Ola Källenius auf der Bühne des IfA-Branchengipfels im Jahr 2019.

Laut Daimler-Chef Ola Källenius soll Nachhaltigkeit zukünftig ein Vergabekriterium für Zulieferer werden. (Bild: IfA)

Jüngst öffnete Daimler seine neue Factory 56, die von Beginn an CO2-neutral betrieben wird. Nun ermutigt der Vorstandsvorsitzende Ola Källenius auch die Zulieferer des Autobauers zu einer nachhaltigen Produktion. In der Zukunft würde dies zu einem „knallharten Vergabekriterium“ werden. „Ich kann jedem empfehlen, der noch keinen Plan hat, einen Plan zu machen.“ Ein Nachhaltigkeitsdruck, der für so manchen Zulieferer zur Zusatzbelastung in der Coronakrise werden könnte.

Vollständige Elektrifizierung

Darüber hinaus präsentierte Källenius erneut die Ambition 2039 – vollkommene CO2-Neutralität in zwanzig Jahren. Dies seien lediglich drei Produktlebenszyklen, erläutert der Daimler-Chef. „Es ist für uns absolut klar, dass der Weg von den fossilen Kraftstoffen hin zur Dekarbonisierung gehen muss.“ Diese Pläne seien alternativlos und erfordern unter anderem mehr elektrische Modelle, Plug-in-Hybride mit einer höheren elektrischen Reichweite, die vollständige Elektrifizierung der Vans-Sparte sowie neue Lösungen im Bereich schwere Nutzfahrzeuge.

„Wir kriegen das hin“, betont er dabei zuversichtlich. Als Hersteller könne Daimler die dafür notwendigen Produkte schaffen, gleichzeitig bedarf es aber einer neuen Infrastruktur und einer Energiewende. Ohne Ladesäulen und regenerativen Strom von Nordschweden bis Süditalien sei die Mobilitätswende in Europa trotz des Willens der Hersteller nicht sinnvoll umzusetzen. Auch hinsichtlich der Brennstoffzelle bleibe das Unternehmen weiterhin technologieoffen. Bisher sprechen Kosten, Wirkungsgrad und Infrastruktur lediglich für eine Nutzung im Bereich schwere Nutzfahrzeuge. Sollte sich daran etwas ändern, könnte die Lösung allerdings auch für den Pkw-Markt skaliert werden.

Zertifizierung autonomer Fahrfunktionen

Auf diesem überdenkt der Premiumhersteller zudem sein Portfolio hinsichtlich der Mindestrendite. Den Kompaktwagenmarkt wolle man zwar weiter bedienen, ohne dadurch zum Volumenhersteller zu werden, in Stein gemeißelt sei die Modellvielfalt jedoch nicht. Ohnehin gelte das „anspruchsvolle Ziel“, im Jahr 2025 bereits eine Milliarde Euro (EBIT) mit der Monetarisierung von Connected Services zu verdienen. Schließlich werde das Auto durch stetige Over-the-Air-Updates seinen technologischen Höhepunkt erst weit nach dem Kauf erreichen – Services sind somit das neue Gold der Branche

Mit seinen Plänen im Bereich Elektrifizierung und Vernetzung ist Daimler in der Automobillandschaft nicht allein. Doch der Premium-OEM geht noch einen Schritt weiter. Bei seinem Vortrag kündigt Källenius an, dass bereits im nächsten Jahr versucht werden soll, autonome Fahrfunktionen Level 3 für den deutschen Markt zu zertifizieren. Der jüngst geschaffene Rechtsrahmen ermögliche es endlich, in diesem Feld eine Vorreiterrolle einzunehmen. Ein plötzlicher Wandel in Richtung autonomes Fahren, der während der Coronakrise durchaus unerwartet kommt.

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