Bei Audi regiert aktuell der Modell-Sensenmann. Der Audi R8, einst als Quintessenz der sportlichen Ambitionen der Marke mit den vier Ringen gepriesen - wird eingestellt. Der Westentaschen-Sportwagen Audi TT, zu Beginn Problemkind dank "leichtem" Heck, später Statussymbol der Eisdielen-Cruiser - adios! Doch dem A7 droht der Modell-Exodus nicht. Im Gegenteil, der A7 verkauft sich gut und bekommt mit dem S7 Sportback TDI einen Top-Diesel mit 257 kW / 347 PS. Doch pure Kraft bieten auch andere, wie zum Beispiel der Mercedes CLS. Also zieht Audi beim S7 TDI mit dem elektrisch angetriebenen Verdichter (EAV) einen Trumpf aus dem Ärmel, der schon Dickschiffen wie dem Bentley Bentayga und dem Audi SQ7 TDI aus dem Turboloch geholfen hat.

Das Konzept beim S7 TDI ist identisch: Bei niedrigen Drehzahlen greift der elektrische Verdichter dem Turbolader unter die Arme, schaufelt mit bis zu 70.000 Umdrehungen komprimierte Luft in die Brennräume des Sechszylinder-Diesels und verbessert so das Ansprechverhalten deutlich. Beim S7 TDI haben die Audi-Tüftler dieses Prinzip optimiert: Der EAV befindet sich jetzt deutlich näher an der Drosselklappe. Dadurch verkürzt sich jetzt der Weg der komprimierten Luft in den Brennraum und das Ansprechverhalten wird besser.

Im Gegensatz zum Audi SQ 7 TDI, bei dem der EAV eine Insellösung war, verfügt der S7 TDI jetzt über ein 48-Volt-Hauptbordnetz mit einem Riemen-Starter-Generator und 10 Ah Lithium-Ionen-Batterie. Diese Mild-Hybridisierung drückt den Treibstoff-Durst um bis zu 0,4 Liter pro 100 Kilometer. Zwischen 55 und 160 Stundenkilometern kann der Audi S7 Sportback TDI bis zu 40 Sekunden segeln, ohne die Kraft des Verbrenner-Motors zu nutzen. Das resultiert in einem Durchschnittsverbrauch von 6,5 l/100 Kilometer.

Deutliche Spreizung der Fahrmodi

Zumal der Audi S7 TDI auch die brachiale Dieselkeule schwingen kann. Zwar lässt sich ein ganz leichtes Luftholen nicht ganz kaschieren, aber schon aus dem Drehzahlkeller schiebt der V6-Diesel kräftig an und lässt ab 2.500 Umdrehungen die geballte Kraft von 700 Newtonmeter von der Leine. Da hilft es, dass der Audi über einen Allradantrieb verfügt, der diese Power auf den Asphalt bringt. So ist nach 5,1 Sekunden Landstraßentempo erreicht und mit einer Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h geht es auch auf der Autobahn schnell voran. Dank der Hinterachslenkung kommt der immerhin 4,98 Meter lange S7 TDI auch auf Passstraßen gut zurecht und wieselt behände um die Ecke, wie man es einem zwei Tonnen schweren Kaliber nicht zutrauen würde.

Dabei bleibt die Karosserie, die zehn Millimeter tiefer liegt als beim Standard-A7, auch ohne Wankstabilisierung erstaunlich neutral. Der Trick: flinke Beine. Bei schnellen Kurvenfahrten nutzt Audi die Möglichkeiten des sportlich abgestimmten Stahlfahrwerks mit adaptiven Dämpfern, um den Aufbau stabil zu halten. Melden die Sensoren eine schnelle Kurvenfahrt, werden die äußeren Dämpfer blitzschnell härter gestellt.

Stolzer Preis

Auffällig ist die deutliche Spreizung der Fahrmodi. Zwar ist der Audi S7 TDI straffer abgestimmt als seine Geschwister, aber mit der Einstellung "Comfort" wird aus dem Schwerathleten mit den agilen Ambitionen eine Limousine, mit der man auch lange Strecken bewältigen kann, ohne dass einem die Rückenmuskulatur einen Strich durch die Rechnung macht. Eine Sänfte ist der S7 Sportback TDI aufgrund seiner härteren Abstimmung nicht, aber auch gröbere Unebenheiten bringen das Fahrwerk nicht aus der Ruhe und störendes Nachwippen bleibt aus.

Im Innenraum geht es auch bei höheren Geschwindigkeiten und Drehzahlen erfreulich ruhig zu, so dass Unterhaltungen in Zimmerlautstärke möglich ist. Das bekannte Ambiente mit den beiden großen Bildschirmen in der Mittelkonsole hält keine großen Überraschungen parat. Wir ziehen einen klassischen Drehknopf in Verbindung mit einem Head-up-Display den beiden Touch-Bildschirmen zwar immer noch vor, weil so die Fahrerablenkung geringer ausfällt, aber auch in der Audi-Infotainmentwelt findet man sich schnell zurecht. Dazu kommt eine Sprachbedienung, die mittlerweile schon sehr ausgereift ist. Dieses ganze Hightech-Arsenal hat aber mit mindestens 82.750 Euro seinen Preis.

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