Stefan Bratzel CAM

CAM-Leiter Bratzel fordert einen Paradigmenwechsel beim Qualitätsmanagement der Automobilhersteller. (Bild: CAM)

Wie der Leiter des Center of Automotive Management (CAM) in seiner Rückruf-Studie 2015 feststellt, seien sicherheitsrelevante Mängel meist nur die “Spitze des Eisberges”. Hinzu komme eine große Anzahl stiller Rückrufe oder auch Serviceaktionen, die in den offiziellen Zahlen nicht enthalten seien.

Bratzel fordert deshalb einen Paradigmenwechsel im Qualtitätsmanagement der Automobilhersteller. Schließlich sei das Risiko großer Rückrufaktionen durch markenübergreifende Plattform- und Gleichteilestrategien sowie globaler Produktionsnetzwerke erheblich gestiegen. Gleichzeitig akzeptieren die Kunden sicherheitsrelevante Mängel immer weniger.

Rückrufe 2015

Die absoluten Rückrufmengen der Pkw-Hersteller 2015. Bild: CAM

Jedoch trägt laut Bratzel das Qualitätsmanagement vieler Autobauer noch nicht den neuen globalen Produktsicherheitsanforderungen Rechnung. Sein Vorwurf: “Manche Hersteller betreiben zur kurzfristigen Gewinnmaximierung eher reaktive Qualitätsmanagementsysteme mit nachsorgender Gewinnmaximierung, teilweise unter billigender Inkaufnahme von Unfällen.” Stattdessen seien proaktive und vorsorgende Produktqualitätsstrategiennotwendig. Eine umfassende und langfristige Kosten-/Nutzenbetrachtung müsse hier im Mittelpunkt stehen.

Die höchsten Rückrufquoten hätten die japanischen Hersteller Mitsubishi, Mazda und Honda. “Honda leidet besonders unter dem Airbagdesaster des Zulieferers Takata”, heißt es in der Studie. Das Unternehmen habe deshalb mehr als 10 Millionen Autos in die Werkstätten beordern müssen. Auch die Rückrufe von Mitsubishi betrafen zu zwei Dritteln Airbagdefekte. Die Fiat-Tochter Chrysler musste 1,4 Millionen Fahrzeuge zurückrufen, um sie vor Hacker-Angriffen zu schützen. Die deutschen Hersteller hatten dagegen deutlich weniger Probleme.

Darüber hinaus warnt der CAM-Leiter vor den Gefahren von zuviel Software im Auto. Die Risiken würden im erheblichen Maße steigen. Zahlreiche Meldungen über Hackerangriffe auf Fahrzeuge verschiedener Hersteller zeigen, dass kein Autobauer davor gefeit scheint. Bratzel fordert, dass die OEMs auch hier neue Methoden der Qualtitätsverbesserung prüfen: “Nicht nur für neue Fahrzeugfunktionen, auch zur Verbesserung der Produktqualität werden Fahrzeughersteller künftig – ähnlich wie Internetkonzerne – Over-the-Air-Updates durchführen müssen.”

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Gabriel Pankow

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