Volkswagen Chattanooga Passat

Fertigung eines Passat im Volkswagen-Werk Chattanooga: Auch nach dem nun bevorstehenden Vergleich ist der Abgas-Skandal für VW noch nicht ausgestanden. Es drohen Milliardenklagen von Anlegern wegen angeblicher Marktmanipulationen. (Bild: Volkswagen)

Ein entsprechendes Paket sieht Rückkäufe, Entschädigungen und Strafen vor. Das geht aus einem Dokument hervor, das US-Kläger am Dienstag (28. Juni) bei einem Gericht in San Francisco einreichten.

Die Wolfsburger verpflichten sich demnach, Hunderttausende von der Affäre betroffene Dieselwagen in den USA zurückzukaufen oder umzurüsten. In dem Gesamtbetrag soll auch eine Zahlung von 2,7 Milliarden Dollar an einen Fonds enthalten sein, mit dem Umweltprojekte gefördert werden sollen. Außerdem soll VW 2 Milliarden Dollar in Infrastruktur zur Reduzierung von Emissionen investieren.

Der Vergleich ist noch nicht rechtskräftig. Zunächst muss US-Richter Charles Breyer dem Entwurf zustimmen. Bei ihm sind Klagen in den USA gebündelt. Bis zum Dienstag mussten der Konzern und die Gegenseite dort einen Vorschlag vorlegen.

 

Breyers endgültige Entscheidung wird für Ende Juli erwartet. Danach haben Kläger die Möglichkeit, das Vergleichsangebot anzunehmen. Am Nachmittag (MESZ) wollen sich außerdem in Washington Vertreter des US-Justizministeriums und der Umweltbehörde EPA zur Einigung äußern.

Der VW-Konzern hatte nach Vorwürfen des US-Umweltamtes EPA zugegeben, in großem Stil bei Abgastests getrickst zu haben. Insgesamt hat VW bislang gut 16 Milliarden Euro (aktuell 17,6 Mrd US-Dollar) für die Folgekosten der Manipulationen zurückgelegt. Dabei geht es aber nicht nur um die Probleme in Amerika - weltweit sind elf Millionen Wagen betroffen. Im April hatte VW bereits eine Grundsatzeinigung mit Klägern in den USA erzielt, nun folgte die genaue Ausgestaltung.

Verbraucherschützer fordern Schadenersatz wie in den USA auch für europäische Kunden. Eine solche Lösung für Europa hatte VW aber unter Verweis auf die unterschiedliche Gesetzgebung wiederholt abgelehnt.

Für Volkswagen ist der Abgas-Skandal noch lange nicht ausgestanden. Es drohen Milliardenklagen von Anlegern wegen angeblicher Marktmanipulationen. Außerdem sind die Rückrufe der betroffenen Wagen noch nicht abgeschlossen.

Die Abgas-Affäre hatte VW in eine schwere Krise gestürzt und im vergangenen Jahr für den größten Verlust der Konzerngeschichte gesorgt. Volkswagen hat auch als Reaktion auf die Krise inzwischen eine neue Strategie vorgelegt. In der neuen «Strategie 2025» hatte VW-Chef Matthias Müller angekündigt, die Elektromobilität massiv auszubauen. Darüber hinaus will er Milliarden für neue Mobilitätsdienstleistungen wie Carsharing investieren.

(Update von 16:30 Uhr) Der Finanzchef des VW-Konzerns sieht in den Vergleichsplänen für den Diesel-Skandal in den USA eine "sehr erhebliche Bürde für unser Geschäft". Die milliardenteure Einigung, deren Details am Dienstag in den USA veröffentlicht wurden, machten den eingeschlagenen Sparkurs umso nötiger, sagte Frank Witter in einer Mitteilung. Das Gebot der Stunde sei, "die operative Exzellenz im gesamten Konzern zu verbessern". Der Finanzvorstand warnte mit Blick in die USA: "Vergleichslösungen in dieser Größenordnung belasten uns ohne Zweifel erheblich."

VW-Konzernchef Matthias Müller nannte die Vereinbarungen "einen wichtigen Schritt nach vorn". Doch der Weg sei noch weit, mahnte er. "Wir sind uns bewusst, dass wir noch viel tun müssen, um das Vertrauen der Menschen in Amerika zurückzugewinnen. (...) Wir werden Volkswagen zu einem besseren und stärkeren Unternehmen machen", sagte er. Nach dem Skandal um die Abgas-Manipulationen sei es das erklärte Ziel, einer der Marktführer für "nachhaltige Mobilität" zu werden.

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dpa