SAIPA 141

Lokal gefertigte Modelle wie der SAIPA 141 dominieren zurzeit den iranischen Automarkt. – (Bild: SAIPA)

Bis zu Beginn der Sanktionen befand sich iranische Automarkt in einer kontinuierlichen Wachstumsphase, heißt es einer Analyse von IHS Automotive. Höhepunkt war das Jahr 2011. Knapp 1,44 Millionen Autos liefen im Iran von den Produktionsbändern, rund 1,5 Millionen wurden abgesetzt. Nur ein Jahr später brachen Absatz und Produktion ein: 2012 fertigten die Autobauer gerade einmal knapp 914.000 Autos, 818.000 wurden auf dem lokalen Markt abgesetzt. 2013 liefen sogar nur noch 669.000 Autos vom Band, verkauft wurden 683.000 Autos. Der absolute Tiefpunkt.

Seit November 2013 – nach der ersten Lockerung der Sanktionen – hat die iranische Autoindustrie wieder Rückenwind. So produzierten die OEMs rund 920.000 Autos in dem Land. Der Abschluss des Atom-Abkommens dürfte für einen weiteren kräftigen Produktions- und Absatzschub sorgen. Der deutsche Verband der Automobil Industrie (VDA) sieht großes Potenzial ? auch für die deutschen Hersteller. Schließlich bestehe enormer Nachholbedarf. Bislang rangieren die deutschen OEMs höchstens unter ferner liefen.

Zurzeit dominieren noch die lokalen iranische Hersteller Iran Khodro und SAIPA. Auch die Franzosen sind stark vertreten. So ließ Peugeot 2014 rund 332.000 Autos in dem Land in Lizenz fertigen. Damit sind sie die Nummer 2 hinter Marktführer SAIPA mit einem Absatz von 340.000 Einheiten. Daneben drängen insbesondere chinesische Hersteller auf den Markt. So verkaufte beispielsweise Chery im vergangenen Jahr 35.000 Autos und unterhält auch eine eigene Fertigung im Iran. Darüber hinaus produzieren SAIPA und Iran Khodro für verschiedene chinesische OEMs in Lizenz.

Während der Peugeot 405 in Europa allenfalls noch auf dem Gebrauchtwagenmarkt eine Rolle spielt, läuft er im Iran fabrikneu von den Produktionsbändern. - Bild: SAIPA

Während der Peugeot 405 in Europa allenfalls noch auf dem Gebrauchtwagenmarkt eine Rolle spielt, läuft er im Iran fabrikneu von den Produktionsbändern. – Bild: SAIPA

Jetzt ist durchgesickert, dass der PSA-Konzern seine ohnehin gut Ausgangsposition noch verbessern will. Erste Sondierungsgespräche werden geführt. Der Autobauer strebt dabei die komplette Produktion von Autos im Iran an. Laut Medienberichten beriet sich Peugeot-Markenchef Maxime Picat zuletzt wöchentlich mit seinen Teheraner Kontakten. Natürlich scharren auch die Deutschen schon mit den Hufen. VW, Daimler und Co wollen das Feld natürlich nicht kampflos aufgeben, wenn nach ein paar Monaten die Nachfrage im Iran anzieht.

In verschiedenen Medienberichten ist zu lesen, dass hinter den Kulissen bei Volkswagen die Telefone heiß laufen. So erklärte ein Insider, dass es erste Überlegungen über die Einführung von Modellen der Töchter Skoda und Seat gäbe. Offiziell heißt es bei dem europäischen Marktführer: “Es gibt aktuell keine Wiederaufnahme von geschäftlichen Aktivitäten des Volkswagen-Konzerns im Iran.”

Brilliance-H330

Auch Hersteller wie Brilliance sind bereits auf dem iranischen Markt vertreten. – Bild: Brilliance

Während internationale OEMs insbesondere den Iran als Absatzmarkt im Visier haben, planen die iranischen Hersteller den Export. Laut einer Analyse der Branchenexperten von IHS gelten Russland, der Nahe Osten, Afrika und Südamerika als bevorzugte Exportziele.

Zwar laufen in den iranischen Autowerken zum großen Teil noch veraltete Modelle vom Band, wie beispielsweise der Peugeot 405, dennoch unternehmen Firmen wie SAIPA und Iran Khodro ernsthafte Anstrengungen um moderne Motorentechnik zu entwickeln. Jüngstes Beispiel dafür: Iran Khodro arbeitet zusammen mit zwei iranischen Universitäten an der Entwicklung von Hybrid- und Elektroautos. Die Marktbeobachter von IHS rechnen damit, dass die Technik bereits in drei Jahren in Serie gehen könnte. Bis es soweit ist, könnten auch schon Hybrid- und Elektromodelle deutscher Produktion über Irans Straßen rollen ? falls es bei den niedrigen Benzinpreisen in dem Land überhaupt einen Markt für Öko-Autos gibt.

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Gabriel Pankow

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