Rick Snyder Leichtbau BW

US-Gouverneur Rick Snyder (links, blaues Hemd) sieht den automobilen Leichtbau als Wettbewerbsfaktor. (Bild: Leichtbau BW)

"Michigan ist die Auto-Hauptstadt der Welt", sagte Snyder bei seiner Standvisite mit der Michigan Economic Development Corporation (MEDC). "Aber unsere Führungsposition bedeutet nicht, dass wir keine Partner rund um die Welt haben, die uns helfen, in der Automobilindustrie weiter voranzukommen. Die Reise nach Deutschland ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie wir mit Partnern in Baden-Württemberg im Leichtbau kooperieren, um die Arbeit vorwärts zu treiben, die wir in Michigan vollbringen. Und es ist auch eine Möglichkeit, um unsere ‚Brainpower Kampagne‘ um Nachwuchskräfte sowie die Fähigkeiten zu bewerben, die Michigan braucht, um wettbewerbsfähig zu bleiben."

"Die Leichtbau BW GmbH hat mit 1.200 Unternehmen, davon zwei Drittel aus Baden-Württemberg, und knapp 200 Forschungseinrichtungen das vermutlich größte Leichtbau-Netzwerk der Welt aufgebaut", sagte der Geschäftsführer der Leichtbau BW GmbH, Dr. Wolfgang Seeliger, bei dem Treffen. Für Wirtschaft und Wissenschaft hierzulande sei der nordamerikanische Markt hoch attraktiv, und beide Regionen könnten von einer Intensivierung des Austauschs nur profitieren.

Um Unternehmen sowie Forschungseinrichtungen Türen zum boomenden Markt in Nordamerika zu öffnen, hat die Leichtbau BW GmbH international zu wichtigen Verbänden, Unternehmen und Instituten Beziehungen aufgebaut und wird einen regelmäßigen Austausch etablieren. Zusammen mit MEDC und unterstützt durch maßgebliche Autohersteller, das von US-Präsident Barack Obama ins Leben gerufene LIFT - Lightweight Innovations for Tomorrow und das Institute for Advanced Composites Manufacturing Innovation (IACMI), wurde eine permanente Austauschplattform für Wirtschaft und Wissenschaft vereinbart.

Snyder machte am Gemeinschaftsstand "Leichtbau aus Baden-Württemberg" 20 Minuten Station und sprach mit Vertretern von vier Unternehmen aus Baden-Württemberg. Bei der Hannover Messe demonstrierten elf große und kleine Unternehmen aus Baden-Württemberg praxisnah ihre Kompetenzen von der Entwicklung und Konstruktion bis hin zur Fertigung.

Beispiele: Intelligente Anwendungen im Leichtbau erfordern umfangreiche Computersimulationen der Lastverteilung im Fahrzeug durch spezialisierte Experten während der Entwicklungsphase. Mit der Software von Meshparts lassen sich beispielsweise spezialisierte FE-Modelle bis zu 100 Mal schneller am Computer generieren.

Für die Hersteller spielt beim wirtschaftlichen Einsatz von CFK die Serientauglichkeit eine große Rolle. Mit der Preform Technologie von Dieffenbacher ist es erstmals gelungen, die Produktion von komplexen trockenen Carbonfaser-Preforms in vollautomatischem Ablauf und mit kurzen Zykluszeiten von 90 Sekunden zu realisieren. Für den Audi R8 produziert Dieffenbacher die B-Säule im HP-RTM-Verfahren.

Die wachsende Bedeutung leichter, dafür aber schwer zu verarbeitender Metalle wie Titan verdeutlichte am Stand das Unternehmen Prototechnik, das aus dem korrosionsfreien und extrem festen Werkstoff Abgassysteme produziert, deren Gewicht um die Hälfte niedriger liegt als bei herkömmlichen Produkten.

In Fahrzeugen werden immer mehr Magnesiumdruckgusskomponenten verbaut. Dass diese sich mit Magnesium leicht und energieeffizient herstellen lassen, zeigte C & C Bark Metalldruckguss und Formenbau mit ihrem Warmkammerdruckgießen.

Die Fastner GmbH Leichtmetalltechnik zeigte in Hannover unter anderem leichte, sicherheitsrelevante Baugruppen, die aus Aluminiumgussteilen, Profilen und Schmiedeteilen verschweißt werden.

Eine Basis für leichte Karosserien wie beim Audi R8 legt die ST Extruded Products Germany als ein globaler Hersteller für Aluminium-Strangpressprofile sowie Speziallegierungen. Mit der CERANOD-Beschichtungstechnologie der ELB - Eloxalwerk Ludwigsburg Helmut Zerrer GmbH können Aluminiumoberflächen exakt an die Anforderungen in verschiedensten Branchen angepasst werden.

Kleine, aber entscheidende Gewichtseinsparungen erzielen Hersteller auch durch den Einsatz leichter und präziser Kunststoffzahnräder, wie sie etwa die  Werner Bauser GmbH fertigt. Ihr Vorteil: eine Gewichtseinsparung im Vergleich zu herkömmlichen Bauteilen um bis zu 40 Prozent. Immer mehr Verwendung finden auch leichte Kernmaterialien etwa aus Schaumstof ( Gaugler& Lutz).

Die Weippert Kunststofftechnik GmbH stellt Schrauben und Muttern aus hochfesten Kunststoffen vor, deren Gewicht beispielsweise durch einen Glasfaseranteil um bis zu 50 Prozent reduziert wird im Vergleich zu ursprünglichen Produkten.

Der Lasertechnik- und Fertigungssystemspezialist  Trumpf zeigte als besondere Innovation eine formschlüssige Metall-Kunststoff-Verbindung am Beispiel eines Automobilbauteils, die ohne Kleber und Haftvermittler gefügt wird. So können völlig neue Konstruktionen umgesetzt werden, ohne dass etwa Kleber für lange Aushärtezeiten und mehr Gewicht sorgen.

Was die Kombination dieses Know-hows für Leichtbau und Multi-Material-Design bedeutet, verdeutlicht die Karosserie des Audi R8, die zu 79 Prozent aus Aluminium und 13 Prozent Carbonfaser (CFK) besteht. CFK wird an Stellen genutzt, wo Kräfte nur in eine Richtung und entlang der Faser wirken, das Material also unidirektional verwendet wird. Lebenszyklusanalysen zeigen, dass die Carbonfaser bei dieser Anwendung die Umwelt weit weniger belastet als bei Belastung in verschiedene Richtungen bzw. im Vergleich zu anderen Materialien.

 

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