Thomas Weber Daimler Entwicklungsvorstand

Daimlers Entwicklungsvorstand Thomas Weber glaubt an den Durchbruch der E-Mobility. (Bild: Daimler)

Daimler-Entwicklungsvorstand Thomas Weber erklärt: "Wir investieren massiv in die Elektromobilität und sind davon überzeugt, dass der Markt jetzt soweit ist." Damit sich diese Investitionen auch rentierten, bräuchte es jedoch letztlich mehr Kunden, die sich für ein E-Auto entscheiden. Weber steht der Prämie für Elektroautos in Deutschland deshalb positiv gegenüber. "Die Prämie trägt dazu bei, dass wir eine kritische Masse an Fahrzeugen mit elektrifiziertem Antrieb auf die Straße bringen", sagte der Manager. Weber glaubt dabei an den Absatzerfolg des Stuttgarter Autobauers: „Bis 2020 wird Elektromobilität bei Daimler sechsstellig."

Wie viele Wagen mit Elektro- oder Hybridantrieb Daimler aktuell verkauft, veröffentlicht das Unternehmen nicht. Derzeit liegen alle deutschen Oberklasseanbieter Branchenschätzungen zufolge im fünfstelligen Bereich pro Jahr. Weltweit verkaufte Daimler 2015 knapp zwei Millionen Autos. In Deutschland hat Daimler im vergangenen Jahr nach Statistiken des Kraftfahrt-Bundesamtes rund 3.000 Autos mit Elektroantrieb abgesetzt. 1.161 davon hatten einen reinen E-Motor im Smart und in der B-Klasse, der Rest fuhr als Hybridauto mit Strom und Benzin. Zum Vergleich: Insgesamt verkaufte Daimler bundesweit rund 310.000 Autos.

Daimler setzt dabei weiterhin auf drei Technologien, also auf den Plug-In-Hybrid, den rein elektrischen Antrieb sowie die Brennstoffzelle. Im nächsten Jahr kommt der GLC mit einem Brennstoffzellen-Plug-In-Hybrid als Serienfahrzeug auf den Markt. "Die Brennstoffzelle bekommt einen Stecker", sagte Weber. Das SUV kann dann 50 Kilometer rein elektrisch fahren und hat eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern. Die Brennstoffzelle habe den Vorteil, dass sie schnell zu betanken sei. In dem vorherigen Prototypen der B-Klasse habe die Tankzeit im Schnitt bei 2,8 Minuten gelegen, sagte der Entwicklungsvorstand.

Im Herbst präsentiert Mercedes-Benz auf dem Pariser Autosalon zudem ein "großes Elektro-Fahrzeug", sagte Weber einmal mehr. Ende des Jahres stünden der elektrische Smart als Zwei- und Viersitzer "in den Startlöchern". "Und wir werden es nicht bei einem Elektro-Auto belassen", sagte Weber. Weitere Details wollte er nicht nennen. Künftig sollen jedoch alle Elektro- und Hybrid-Autos einen gemeinsamen Elektro-Baukasten nutzen. Damit ist es wie bei den Verbrennern möglich, modellübergreifend gleiche Komponenten zu verbauen und damit Kosten zu sparen.

 

Mit Mercedes B-Klasse Fuel-Cell durchs Death Valley.

Die Batterien kommen dabei von der Tochter Accumotive in Kamenz, die ab dem nächsten Jahr nach und nach alle Baureihen mit Batteriesystemen beliefern soll. Daimler hat deshalb vor einiger Zeit angekündigt, eine halbe Milliarde in den Ausbau der Produktionskapazitäten zu investieren. "Weil wir hier massiv in unsere Fertigungskompetenz investieren, sehen wir die Möglichkeit, die Kosten bald zu halbieren", sagte Weber.

Einen Teil der Wertschöpfung, die Fertigung von Batteriezellen, will Daimler wohl auch zukünftig anderen überlassen. Daimler hatte mit der Tochter Litec eine hauseigene Batteriezellfertigung, war jedoch aus dem Geschäft ausgestiegen. Die Konkurrenz ist groß, insbesondere asiatiasche Unternehmen wie beispielsweise LG beherrschen den Markt.

Künftig wieder eine eigene Zellfertigung zu betreiben, sah Weber deshalb nicht als Möglichkeit an. "Im Gegenteil", sagte er. Man halte die Entscheidung, die Zellfertigung dem internationalen Wettbewerb zu überlassen, für "sehr zielführend". Natürlich kenne man die politische Diskussion. Und es könne auch sein, dass man irgendwann in Europa wieder eine Batteriezellenfertigung benötige. Aber das sehe er eher als Aufgabe der Zulieferer. "Wir konzentrieren uns auf die Entwicklung und Produktion von Batterien", sagte er.

An einen Abschied vom Verbrennungsmotor sei aber noch nicht zu denken, so Weber: "Wir glauben, dass effiziente Diesel und Benziner noch jahrzehntelang im Straßenverkehr darüber entscheiden, wie viel CO2 tatsächlich eingespart werden kann." Gleichzeitig bereitet sich Daimler auch auf eine strengere Gesetzgebung für Ottomotoren vor. Von 2017 an sollen auch Benziner serienmäßig mit Partikelfiltern ausgestattet werden. "Wir warten nicht, bis der Gesetzgeber uns dazu zwingt", sagte Weber.

Mit Material von Dow Jones Newswires und dpa.

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