Der Alfa Romeo Stelvio ist auch nach fast zwei Jahren seit seinem Debüt ein Exot im deutschen Straßenbild. Dennoch fliegen dem sportlichen Crossover die Herzen der anderen Verkehrsteilnehmer zu - vor allem der weiblichen. Keine Frage, fesch ist er, der dynamische Italo-Lover mit seinem Scudetto-Kühlergrill, den blitzenden Scheinwerfern und der coupéhaften Dachlinie. Die macht sich gleich im Inneren bemerkbar - und das nicht immer positiv. Die Übersicht ist nicht die beste: Die breiten C-Säulen und das kleine Heckfenster erschweren den Blick nach hinten. Dass die kleine Luke auch noch von den Fond-Kopfstützen zugestellt wird, macht die Sache nicht besser. Die Parksensoren und die Rückfahrkamera sind daher unerlässliche Helfer beim Rangieren in Parkhäusern oder engen Lücken. Allerdings verschmutzt die Linse der Kamera im Winter ziemlich schnell, so dass das Bild getrübt ist.

Während der Fahrt hilft dann der Tote-Winkel-Assistent. Allerdings ist der gemeinsam mit Parksensoren vorne, der Rückfahrkamera und dem Fernlichtassistenten nur im Paket für mindestens 800 Euro erhältlich. Beim Licht müssen die Italiener nachbessern, um das Niveau der internationalen Konkurrenz zu erreichen: Voll-LED-Scheinwerfer sind nicht im Angebot, immerhin leuchten die Bi-Xenon Lichter die Straße sehr gut aus. Eine gute Investition ist das Winterpaket, in dem ab 650 Euro (bei den gehobenen Ausstattungslinien) unter anderem eine Lenkradheizung, die Sitzheizung vorne und die beheizbaren Scheibenwaschdüsen enthalten sind.

Apropos Winter: Die Heizung im Stelvio funktioniert prächtig. Die Windschutzscheibe ist dank der warmen Luft ruckzuck freigeblasen und die Lenkradheizung leistet auch bei deftigen Minusgraden gute Arbeit. Das kann man vom schwachen Infotainment nicht behaupten. Die Grafik ist schlicht, das Display zu klein und bei der Navigation sucht man hilfreiche Echtzeit-Verkehrsinformationen vergeblich. Die Eingabe von Zielen erledigt man am besten mit dem Drehknopf. Die Bedienung der Navigation und des restlichen Infotainmentsystems gibt keine großen Rätsel auf. Mit dem runden Drehknopf, den man bei Bedarf auch nach links und rechts schieben kann, um weitere Optionen anzuzeigen, kommt nur in Ansätzen so etwas wie BMW-iDrive-light-Feeling auf. Reflektoren an den Innseiten der Türen der kleine Begrenzungsleuchten, die bei Dunkelheit dem Verkehr zeigen, dass da eine Autopforte offensteht, sucht man übrigens vergebens.

Gute Kombination Dynamik plus Soft

Mit Hilfe des gut agierenden Allradantriebs lässt sich der Stelvio im Straßenverkehr schnell und souverän bewegen, auch wenn er nicht ganz die Agilität eines Porsche Macan erreicht. Die Lenkung ist sportlich direkt, spricht aber auf der Autobahn zu unmittelbar aus der Mittellage heraus an, aber daran gewöhnt man sich schnell. Der Motor steht mit 206 kW / 280 PS leistungsmäßig gut im Futter. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h und einer Sprintzeit von 5,7 Sekunden ist man zumindest nicht untermotorisiert. Allerdings nimmt sich der aufgeladene Vierzylinder-Benziner unterhalb von rund 2.200 Umdrehungen pro Minute etwas Zeit, ehe er dann vehement antritt und der Klang ist lausig. Die geschmeidig schaltenden Achtgangautomatik unterstützt das Triebwerk nach besten Kräften bei diesem Ansinnen, kann aber das Turboloch nicht überspielen.

Eine geeignete Kombination ist der Fahrmodus "Dynamik" und die Dämpfereinstellung auf "Soft". Allerdings geht dem Antrieb bei höheren Drehzahlen etwas die Luft aus und er macht aus seiner Kraftanstrengung auch akustisch keinen Hehl. Nominell ist der Verbrauch des Alfa Romeo Stelvio mit acht Liter pro 100 Kilometer für einen SUV, der 1.735 Kilogramm wiegt, in Ordnung. Nach den Testfahrten zeigte der Bordcomputer üppige 11,9 Liter auf hundert Kilometer an.

Die Sitze sind zwar bequem, könnten aber eine längere Oberschenkelauflage vertragen. Das Platzangebot des Stelvio ist ausreichend, auch wenn es im Fond jenseits der 1,80 Meter Körpergröße um den Kopf herum etwas eng wird. Das Kofferraumvolumen ist mit 525 bis 1.600 Litern zwar in Ordnung, aber beim Beladen mit großen Kartons zeigt sich die Kehrseite des schönen Hecks mit der abfallenden Kofferraumhaube. Mit einem Preis von mindestens 51.500 Euro unterbietet der Alfa Romeo Stelvio Konkurrenten wie den Audi Q5 und Porsche Macan; der Preis kann aber noch deutlich steigen, wenn man diverse Kreuzchen in der Aufpreisliste macht. Kostenlos ist der optisch ansehnliche Auftritt des Südländers.

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