Und vor allem: Würde er auch auf deutschen Straßen Sinn machen?

Ok, ein Auto über fünf Meter Länge hat Einiges zu bieten. Zum einen jede Menge Windwiderstand und zum anderen zahllose imaginäre Zielscheiben auf dem Blech für Neider und passionierte Weltretter. Doch hinter dem Stahl der gewaltigen Türen, die an Tore erinnern, kommt noch etwas ganz anderes zum Vorschein. Und das ist leider etwas, das nur Kunden oder zumindest ernsthaft Interessierte zu Gesicht oder Gesäß bekommen: Platz, Komfort und nochmals Platz. Beim Ford Expedition geht die Sache mit dem Platz soweit, dass entweder bis zu acht Personen oder 3.067 Liter Gepäck hineinpassen. Wer sich für die XL-Version, beziehungsweise im Ford-Jargon EL-Version, entscheidet, kann dank einer auf 5,61 Meter verlängerten Karosserie bis zu 3.704 Liter mitschleppen. Doch zurück zum nur 5,23 Meter kleinen Bruder. Schon ein Blick auf den Radstand sagt alles: drei Meter können einfach zu keinen Knieschäden führen. Dass dies auch für die dritte Reihe gilt, davon können deutsche Premiumfahrer, mit Ausnahme eines Mercedes-Benz GLS, nur träumen. Großgewachsene Mitfahrer werden dort hinten mehr über eine zu geringe Kopffreiheit als über gequetschte Beine meckern. Aber mal ehrlich, wann fährt denn überhaupt mal ein Erwachsener in einer der hinteren beiden Dreierbänke mit?

Gute Übersicht dank Technik

Für den Antrieb des 2,6 Tonnen schweren und ab 45.000 Euro teuren Amerikaners kommt ein 3,5 Liter großer V6-Benzinmotor zum Einsatz, der auch unter der Haube des F150 arbeitet. 370 PS und 570 Newtonmeter haben zu keinem Zeitpunkt Schwierigkeiten mit dem Dickschiff. Wenn die potenzielle Anhängelast von 4,17 Tonnen ans Heck geschnallt wird, wird sich das natürlich ändern. Dank des Allradantriebs und der sehr leichtgängigen, typisch amerikanisch schwammigen Lenkung, wird aber auch dann die Reise überraschend simpel. Mal abgesehen davon, dass eben jene Lenkung nahezu überhaupt keine Rückmeldung an den Fahrer weitergibt, fällt das Pilotieren des mit Spiegeln 2,33 Meter breiten Ungetüms spielend leicht aus. Der Vortrieb wird von einem angemessenen V6-Klang untermalt und die bis zu acht Insassen werden in die komfortabel belederten Sitze gepresst. Zur ausgeprägten Kurvenhatz sollte dieser Antrieb jedoch nicht verleiten, da die Federung zwar in drei Stufen variiert werden kann, das Fahrwerk aber eigentlich nur den Geradeauslauf mag. Sollten Mitfahrer bei kurvigen Fahrten über Seekrankheit klagen, sollten sie ernstgenommen werden.

Dass sich ein Fahrzeug mit einem Wendekreis von über zehn Metern in Deutschland mehr schlecht als recht verkaufen ließe oder lässt, ist ein offenes Geheimnis. Na gut, dieses Problem ergibt sich nur in europäischen Großstädten und nicht dort, wo er verkauft wird: in den USA. Wer sich erst einmal mit der groben Bedienung des Sechsgang-Automatikgetriebes per Lenkstockhebel angefreundet hat, schreckt aber auch vor dem Einlegen des Rückwärtsgangs nicht mehr zurück. Eine Rückfahrkamera und ausreichend Sensoren sorgen für ein beruhigendes Gefühl trotz Null-Sicht. Der Ford Expedition ist, bei gut gefüllter Urlaubskasse, ein Mietwagen, der kaum Wünsche offen lässt. Nicht nur Shopping-Freunde und Großfamilien werden ihn lieben. In deutschen Innenstädten wird er wohl so gut wie nie zu sehen sein – und vielleicht ist das auch besser so.

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