Jaguar XE

Noch ist nicht entschieden, ob Polen den Zuschlag für das neue Werk von Jaguar Land Rover bekommt. Die Vorfreude ist aber bereits groß. (Bild: W.Gomoll; press-inform)

“Polen führt derzeit Gespräche mit einen gewichtigen Partner aus dem Automobil-Sektor”, bestätigt eine Regierungssprecherin auf Anfrage von AUTOMOBIL PRODUKTION. Dabei sei eine Investitionssumme von 1,2 Milliarden Pfund (1,7 Milliarden Euro) im Spiel, erklärte sie, ohne den konkreten Namen des Investors zu verraten.

Damit reagierte die polnische Regierung auf Medienberichte, die seit geraumer Zeit die Runde machen. Es geht um den Bau eines neues Werkes des indischen Investors Tata Motors, der den Angaben zufolge in Osteuropa einen neuen Standort sucht. Polen liefere sich hier ein Kopf- und an Kopf-Rennen mit anderen Ländern – und zwar besonders mit der Slowakei, heißt es. Die britische Sunday Times berichtete gerade, dass eine Entscheidung, wer den Zuschlag erhält, schon in der kommenden Woche fallen könnte. Die konservative polnische Tageszeitung Rzeczpospolita geht davon aus, dass die “Gespräche kurz vor dem Abschluss stehen”.

“Solange die Dokumente nicht unterschrieben sind, ist nichts sicher”, sagte J.J Singh – der Vertreter der polnisch-indischen Industrie- und Handelskammer im Gespräch mit dem polnischen Wirtschaftssender TVN24 Biznes. Der indische Funktionär bestätigte aber: „Zwei Länder sind noch als Kandidaten übrig geblieben: Polen und die Slowakei”.

Singh wies darauf hin, dass die Polen gegenüber ihrem südlichen Nachbarn über einen Vorteil bei den Arbeitskosten verfügen: “In Polen kostet die Arbeitsstunde 6,30 Pfund, während sie in der Slowakei bei 7,25 Pfund liegt”. Wichtiger ist für eine Entscheidung seinen Aussagen zufolge, ob der Investor “alles das bekommt, was er von der polnischen Regierung will”.

Es geht um die Subventionen, die nach Medienberichten in Polen höher sein sollen als in der Slowakei. Diese Unterstützungen könnten darin bestehen, dass der Autobauer weniger Körperschaftssteuer (CIT) bezahlen müssen. Das Werk müsste dann in einer der zahlreichen Sonderwirtschaftszonen ansiedeln, die es im Land gibt. Genaue Zahlen, wie viel weniger sie entrichten müssten, gibt es nicht. Doch steht fest, dass die Subventionen nicht höchstens 125 Millionen Zloty (30 Millionen Euro) betragen dürfen. Mehr kann Polen einem einzelnen Investoren generell nicht gewähren.

Derweil spekulieren die Medien über den Standort, den Start der Fabrik sowie die Höhe der Produktions- und Mitarbeiterzahlen. Niederschlesischen Zeitungen rechnen damit, dass die Fabrik in ihrer Region errichtet wird. Rzeczpospolita teilt hingegen diese Einschätzung nicht. Das Blatt geht davon aus, dass der neue Investor in die Nähe von Krakau kommt. Es berichtet von bis zu 350.000 Fahrzeuge, die ab 2019 an dem neuen Standort vom Band laufen sollen. Dort könnten zwischen 6.000 bis 8.000 Mitarbeiter beschäftigt werden. Alles in allem – nimmt man die Zuliefererindustrie hinzu – werden möglicherweise 20.000 neue Arbeitsplätze entstehen, mutmaßen die Journalisten.

Da scheint ein ordentlicher Euphoriezuschlag dazu gekommen zu sein. So schrieb die britische Sunday Times von lediglich knapp 200.000 Wagen, die Jaguar Land Rover in Polen herstellen will. In jedem Fall würde der Zuschlag für Polen ein wichtiger Schritt, um den eigenen Industriestandort aufzuwerten. Das Land würde sich näher an Tschechien und an die Slowakei herantasten, die bisher in der Region die Führungsrolle übernommen haben, wenn es um die Produktionszahlen geht.

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Aus Polen berichtet Sebastian Becker

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