Und wir verdienen gutes Geld.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Einer Ihrer großen Vorteile gegenüber dem Wettbewerb ist der VW-Baukasten. Im Zusammenhang mit der Diskussion um Martin Winterkorn wurde von Kritikern angeführt, die Effizienzen würden nicht wie gewünscht genützt. Wie zufrieden sind Sie denn mit dem Konzernbaukasten, was bringt er Ihnen und wo ist noch Potenzial drin?
Wir sind für den modularen Längsbaukasten des Konzerns zuständig. Das ist unsere Entwicklungsaufgabe und die Schwestermarken können davon profitieren, genauso wie wir vom Querbaukasten profitieren. Auf beiden Feldern sind wir gut unterwegs. Sonst hätten wir im sogenannten A-Segment nicht diesen globalen Erfolg. Das bezieht sich auf die Modelle der A3-Familie. Eine A 3 Limousine ist das beste Beispiel, wie flexibel wir mit diesen Baukastenstrukturen arbeiten.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Sehen Sie da ein Risiko, dass man durch den Baukasten, dass sich die Marken zu nahe kommen könnten. Dazu fallen mir Porsche Macan und Q5 ein?
Da gibt es kein Problem. Die Q5-Produktion läuft nach wie vor sehr gut und der SQ5 ist ausverkauft. Insofern gibt es überhaupt keine Bedenken. Jede Marke muss ihr eigenes Profil entwickeln. Schauen Sie auf den richtig sportlichen Audi TT, den uns die Querplattform ermöglicht. Der ist Premiumsegmentführer gegenüber einem SLK oder einem Z4.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Audi hat die Hoheit über den modularen Längsbaukasten. Sind Sie mit dieser Rolle im Konzern zufrieden?
Ich bin mit der Rolle sehr zufrieden. Wir sind Wertetreiber im Konzern und ich gehe davon aus, der Konzern ist ebenfalls zufrieden mit dem, was Audi leistet.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie zufrieden sind Sie mit dem Fortgang des Werks in Mexiko?
Mexiko ist generalstabsmäßig geplant. Wir als Vorstand sitzen einmal pro Monat bei einem Mexiko-Tag zusammen und gehen über alle Gewerke des Projekts. Und ich muss sagen, das macht die Mannschaft wirklich toll.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wieso sind Sie eigentlich nicht nach Chattanooga gegangen? Das Werk ist ja auch nicht zwingend ausgelastet.
Wir sind davon überzeugt, dass Mexiko im Sinne einer Nachhaltigkeit für Audi der richtige Schritt ist. Der Konzern hat das bestätigt. Wir können zollfrei in viele Märkte dieser Welt exportieren. Wir haben Free Trade Agreements. Und wir nähern unsere Ausgaben und Einnahmen im Dollarraum so an, dass wir weniger stark den Wechselkursschwankungen des Dollars ausgesetzt sind. Und Mexiko ist in der Weltliga der Produktionsstandorte angekommen.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Bestätigt sich das auch in der Mitarbeiter-Qualität, die Sie dort vorfinden?
Absolut. Wir haben über 120.000 Bewerbungen für 3.800 Jobs bekommen. Wir haben die Besten ausgewählt.

AUTOMOBIL PRODUKTION: In Mexiko haben Sie viel Platz, in Ingolstadt eher wenig. Haben Sie in ihrem Stammwerk und vor dem Hintergrund des A4-Hochlaufs das Potenzial zu wachsen?
Ingolstadt ist das zweitgrößte Automobilwerk Europas mit einer enormen Produktkomplexität. Die Mannschaft macht hier einen sensationell guten Job. Sie können über unserem Stammwerk ständig Baukräne sehen, weil wir permanent umbauen, erweitern. Mit der Fertigung in Münchsmünster südöstlich von Ingolstadt haben wir das Werk bereits um eine Außenstelle erweitert.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Blicken wir auf ihre globale Produktionslandschaft. Ist das die Struktur, mit der Audi in die nächsten zehn Jahre geht?
Ja. Wir haben die Grundstruktur gelegt. In China haben wir mit Changchun einen großen Fertigungsstandort und sind im Süden mit Foshan gut aufgestellt. In Nordamerika steht unser Werk in Mexiko. Wir haben unsere eigene Struktur mit Brüssel, Györ, Ingolstadt und Neckarsulm plus das, was wir aus dem Konzern nutzen. Ich glaube, das ist perfekt.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Gehört es zu der Klaviatur, dass man den A1 vielleicht nach Martorell verlegt?
Wir machen uns regelmäßig Gedanken darüber, wie wir welche Werke belegen. Aber das ist Business as usual. Da gibt es im Moment nichts zu verkünden.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Ohne Zweifel ließe sich die Marge des A1 steigern, würde man diesen in Spanien und nicht im teureren Belgien bauen…?
Netter Versuch, aber ich bleibe dabei, da gibt es nichts zu verkünden.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wenn wir schon bei Gerüchten sind. Bernie Ecclestone würde Sie gerne in der Formel 1 begrüßen und Herr Berger hat gesagt: toller Partner für Red Bull Racing als Motorenlieferant.
Das glaube ich.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Werden wir Sie demnächst an den F1-Ringen sehen?
Ich verfolge die Formel 1, aber das ist es auch. Wir haben bei Audi ein klares Motorsport-Programm entschieden. Das heißt DTM, das heißt Langstrecken-Meisterschaft mit der World Endurance Championship, wo wir seit über 15 Jahren sehr erfolgreich sind und wir haben zusätzlich den Kundensport aufgebaut. Jetzt gehen wir mit einem TT Cup neu ins Rennen. Mit dieser Serie sind wir unglaublich nah an unseren Kunden.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Formel 1 also eher nicht?
Nein. Gar nicht. Wir haben ein klares Programm.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Ende 2016 sind Sie zehn Jahre Audi-Chef. Gibt es ein persönliches Ziel, dass Sie dann erreicht haben wollen?
Mein Ziel ist, die Marke als Premiummarke Nummer 1 zu positionieren. Da haben wir uns gemeinsam mit der Mannschaft ambitionierte Ziele gesetzt. Und diese Erfolge möchte ich gerne mit dieser Mannschaft auch einfahren.

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