Mitarbeiter in der Produktion bei der Benutzung des TracePen

Mit Hilfe des TracePen soll es auch Nicht-Entwicklern einfach gelingen, Automatisierungsaufgaben zu übernehmen. (Bild: Wandelbots)

Das Dresdner Start-up Wandelbots, 2017 aus der TU Dresden ausgegründet, hat mit seinem digitalen Stift TracePen eine Technologieplattform entwickelt, die es Nicht-Programmierern ermöglicht, Industrieroboter für die Ausführung von Präzisionsaufgaben anzulernen. Dazu führt der Bediener mit dem drahtlosen TracePen in der Hand den zu erlernenden Pfad dem Roboter direkt am Werkstück vor. Diese Bewegung wird durch die Software von Wandelbots fast zeitgleich in der zugehörigen App visualisiert. Der Nutzer kann den Pfad dann am iPad weiter verfeinern.

„Die Stärken des TracePen zeigen sich besonders in bahngeführten Anwendungen wie Kleben, Lackieren und Schweißen“, sagte Robotikchef Jan Falkenberg. In ersten Pilotprojekten mit Autoherstellern sei der Wechsel zu einem neuen Prozessschritt 70 mal schneller gelungen als mit Programmierung und die Kosten hätten um bis zu 90 Prozent gesenkt werden können. Weitere Vorteile seien die intuitive Bedienung, Flexbilität und Agilität.

Die wichtigste Branche für Wandelbots war bisher die Autoindustrie, darunter VW und BMW. Fast 75 Prozent der Kosten für den Einsatz eines Roboters entfallen auf Anpassung oder Neuprogrammierung der Software. Die teure Automatisierung von Prozessen durch Roboter war daher vor allem Großunternehmen vorbehalten. Mit dem TracePen nimmt Wandelbots nun auch den Mittelstand ins Visier, denn damit können selbst Laien Roboter anlernen. „Wir wollen die Robotik demokratisieren“, sagt Produktchefin Maria Piechnick. „Der Produktionsarbeiter kennt die nötigen Bewegungen des Roboters am besten und in vielen Fabriken arbeitet nur ein Beschäftigter mit dem Roboter.“ Der TracePen ist das erste in größeren Stückzahlen verfügbare Produkt von Wandelbots. Die Auslieferung beginnt im August.

Der erlernte Prozessschritt kann auch auf die Roboter anderer Hersteller übertragen werden. Das war in der Automatisierungswelt bisher nicht möglich, denn jeder Roboterhersteller verwendet seine eigene Programmiersprache. Die App von Wandelbots tritt nun an die Stelle der Programmierer.

VW arbeitet in seiner Gläsernen Manufaktur in Dresden in der Produktion von Elektroautos eng mit Wandelbots zusammen. Seit 2018 setzt man dort bei Leichtbaurobotern Wandelbots ein. Die Gläserne Manufaktur testet oft neue Technologien für VW. „Der TracePen eignet sich besonders für oft zu ändernde Robotereinsätze und Arbeitsschritte“, sagte Rene Wellenberg, Koordinator für Robotik in der Gläsernen Manufaktur. „Der Roboter fährt die Bewegungen des TracePen millimetergenau nach. Dabei wird mit einem Prüfsystem an Prüfpunkten abgestimmt, ob die Bewegung oder der Arbeitsschritt mit dem definierten Workflow übereinstimmt.“

Wandelbots hat im Juni 2020 in einer Investitionsrunde, an der Co-Investoren wie Microsofts Investitionsfond M12 und Siemens' Investitionsfond Next47 beteiligt waren, 26 Millionen Euro neues Kapital eingesammelt. Die Finanzierung soll dazu beitragen, die internationalen Expansionspläne zu erfüllen. Wandelbots erlebte durch die Corona-Pandemie einen Nachfrageschub aus dem Ausland, weil industrielle Lieferketten zusammenbrachen und viele Schlüsselprozesse ins Inland verlagert wurden.

Sie möchten gerne weiterlesen?