Eine besondere Leistungsschwäche war den Alpina-Modellen seit ihren Anfängen Mitte der 60 Jahre nie anzumerken. Im Gegenteil: schließlich begann mit einer modfizierten Vergaseranlage, die die Leistung des BMW 1800ers von 80 auf 90 PS steigerte, unter Firmengründer Burkard Bovensiepen eine automobile Erfolgsgeschichte, die nicht nur im beschaulich-schönen Allgäu von sich reden machte. Wem BMW zu wenig ist, der wird zumeist bei Alpina fündig, denn das Bovensiepen-Trio macht jeden noch so guten BMW eben noch etwas exklusiver ? und insbesondere schneller. Bei der 50er-Sonderedition des ohnehin überaus ambitioniert motorisierten B5 mit seinen 397 kW / 540 PS wurde nicht nur bei der Ausstattung, sondern insbesondere beim Antrieb nachgelegt.

Dem doppelt aufgeladenen V8-Triebwerk mit seinen 4,4 Litern Hubraum werden durch die geburtstägliche Überarbeitung 441 kW / 600 PS und ein spektakuläres Drehmoment von 800 Nm entlockt, die ab 3.500 U/min zur Verfügung stehen. Der Unterschied ist bereits auf den seicht gewundenen Landstraßen rund um Buchloe zu spüren. Nicht, dass der normale B5 hier nicht hätte glänzen können, doch die 60-Mehr-PS lassen den über 1,9 Tonnen schweren Ex-5er zu einem wahren Tourenwagen werden, der anschiebt, als gäbe es kein Halten mehr. Die Tachonadel auf blauem Grund fliegt im Uhrzeigersinn nur so über die weißen Skalen – Kraft, Drehmoment und wahrer Fahrenthusiasmus aus jeder Geschwindigkeit und jedem Drehzahlbereich. Aus dem Stand spurtet der Bayer in 4,2 Sekunden auf dem Tempo 100. Die Höchstgeschwindigkeit liegt mit 328 km/h weit ? sehr weit ? über dem, was der Plattformgeber BMW sonst bereit ist, seinen Kunden zu erlauben. Der BMW M5, der in seiner letztjährigen 30-Jahre-Edition  ebenfalls mit 600 PS brüllen durfte, fährt sich gegen den seidenweichen B5 krawalliger, spitzer, bulliger ? und eben deutlich langsamer. Für alle Fälle ist die Alpina-Bremsanlage mit blau lackierten Sätteln für den Leistungszuwachs vergrößert worden. Der Normverbrauch des BMW Alpina B5 ist mit 9,5 Litern eindrucksvoll niedrig.

Wenn dem 4,91 Meter langen Allgäuer etwas fehlt, dann ist es ein Allradantrieb. Denn auch wenn eine mechanische Differenzialsperre zusammen mit den 20-Zöllern im Format 255/35 ZR20 vorn und 295/30 ZR 20 hinten für viel Grip im Grenzbereich sorgen, dürfte es gerne jener variable Allradantrieb sein, der auch in anderen BMW- und Alpina-Modellen für zusätzliche Souveränität sorgt. Eindrucksvoll ist nicht nur die feine Abstimmung des Fahrwerks inklusive Wankstabilisierung. Zudem hat der Pilot manuelle Beeinflussungsmöglichkeiten seiner Gangart über die bekannten Fahrmodi zwischen Komfort und Sport Plus. Eine perfekte Symbiose aus engagierter Sportlichkeit und Langstreckenkomfort realisiert dabei die Servounterstützung der präzisen, aber nicht zu spitzen Lenkung. Die Achtstufenautomatik aus dem Hause ZF ist auch im Alpina B5 mit der Switchtronic versehen, wodurch sich die einzelnen Stufen am Lenkrad links herunter und rechts hoch schalten lassen. Nett allemal für das engagierte Anbremsen vor der Kurve, doch im Endeffekt verrichtet der Automatikmodus genauso gekonnt seine Arbeit. Sonor im Hintergrund grollend ist die vierflutige Auspuffanlage vom Rennsport-Spezialisten Akrapovic, die in den Fahrmodi Sport / Sport Plus besonders hungrig tönt und ganz nebenbei 17 wertvolle Kilogramm Gewicht spart.

Der Innenraum der Edition 50 wurde im Vergleich zum normalen Alpina B5 ebenfalls aufgewertet. So gibt es eine belederte Armaturentafel sowie schwarze Ledersitze, mit grünen Mittelbahnen und Karosteppung in schwarz / gelb, die an den 330 PS starken Alpina B7 Turbo S Coupé erinnern soll, der 1982 für Aufsehen sorgte. Die Höchstgeschwindigkeiten weit über 300 km/h lassen sich ganz nebenbei mit bis zu fünf Personen und entsprechendem Gepäck erledigen, das im 520 Liter großen Laderaum Platz findet. Der Basispreis für den BMW Alpina B5 Edition 50 liegt bei 114.200 Euro. Wer mehr Platz benötigt, kann den Allgäu-Express auch als 117.500 Euro teure Touringversion ordern. Doch es heißt ganz dem Alpina-Motto, schneller als schnell sein. Die limitierte Edition ist ebenso nahezu ausverkauft wie der Coupébruder des B6 Edition 60 ? mit seiner speziell konturierten Motorhaube. Welche Nummer der begehrten Sondereditionen man steuert, ist auf der Plakette vor dem Innenspiegel und dem Schlüsselanhänger eingraviert.

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Stefan Grundhoff, press-inform

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