Volkmar Denner, CEO der Robert Bosch GmbH

“Mobilität hat für Bosch heute ganz viele Facetten”, sagt Volkmar Denner, CEO der Robert Bosch GmbH. (Bild: Bosch)

AUTOMOBIL PRODUKTION: 2014 steigerte Bosch seinen Umsatz vor allem dank Zuwächsen im Kraftfahrzeugbereich um 6,2 Prozent auf fast 49 Milliarden Euro. Der operative Gewinn hat sich bei Ihnen auf drei Milliarden Euro addiert in 2014. Wie lautet Ihre Prognose für 2020?
Unsere Unternehmensziele sind unverändert: Wir wollen inklusive Akquisitionen pro Jahr um acht Prozent im Umsatz wachsen und ein Ergebnis vor Steuern von acht Prozent vom Umsatz erreichen. Diese Ziele galten allerdings für die Zeit vor der Übernahme der BSH und der ZF Lenksysteme. Wir werden dieses Jahr die Ziele überarbeiten und an das neue Portfolio anpassen. Daraus wird sich die Messlatte für 2020 ergeben.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wann dürfen wir diese Ziele erfahren?
Im Laufe des Jahres. Wir werden zuerst die Übernahmen abschließen, sprich die Post-Merger-Integration machen, und die Zahlen im Detail bewerten. Dann können wir langfristige Ziele festlegen.
AUTOMOBIL PRODUKTION: Verraten Sie ein paar Details zur Integration?
Automotive Steering, ehemals ZFLS, wird dem Unternehmensbereich Mobility Solutions zugeordnet. Die organisatorische Eigenständigkeit der BSH wird dagegen weitestgehend gewahrt bleiben. Das bedeutet, wir werden nur Bereiche integrieren, bei denen es nahezu unabdingbar ist, beispielsweise Steuern oder Finanzen. Die Integrationskonzepte sind unterschiedlich, da auch die Marktanforderungen verschieden sind. Im Kraftfahrzeugbereich würden unsere Kunden nicht akzeptieren, wenn wir Automotive Steering anders aufstellen würden als die restlichen Bereiche der Sparte. In der Regel sprechen wir ja über die gleichen Kunden.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Was genau beinhaltet die neue Strategie?
Schon die Umbenennung der Unternehmensbereiche ins Englische ist ein wichtiges Signal: Wir sind ein Unternehmen mit deutschen Wurzeln, aber wir sind global aufgestellt. Bei Mobility Solutions, der ehemaligen Kraftfahrzeugtechnik, verbirgt sich hinter der Namensänderung aber auch eine weiterentwickelte Strategie. Bosch war bisher Lieferant von Komponenten und Systemen für Kraftfahrzeuge. Künftig wird Bosch ein Anbieter von ganzheitlichen Mobilitätslösungen sein. Unser Angebot fängt heute bereits beim Zweirad an. Bosch ist bei eBike-Systemen innerhalb von drei Jahren zum Marktführer in Europa geworden. Jetzt internationalisieren wir das Geschäft und haben Vertriebsbüros in Nordamerika und China eröffnet. Unsere Strategie setzt sich über das Motorrad fort. Wir haben kürzlich eine eigene Einheit für unser Two-Wheeler-Geschäft gegründet. Warum? Mit einer eigenen Einheit können wir gerade den für Two-Wheeler wichtigen asiatischen Markt besser bedienen. Unsere Mitarbeiter im japanischen Yokohama haben Zugang zu unserem weltweiten Fertigungs- und Entwicklungsnetzwerk. In Asien sind Zweiräder für viele Menschen die erste Form der individuellen Mobilität. Da die Menschen sich oft kein Auto leisten können, kaufen sie zuerst einen Scooter oder ein Moped. 2021 werden 160 Millionen Zweiräder jährlich produziert, davon 90 Prozent in China, Indien und Südost-Asien. Damit das Thema auch die entsprechende Aufmerksamkeit erhält, berichtet die Einheit direkt an Herrn Dr. Hoheisel, also ein Mitglied der Geschäftsführung.

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