Von lautstark sportlich bis entspannend alltagstauglich – mit dem neuen RS 3 Sportback schafft Audi den Spagat im Kompaktsegment.

Nein, political correctness ist nicht seine Stärke. Das räumen seine Entwickler gerne und mit einem breiten Grinsen ein. Wer mit dem Audi RS 3 am Ortsbeginn vom Gas geht, der sorgt für einen böse krakelenden Stoß Zwischengas, der die Dorfhunde noch vier Stunden später entrüstet kläffen lässt. Den Krach produziert kein elektronischer Soundgenerator. Beim Audi RS 3 steuern zwei Klappen hinter dem Endschalldämpfer den Strom der Abgase und sorgen so für das, was Audi ganz harmlos “ein noch intensiveres Klangerlebnis” nennt. Gegen 850 Euro Aufpreis lässt sich dieses “Erlebnis” mit der RS-Sportabgasanlage nochmals intensivieren. Wer per Knopfdruck am Armaturenbrett den “Comfort”-Modus wählt, der kann den Hunden auch ihre Ruhe gönnen.

Maximales Drehmoment fast von Anfang an

So ist die Charakteristik des neuen Audi RS 3 Sportback denn auch am besten zusammengefasst: Wer will, der kann – und wer nicht will, der muss auch nicht. Der kompakte Audi ist zugleich komfortables Alltagsauto wie rasantes Rennmaschinchen.

Kernstück für beides ist der 2.5 TFSI Fünfzylinder. Der Benziner, so wird Audi nicht müde zu betonen, hat im Hause eine lange, sportliche Tradition. In den 1980er Jahren trieb er die Rallye- und Tourenwagen der Ingolstädter gnadenlos voran. Der aktuelle Turbo-Fünfzylinder im RS 3 liefert aus seinen 2.480 ccm Hubraum nun 270 Nm/367 PS ab. Mehr bietet in der Kompaktklasse derzeit keiner – selbst der Mercedes A 45 AMG muss sich mit 360 PS zufrieden geben. Dazu kommt, dass die Leistung im RS 3 auch schon früh in Vorwärtsdrang umgesetzt wird: Das maximale Drehmoment von 465 Nm liegt bereits bei 1.625 U/min an und hält sich konstant bis 5.550 Touren.

Optimiertes Fahrverhalten

Im Alltag bedeutet das: Der RS 3 beschleunigt schon aus niedrigen Geschwindigkeiten mit voller Leistung und spurtet los. Da die Kraft dank Allradantrieb auch nahezu verlustfrei auf die Straße gebracht wird, sind Überholmanöver, das Herausbeschleunigen aus der Kurve oder das Einfädeln in die Autobahn reines Vergnügen. Die offiziellen Fahrwerte sehen denn auch entsprechend aus: Von 0 auf 100 km/h rennt der RS 3 in 4,3 Sekunden – das ist ein Wimpernschlag schneller als ein Porsche 911 Carrera GTS. Bei 250 km/h regelt der RS 3 automatisch ab – wem das 1.500 Euro extra wert ist, der kann sich die Grenze von Audi auch auf 280 km/h anheben lassen. Über den Benzinverbrauch (Super plus wird empfohlen) ist es müßig zu diskutieren: Der liegt zwar zehn Prozent unter dem seines Vorgängers, aber trotz Start-Stopp-Automatik immer noch bei offiziellen 8,1 Litern auf 100 Kilometern – das entspricht 189 g CO2/km. Wer real unter 11, 12 Litern bleibt, der ist mit einem “normalen” A3 Sportback ohnehin besser bedient: Selbst der mit 180 PS gewiss nicht schwachbrüstige 1.8 TFSI ist mit 5,8 Litern Durchschnittsverbrauch sehr viel genügsamer.

Wie geschaffen als Vermittler zwischen diesem Motor und dem Allradantrieb: die 7-Gang-S tronic. Das Doppelkupplungsgetriebe schaltet butterweich. Unterbrechungen des Kraftflusses sind praktisch nicht zu merken. Geschaltet werden kann auch manuell über die beiden Wippen am Lenkrad oder den Schalthebel auf der Mittelkonsole direkt. Wer es darauf anlegt: Eine Launch Control sorgt bei Bedarf während des Starts für optimale Traktion und kaum Reifenschlupf. Die siebte Gangstufe ist lang übersetzt, um wenigstens da den Verbrauch ein wenig zu senken. Die elektronisch gesteuerte und hydraulisch betätigte Lamellenkupplung des permanenten Allradantriebs, der je nach Bedarf zwischen 50 und 100% der Antriebskräfte an die Hinterräder leitet, wurde neu entwickelt und sitzt nun an der Hinterachse.

So teuer wie ein Porsche Cayman

Das verbesserte gegenüber dem Vorgänger die Achslastverteilung und sorgt für ein optimiertes Fahrverhalten. Selbst auf der Rennstrecke ist der Audi RS 3 auch bei hohen Geschwindigkeiten kaum aus der Kurve zu drängen. Selbst ein leichtes Schwänzeln des Hecks lässt sich kaum mal provozieren. Die Progressivlenkung verändert ihre Übersetzung je nach Lenkeinschlag und reagiert sehr präzise und direkt. Wer es sich leisten will, der kann gegen Aufpreis statt der auch so schon griffigen Bremsen des RS 3 eine Karbon-Bremsanlage ordern. Das gegenüber dem A3 Sportback um 25 mm tiefer gelegte Fahrwerk ist über den Drive select-Knopf je nach Gusto einstellbar: Im comfort-Modus ist man ähnlich entspannt unterwegs wie in einem herkömmlichen A3. Der dynamic-Modus macht die Federung deutlich härter, ohne aber die Bandscheiben wirklich zu malträtieren.

So böse der kleine Audi sein kann, so schmusig gibt er sich im Alltag. Das Gaspedal ist mit seiner feinen Dosierbarkeit volltauglich für den Supermarktparkplatz, Audis Einparkhilfe plus gehört zur Serienausstattung. Zumindest vorne ist reichlich Platz, hinten eher weniger. Immerhin ist der Einstieg ins Heckabteil des Fünftürers problemlos. Die Sportsitze taugen – je nach Wahl in der Preisliste – auch für längere Touren oder sind eher sportlich griffig, aber knapp. Audi-Kunden finden sich bei Bedienung und Instrumenten auf Anhieb zurecht. Innen herrschen schon in der Serienausstattung Leder und Alcantara vor. Und selbst beim Laderaum braucht man mit 280 bis 1120 Litern keine Abstriche machen.

Bleibt der Preis. Der liegt für die schon relativ gut ausgestattete Basisversion bei 52.700 Euro. Das sind gut 2.700 Euro mehr als ein Mercedes A 45 AMG – und 1.315 Euro mehr als ein allerdings eher spartanisch ausgestatteter Basis-Porsche Cayman.

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