Batteriefertigung am Mercedes-Benz Standort Untertürkheim.

Die Elektromobilität sorgt in der Produktion für neue Jobs und macht Weiterbildungen und Umschulungen unumgänglich. (Bild: Daimler)

Der aktuellen Untersuchung zufolge dürfte die Elektromobilität im Vergleich der Jahre 2020 und 2030 bei den Herstellern unterm Strich 70.000 Arbeitsplätze kosten, weil die Produktion weniger aufwendig wird. Auf den Antriebsstrang konzentrierte Zulieferer verlieren demnach 95 000 Jobs, weil ihre Produkte seltener benötigt werden. Weitere 15.000 Arbeitsplätze verschwinden in den Werkstätten, weil Elektroautos in der Regel wartungsärmer sind als Verbrenner.

Aber der Umbruch hat auch positive Seiten. So erwarten die Autoren etwa 95.000 neue Jobs bei anderen Zulieferern, beispielsweise für Batterien. Zudem muss die Ladeinfrastruktur entstehen und genügend Strom produziert werden, was für 95.000 Jobs in Energieinfrastruktur und -herstellung sorgen soll. Weitere 15.000 dürfte es demzufolge bei Anlagenbau und Dienstleistungen geben, weil Autowerke umgebaut werden müssen. Unter dem Strich bliebe also ein Plus von 25.000 Jobs.

Andere Vorhersagen verbreiteten in den vergangenen Monaten weniger Zuversicht. So warnte das Münchner Ifo-Institut im Mai, dass bis 2025 durch schrumpfende Verbrenner-Produktion mehr Stellen wegfielen, als Beschäftigte in Rente gingen. Bis zu 221.000 Jobs stünden auf der Kippe. Die Ökonomen hatten sich in der vom Branchenverband VDA in Auftrag gegebenen Studie auf die Autoindustrie selbst konzentriert.

Weiterbildungsbedarf steigt enorm

Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation war Ende 2020 im Auftrag des Nachhaltigkeitsbeirats von Volkswagen zu dem Ergebnis gelangt, dass E-Mobilität und Vernetzung insgesamt „sehr viel geringere“ Folgen für die Beschäftigung im Konzern hätten als bei früheren Betrachtungen angenommen: In den sechs analysierten Werken werde der Bedarf an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern um 2900 sinken, der Großteil im Karosseriebau oder in der Montage bliebe erhalten.

„Die automobile Arbeitswelt wird sich im kommenden Jahrzehnt fundamental wandeln“, so Kristian Kuhlmann von BCG. „Hier entsteht ein großer Bedarf an Umschulung und Weiterbildung der Arbeitnehmer." Für fast die Hälfte der heute rund 1,7 Millionen Stellen in der Branche und angrenzenden Industriezweigen ändere sich das Berufsbild. Bei einer halben Million Arbeitnehmern bestehe Weiterbildungsbedarf.

Sie möchten gerne weiterlesen?

dpa