Die Heckleuchten des Audi Q5 mit OLED-Technologie.

Die Digitalisierung des Lichts verspricht mehr
Sicherheit im Straßenverkehr und erlaubt erstmals eine Personalisierung der Heckleuchtensignatur. (Bild: Audi)

Die Marke mit den vier Ringen setzt bereits seit 2016 auf OLED (Organic Light Emitting Diodes). Audis OLED-Technologie debütierte damals in den Heckleuchten des Audi TT RS. „Die Scheinwerfertechnologie hat sich bei Audi in den vergangenen Jahrzehnten rasant weiterentwickelt. Außerdem haben wir die Entwicklung bei der Heckbeleuchtung maßgeblich vorangetrieben“, betont Werner Thomas, Projektverantwortlicher für OLED-Technologie bei Audi.

Geringerer Energiebedarf

Bei OLED-Lichtquellen handelt es sich um Flächenstrahler – im Gegensatz zu Punktlichtquellen wie LEDs bestehen diese aus Halbleiterkristallen. Als Vorteil der Technologie nennt Audi die extreme Homogenität des Lichts, das sich stufenlos dimmen lässt und einen sehr hohen Kontrast erreicht. Zudem lässt es sich in Segmente aufteilen. Die Parts sind einzeln ansteuerbar und können unterschiedliche Helligkeiten entwickeln.

Ein OLED-Lichtelement ist dabei nur einen Millimeter dünn, während konventionelle LED-Lösungen wesentlich größere Bautiefen von 20 bis 30 Millimetern erfordern. Der Energiebedarf der digitalen Lichttechnologie sei noch einmal signifikant geringer im Vergleich zu einer LED-Optik, wenn diese eine ähnliche Homogenität erreichen solle, heißt es auf Seiten des Ingolstädter Premiumherstellers.

„Bisher nutzten wir die Segmentierung der OLEDs beim Audi TT RS und A8 für die Gestaltung einer Lichtsignatur. Das hat sich mit dem Q5 geändert“, unterstreicht Werner Thomas. „Die Heckleuchten werden hier zu einer Art Display auf der Außenhaut.“ Im Q5 sind das aktuell drei Kacheln à sechs Einheiten, also 18 Segmente pro Leuchte.

Der schichtweise Aufbau einer OLED-Leuchte von Audi.
Bei OLED-Lichtquellen handelt es sich um Flächenstrahler aus Halbleiterkristallen.

Individualisierung der Leuchten

Statt der reinen Licht- und Signalfunktion setzt Audi mit dem vielseitigen System im SUV nun zusätzlich auf Car-to-X-Kommunikation: Nähert sich einem stehenden Q5 ein anderer Verkehrsteilnehmer von hinten auf weniger als zwei Meter an, aktivieren sich alle OLED-Segmente. Fährt das Fahrzeug los, erscheint erneut die ursprüngliche Lichtsignatur. Dies ist laut Audi nur ein erstes Beispiel für die Kommunikation des Autos mit seiner Umgebung.

Vorbehaltlich einer Zulassung durch den Gesetzgeber seien in Zukunft auch vordefinierte Warnsymbole denkbar. Diese könnten andere Verkehrsteilnehmer frühzeitig auf lokale Gefahren wie Glätte oder ein Stauende hinweisen. Doch auch die Fahrzeugpersonalisierung erreicht mit der OLED-Technologie eine neue Stufe. Kunden des aktuellen Q5, die sich für die digitale Technik entschieden haben, können beim Kauf ihres Autos zwischen drei Signaturen in den Heckleuchten wählen.

Im Audi-Drive-Select-Modus „dynamic“ wechseln die Leuchten zudem auf eine weitere Signatur. Außerdem lassen sich Animationseffekte wie Coming-Home- oder Leaving-Home-Lichtszenarien umsetzen. Zudem wurde das dynamische Blinklicht in die neuen Leuchteinheiten integriert. Die hohe Präzision und große Variabilität bieten den Lichtdesignern dabei viele neue Möglichkeiten. Und OLED funktioniert dabei mit einer einzigen Hardware. Künftig sind Audi zufolge sogar noch deutlich mehr Segmente pro Heckleuchte denkbar. Die Varianz der personalisierbaren Leuchtsignaturen wird also weiter zunehmen.

Licht als Kommunikationsmittel

Das moderne Fahrzeuglicht bietet längst viel mehr als die reine Sichtbarkeit im Straßenverkehr. Insbesondere mit Blick auf autonome Fahrzeuge wird deutlich, dass neue Konzepte und Systeme gefragt sind, die das Licht als Kommunikationsmittel nutzen, um Verkehrsteilnehmern zu demonstrieren, was das Fahrzeug macht und als Nächstes tun wird. Denn wenn der Augenkontakt zwischen Fahrer und Fußgängern in ferner Zukunft mal wegfällt, braucht es andere Elemente, um intuitiv kommunizieren zu können. „Beim Lichtdesign von autonom fahrenden Autos geht es um das Gesehen- und Verstandenwerden“, sagt Michael Horn, Design Exterieur Leuchten bei Audi.

Diese Idee wurde auch bei der autonomen Konzeptstudie AI:ME verfolgt, bei der andere Verkehrsteilnehmer per Lichtsignal angezeigt bekommen, wenn das Auto losfahren, beschleunigen oder überholen möchte. „Wir können auch in komplexen Situationen kommunizieren, die ohne Licht zwingend den Blickkontakt mit einem Fahrer erfordern: beispielsweise beim Vorfahrtgewähren oder um Passanten zu signalisieren, dass sie die Straße vor dem Fahrzeug gefahrlos überqueren dürfen. Das schaffen wir durch neue Lichtzeichen und -animationen, aber auch durch Veränderung der Lichtintensität oder mittels verschiedener Farben“, so Horn.

Das Konzeptfahrzeug setzt jedoch auf die klassische LED-Technologie auf. Welche Technologie sich schlussendlich durchsetzen wird, kann heute noch nicht abschließend bewertet werden, da es sowohl für LED als auch für OLED gute Argumente gibt. Und bei der Frage, welche weiteren Audi-Modelle mit dem OLED-System ausgestattet werden, möchte die Volkswagen-Marke auch (noch) kein Licht ins Dunkel bringen. „Mit Blick auf den Wettbewerb kommunizieren wir weitere Einsätze nicht“, lässt man aus Ingolstadt verlautbaren.

Entwicklungsschub: Auch der A8 verfügt über OLEDs

Der Audi A8 in der Heckansicht mit seinen OLED-Leuchten.

Seit Beginn der OLED-Ära bei Audi vor vier Jahren, bei der im TT-RS-Modell erstmals die Heckleuchten mit dieser Lichttechnologie ausgestattet wurden, hat sich diese sukzessive weiterentwickelt. Gemeinsam mit Zulieferer Hella versah man im Jahr 2018 auch den Audi A8 mit acht organischen Leuchtdio­den in den Heckleuchten und damit einer Flächenlichtquelle. In jeder Einheit schweben vier aufrecht stehende OLEDs von weniger als einem Millimeter Stärke. Sie sind in vier einzeln ansteuerbare Segmente unterteilt – zwei für das winkelförmige Schlusslicht und zwei für das Bremslicht der Luxuslimousine. Die OLEDs bestehen aus organischen halbleitenden Schichten, die sich großflächig auf einem Trägermaterial auftragen lassen. Zwei Elektroden bringen die Schichten dann gleichmäßig zum Leuchten. Für ein homogenes Erscheinungsbild kommt die Technologie somit ohne Reflektoren, Lichtleiter oder zusätzliche Optiken aus. Mit dem Q5 wurde die Technologie nun noch einmal auf eine neue Stufe gehoben und bietet einen noch höheren Individualisierungsgrad.

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