Herbert Diess, BMW

Ein spannendes neues Management-Kapitel, beginnt bei VW, wenn Herbert Diess am 1. Juli als neuer Markenchef antritt. (Bild: Archiv)

Dem 57-jährigen Topmanager eilt aus München der Ruf eines harten Sparers voraus, aber auch der eines Managers, der einen Erneuerungsprozess moderieren kann und die Mitarbeiter mit auf den Weg nimmt. So gilt Diess als einer der Schlüsselfiguren der bei BMW umgesetzten Number One-Strategie, die Basis ist für die derzeit erstklassige Position des Münchner Premiumherstellers mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit und Effizienz von Produktionsprozessen.

So etwas ähnliches wünscht man sich bei VW auch. Die Aufgabe stellt sich bei VW nach Einschätzung von IHS ungleich komplizierter dar. Diess kommt in einer schwierigen Situation nach Wolfsburg. Die Kernmarke des VW-Konzerns muss bis 2018 rund fünf Milliarden einsparen; die auch im Vergleich zu direkten Wettbewerbern klägliche Rendite von 2,5 Prozent muss nach oben. Das in einem Umfeld, in dem zuletzt auch die lange robusten Absatzzahlen nicht mehr stimmten. So verkaufte VW im Mai 5,9 Prozent weniger Autos als im selben Monat des Vorjahres. In den ersten fünf Monaten waren es insgesamt 2,5 Millionen Einheiten, 3 Prozent weniger als noch im Vorjahr. Vor allem in China bekommt die Marke das nachlassende Wirtschaftswachstum zu spüren. Hinzu kommen die chronischen VW-Absatzprobleme in Nordamerika. Nicht gut läuft es aufgrund der wirtschaftlichen Lage in Brasilien, miserabel in Russland.

Mit Blick auf die Verbesserung der Rendite dürfte ein erster Arbeitsschwerpunkt von Diess darin liegen, die Effizienz des Modularen Querbaukastens (MQB) besser zu nutzen.

Unabhängig von den Sachthemen steht Diess auch vor erheblichen hauspolitischen Herausforderungen. Im VW-Konzern gilt es als enorm wichtig, über eine entsprechende Hausmacht zu verfügen, fast alle Topmanager des Konzerns haben “Stallgeruch”. Als unabdingbar gilt eine gute Vernetzung Richtung des mächtigen Betriebsrats.

Der ist durch den Machtkampf zwischen Ferdinand Piech und Martin Winterkorn noch einflussreicher geworden. Schließlich waren es die Arbeitnehmervertreter mit Betriebsratschef Bernd Osterloh an der Spitze, die Winterkorn entscheidend den Rücken stärkten. Interessant dürfte es werden, sollte der als nicht gerade diplomatisch geltende Diess zu sehr die Sparaxt schwingen. Osterloh werde dann den Konzernlenker sicherlich daran erinnern, wer ihm in schwerer Stunde beigestanden hat, mutmaßt ein VW-Insider.

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fv

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