Sag' noch einer, dass sie bei BMW nicht dazulernen. Erst verpassen sie dem i3 eine Batterie mit mehr Leistungsdichte, und dann geben sie die gestiegene Reichweite noch realistischerweise mit 200 Kilometern an. Bravo! Neue Lithium-Ionen-Zellen mit einer höheren Speicherdichte geben dem Stromspender eine Kapazität von 33 Kilowattstunden. Das erhöht die Reichweite des verbesserten i3 (Bezeichnung: 94 Amperestunden (Ah)) im Normzyklus von 190 auf 300 Kilometer und minimiert im Umkehrschluss die Reichweiten-Angst nennenswert. Die Aufrüstung ist überfällig und beruhigend zugleich. Wenn im Winter die Heizung die Scheiben freihält oder im Sommer die Klimaanlage das Deodorant unterstützt, schmelzen die Rest-Kilometer auf der Digital-Anzeige, wie Eis in der Sonne.

Bei den größeren Akkus hilft es, dass die BMW-Techniker die Ladegeschwindigkeit ebenfalls erhöht haben und die Batterien genauso schnell gefüllt werden, wie beim Vorgängermodell. Das bleibt übrigens für einen Preis von 34.950 Euro im Programm, für 1.200 Euro mehr bekommt man die Variante mit den leistungsfähigeren Akkus. Da ist es nicht schwer vorherzusehen, für welches Modell sich die meisten Käufer entscheiden werden. Legt man noch 4.500 Euro drauf, bekommt man nach wie vor den Range-Extender, der für rund 150 zusätzliche Kilometer gut ist und selbst den größten Reichweiten-Skeptikern die Furcht nimmt. Die Tatsache, dass der Top-i3 dann mindestens 40.650 Euro kostet, dürfte den Absatz nicht gerade ankurbeln. Wer seinen i3 mit der neuen Batterie nachrüsten will, kann das mit der wenig schmeichelhaften Bezeichnung "Retrofit" tun. Was sich die BMW-Vertriebs-Experten dabei gedacht haben, für den Tausch 7.000 Euro zzgl. Steuern und Umbaukosten aufzurufen, bleibt wohl auf ewig ihr Geheimnis. Denn es ist nicht schwer vorherzusagen, dass die Anzahl der Kunden, die das Angebot annehmen, homöopathisch sein wird. Es sei denn, der Restwert des 60-Ah-Modells sinkt so drastisch, dass sich der Akkutausch lohnt.

 

Zumal die Verkaufszahlen des i3 alles andere als zufriedenstellend für den Münchner Autobauer sind. Die Anfangs-i3-Euphorie ist längst verflogen, man hofft jetzt auf den Subventions-Effekt. Der lässt noch auf sich warten: Im Juni entschieden sich gerade mal 47 Deutsche für den i3, in den ersten sechs Monaten des Jahres waren es insgesamt 823 Autofahrer, die sich eines der BMW-Elektromobile leisteten. Damit befindet sich der i3 auf Augenhöhe mit dem Nissan Leaf, den 42 Käufer im Juni wählten und 647 im ersten Halbjahr. Keine sehr ermutigenden Ergebnisse für den BMW-Stromer. Zum Vergleich: Der Renault Zoe fand im Juni 225 Käufer und in den ersten sechs Monaten 2016 gingen 1.279 Fahrzeuge über den Ladentisch. Der Wettbewerb wird noch härter werden, wenn Opel Anfang des nächsten Jahres den Ampera-e mit einer Norm-Reichweite von 320 Kilometern und einem Kampfpreis unterhalb von 30.000 Euro auf den Markt bringt.

Beim Fahren hat sich beim BMW i3 indes nichts geändert, da der 125 kW / 170 PS-Motor erhalten bleibt. Der Antritt macht mit 7,3 Sekunden von null auf 100 km/h nach wie vor Freude. Davon konnten wir uns bei einer ersten Probefahrt überzeugen. Dass die Höchstgeschwindigkeit auf 150 km/h begrenzt, erweist sich wie zuvor auch als spaßbremsend. Aber zu schnell möchte man mit den Teerschneider-Reifen auch nicht in die Kurven gehen. Die Innenraum-Änderungen sind marginal: Der unansehnliche Automatik-Wähl-Prügel stört immer noch. Neu ist das Armaturenbrett aus Eichenholz, was wirklich schick aussieht und das Cockpit wohnlicher macht. Auch der neue blaue Lack macht was her, aber ob das die Verkaufszahlen durch die Decke gehen lässt, bleibt abzuwarten.

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