Es gibt kaum ein exklusiveres Autopflaster als den Großraum Los Angeles. In der Millionenagglomeration tummeln sich Wirtschaftsgrößen, Hollywood-Sternchen, VIPs und der Geldadel wie kaum an einem anderen Punkt der Erde. In Beverly Hills, Orange County oder Malibu begegnen einem exklusive Modelle von Porsche, Bentley, Ferrari oder Range Rover häufiger als ein schnödes Mittelklassemodell. Viele Kunden kaufen Ihr automobiles Spielzeug jedoch nicht in den schicken Tempeln der allseits vertretenen Herstellermarken, sondern öfter denn je bei unabhängigen Mehrmarkenhändlern. Hier arbeiten zumeist die Autoverkäufer ihres Vertrauens; seit Jahr und Tag bestens informierte und ebenso vernetzte Wunscherfüller, bei denen nahezu nichts unmöglich ist. Schließlich wollen die Schönen und Reichen das neue Objekt der automobilen Begierde nicht erst dann fahren, wenn es an jeder Ecke zu haben ist.

Yoel Wazana und seine Firma Fusion Luxury Motors haben sich auf den Verkauf von Traumwagen spezialisiert und kaum jemand im Großraum Los Angeles ist dabei so erfolgreich wie sie. Die Lage des Geschäfts lässt dies kaum vermuten, denn Fusion Luxury Motors liegt rund eine halbe Stunde nördlich von Hollywood, Beverly Hills oder der Nobelenklave Bel Air im wenig sehenswerten Chatsworth. Nur ein paar Meilen von der wichtigen Ost-West-Verkaufsader der 118 befinden sich die Nordhoff Street mit ihrem gesichtslosen und unscheinbaren Gewerbegebiet. Reinigungen, Supermärkte, Öko-Stores und Tankstellen wechseln sich mit Getränkeläden und Baumärkten ab. Der Verkehr ist mörderisch; eine Atmosphäre kaum vorhanden.

So kann es leicht passieren, dass man beim ersten Versuch am nach hinten versetzten Gebäude von Fusion Luxury Motors vorbeifährt. Auf dem Parkplatz davor fallen je nach Uhrzeit erste Sportwagen ins Auge, die europäischen Autofans schweißnasse Hände bescheren. Doch wirklich heftig wird es hinter den beiden Glasfassaden. Schließlich sieht man Modelle wie einen schwarzen BMW Z8, einen silbernen Mercedes SLR, einen Ferrari 328 GTS oder einen Ford GT 40 auch an der kalifornischen Küste nicht bei jedem Autohändler. Ein Stück weiter stehen alles andere inszeniert mehrere Ferrari 458 Italia, ein paar alte Ford Mustangs und einige Porsche-Modelle. „Wir verkaufen hier eigentlich alles, was exklusiv und teuer ist“, sagt Chefverkäufer Steve Feldman nüchtern. Feldman setzt in seinem Studium Anfang der 90er alles auf Japan, lebte ein paar Jahre in Tokio und wollte als Berater das große Geld jenseits des Pazifiks machen. Doch die blühende Wirtschaft der 80er / frühen 90er Jahre stagnierte und Steve kam als Autofan wieder zurück in die USA.

Das fließende Japanisch hilft ihm heute bei vielen Geschäften, denn viele Kunden von Fusion Luxury Motors kommen nicht aus den USA, sondern aus Europa, China, den Emiraten oder eben Japan. Dabei müssen es nicht immer Sportwagen sein. Auch exklusive Mercedes G-Klassen, Range Rover oder seltene Luxuslimousinen gibt es im aktuellen Bestand. Zum Beispiel zwei besonders seltene Maybach 62 S Landaulet aus den Jahren 2009 und 2012 – einmal in schwarz, einmal in weiß. Das teuerste Modell im aktuellen Fuhrpark ist ein Koenigsegg CCXR – in schwarz mit rotem Leder für über vier Millionen Dollar. Ein silberner Koenigsegg Trevita fuhr für 4,8 Millionen Dollar gerade in die Garage eines Prominenten. Bauchschmerzen bereitet dagegen ein silberner Rolls-Royce Ghost von 2014, der aktuell für knapp 200.000 Dollar angeboten wird. „Der steht sich hier schon einige Zeit die Reifen platt“, erzählt Yoel Wazana, „der Wagen ist hier einfach zu gewöhnlich. Wir mussten ihn vor einigen Monaten in Zahlung nehmen. Doch bisher haben wir noch alles verkauft.“

An sich sind kaum Autos unter 100.000 Dollar zu bekommen und die meisten liegen zwischen 150.000 und 250.000 Dollar“, erzählt Steve Feldman, „doch das billigste war vor Jahren ein gebrauchter Dodge Dart für gerade einmal 17.000 Dollar. War ein gutes Geschäft, weil ich den Wagen nach einem Tag verkauft hatte, in kurz danach wieder in Zahlung nahm und danach wieder für 23.000 Dollar verkaufte. Viele Leute sehen die Autos hier als Spielzeug. Sie wollen immer etwas Neues. Dafür sind wir da.“ So kennen die Wünsche der Autosammler im Großraum Los Angeles kaum Grenzen. Bugatti Veyron, Lamborghini Aventador oder ein seltener Bentley – Fusion Motors besorgt die Fahrzeuge oft zum Marktstart, weil entsprechende Kontakte zu Händlern in aller Welt vorhanden sind. Einige Kunden wollen das heiß ersehnte Spielzeug schon nach kurzer Zeit wieder abgeben und suchen gleich etwas Neues. Genau das ist das Tagesgeschäft von Yoel Wazana und seinem 15-Mann-Team. In diesem Sommer machte Wazana das Geschäft seines Lebens. „Wir haben einen McLaren P1, einen Porsche 918 Hybrid und einem besonders seltenen Ferrari verkauft“, schaut er nüchtern auf das 4,2-Millionen-Dollar-Business zurück, „so viel haben wir an einem Tag noch nie umgesetzt.“

Da wirkt die aktuelle Modellpalette im Verkaufsraum mit einem betagten Chevrolet Camara Z28, einem Lamborghini Diablo und einem Ford Mustang Boss 429 – alles im Bestzustand - schon fast unspektakulär. Jederzeit hat Fusion Luxury Motors rund 50 Fahrzeuge im Bestand; zumeist überaus exklusiv und mit unzweifelhafter Historie. Kein Wunder, dass der Händler aus Chatsworth in der Szene längst bekannt ist, wie ein bunter Hund. Weltweit kauft er seine Traumwagen ein um diese dann weltweit wieder an den Mann zu bringen. In der Schublade der Verkäufer liegen zahllose schwergewichtige Suchanforderungen, für die es bisweilen um die ganze Welt geht. Für besonders seltene Modelle wird schon einmal monatelang das digitale Adressbuch durchstöbert oder zwischen den Kontinenten gereist.

Beim Geschäft mit den exklusiven Sportwagen und Luxuslimousinen ist es dabei nicht geblieben. Fusion Luxury hat sich jüngst die Konzession für den Bau der Ford Mustang Eleanor aus dem Hollywood-Streifen „Gone in 60 Seconds“ mit Nicolas Cage und Angelina Jolie besorgt. Die ersten zwölf Power-Mustang mit Leistungen von bis zu 750 PS wurden zu Preisen von 190.000 bis 250.000 Dollar bereits verkauft. Derzeit entsteht nur ein paar hundert Meter vom Verkaufsraum entfernt eine kleine Manufaktur, wo deutlich mehr Mustangs zu Eleanors umgebaut werden können. Mehr als ein Dutzend nahezu schrottreife Mustangs der Baujahre 1967 / 68 stehen bereits auf dem Hof. Noch vor dem Frühjahr soll es losgehen. Für die, die schon alles haben, genau das richtige.

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