Mitarbeiter von Audi sitzen an ihren Computern, daneben steht das Modell eines Autos.

Die Einführung von Process Mining gestaltet sich umso schwieriger, je weniger die Bereiche standardisiert sind. (Bild: Audi)

Wer sich mit der Absicht trägt, in seinem Unternehmen Process Mining einzuführen, muss sich ein persönliches Einführungshandbuch aus den Ratschlägen diverser Fachleute zusammenstückeln. Zunächst sollte sich der Process-Mining-Anwender in spe fragen, ob sich diese Art der Anwendung überhaupt für das eigene IT-Imperium eignet. „Die IT sollte eine gewisse Grundhomogenität mit den üblichen Standard-IT-Systemen wie ERP, Lagerhaltung, CRM und Personalführung aufweisen“, empfiehlt Sebastian Walter vom IT-Unternehmen Celonis.

Darüber hinaus muss sich der Process-Mining-Aspirant darüber im Klaren sein, welche Informationen genau die neue Anwendung liefern soll und wie diese Informationen umgesetzt werden. „Wenn im Unternehmen das Knowhow nicht vorhanden ist, diese Daten sinnvoll zu interpretieren, war die Investition umsonst“, macht Christian Bartmann von der Beratungsgesellschaft PwC Deutschland klar. Das heißt: Für Process Mining werden Data Engineers benötigt, um die gesamte Anwendung überhaupt in Gang zu bringen. Ähnlich sieht das auch Sebastian Walter von Celonis. „Ganz am Anfang sollte ein Klärungsprozess stehen, was man überhaupt erreichen will – nicht einfach generell Prozessverbesserungen, sondern die Ausarbeitung einer übergreifenden Strategie.“

Die Ziele sind von Anwender zu Anwender verschieden – das eine Unternehmen will seine Kosteneffizienz verbessern, das andere strebt einen höheren Automatisierungsgrad an, ein drittes wünscht sich mehr Kundenzufriedenheit oder will seine Lieferzeiten optimieren. Je nach Lieferant kann die Software dem Anwender durch die Bereitstellung vorgefertigter Templates die Arbeit erleichtern – vor allem wenn das Anwenderunternehmen gängige Softwareumgebungen wie SAP, Oracle oder Salesforce einsetzt.

Process Mining erzeugt Transparenz

Komplexer gestaltet sich die Einführung, wenn das Process Mining auch Bereiche abdecken soll, die weniger stark standardisiert sind, etwa die Produktentwicklung. Hier ist ein sorgfältiges Assessment gefragt: Welche IT-Systeme sind beteiligt, was lässt sich abbilden und was nicht? „Man sollte hier den Use Case besonders sorgfältig herausarbeiten“, rät Walter. Sollen die Entwicklungsprozesse beschleunigt werden? Wird ein schnelleres Time-to-Market angestrebt? Ist Effizienz das Hauptthema oder der Anlauf einer Großserienproduktion? Auf solche Fragen sollten Anwender Antworten haben.

Auch wenn die großen betrieblichen Anwendungen eine gewisse Vereinheitlichung ermöglichen – so etwas wie ein standardisiertes Vorgehen ist noch nicht in Sicht. „Wir haben unser Framework mit Checklisten zur Messung des Erfolgs, aber einen Standard im Sinne von branchenweit akzeptierten Guidelines oder einer ISO-Norm gibt es nicht“, sagt Sebastian Walter. Wo also liegen die Fallstricke, an welchen Stellen entstehen typischerweise Reibungsverluste?

Man möge auch das Change Management nicht vernachlässigen, lautet die Empfehlung. Neben den harten Zahlen ist zudem ein Blick auf Softfaktoren angeraten: Process Mining deckt oft auf, was schiefläuft. „Da müssen Sie die Leute mitnehmen“, fordert Walter. Genauso sieht das auch Unternehmensberater Bartmann von PwC. „Process Mining erzeugt Transparenz. Manchmal kommen auch Dinge ans Tageslicht, die nicht allen Beteiligten nur Freude machen. Das muss man abfedern.“

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