Von Null auf 100 in 3,8 Sekunden, 571 PS und ein Drehmoment von 800 Nm - das sind Zahlen, die jedem reinrassigen Sportwagen zur Ehre gereichen. Aber selten sind sie bei einer knapp 5,2 Meter langen und rund 2,3 Tonnen schweren Limousine zu finden. Bei Audis neuem Flaggschiff schon: Der S8 vereinigt gediegenen Luxus mit sportlichem Temperament. Die üppige Leistung sieht man dem Koloss auf den ersten Blick nicht an: Der für die Ingolstädter mittlerweile typisch riesige Kühlergrill, dahinter 5,18 laufende Meter Auto, das viel Platz ausstrahlt und die Sicherheit eines Panzers. Ein Wagen für die Top-Etage: gediegen, dynamisch, von zurückhaltender Eleganz, solide und mindestens 140.000 Euro teuer. Der Unterschied zum „normalen“ Audi A8 zeigt sich allenfalls, wenn man genau hinschaut und in Details. Hier und da ein „S“-Logo, spezielle Felgen, die vier Endrohre der Abgasanlage, der Diffusor im Heck. Optional sind HD-Matrix-LED-Scheinwerfer mit Audi-Laserlicht sowie OLED-Heckleuchten.

Den gediegenen Luxus erlebt man schon, bevor man überhaupt drin sitzt in dem Super-Audi. Kaum berührt man den Türgriff, hebt die Federung den Wagen um bis zu 50 mm an, damit man bequemer einsteigen kann. Innen dann: Leder, Luxus, feinste Nähte. Dass hier weder vorne noch in der zweiten Reihe Enge herrscht, versteht sich von selbst - der Innenraum ist gegenüber dem Vorgängermodell um 32 Millimeter gewachsen. Da der S8 auch als Chauffeurslimousine genutzt wird, lässt sich der Beifahrersitz weit nach vorne schieben, so dass dahinter genug Raum ist, um die Beine auszustrecken. Es gibt den S8 zwar auch in einer 130 Millimeter längeren Karosserieversion - allerdings nur in Märkten wie China, Südkorea oder den USA.

Vor sich blickt der Fahrer auf ein digitales Cockpit, dessen Anzeige konfigurierbar ist und das ihm alle wesentlichen Fahrinformationen zeigt. Gleichzeitig werden Tempo, Navi & Co. auch auf die Frontscheibe vor ihm projiziert. Abrufbar über das Display in der Mitte des Cockpits sind auch eine Reihe von Audi-connect-Diensten - ein Teil davon noch Zukunftsmusik. So lässt sich die „Schwarmintelligenz der Audi-Flotte“ nur nutzen, wenn rundum auch wirklich ein „Schwarm“ von vernetzten Audis unterwegs ist. Und die „Ampelinformation“ nutzt nur etwas, wenn man gerade in einer Stadt unterwegs ist, die dieses System auch unterstützt. In Ingolstadt zum Beispiel.

Elektronische Systeme machen es aber auch sonst denkbar einfach und komfortabel, den S8 zu fahren - nie hat man auch nur das Gefühl, in einem Fünf-Meter-Plus-Schiff zu sitzen. Mit einem VW Golf kommt man nicht agiler voran. Wer sich den S8 in Vollausstattung leistet, der hat fünf Radarsensoren, sechs Kameras, ein Dutzend Ultraschallsensoren und einen Laserscanner an Bord. Das vorausschauende Aktivfahrwerk ist im S8 Serie. Gesteuert über Sensoren kann jedes Rad an jeder Stelle des Federweges über elektromechanische Aktoren individuell nach oben oder nach unten gedrückt werden. Eine Kamera in der Windschutzscheibe erkennt im Fahrmodus „comfort+“ Unebenheiten in der Fahrbahn und lässt die Federung schon vorausschauend reagieren. Ergebnis ist ein seidenweiches Gleiten auch über marode Straßen.

Fliehkräfte bei der Kurvenfahrt werden dadurch ausgeglichen, dass sich die ganze Karosserie wie bei einem Motorrad jeweils um bis zu drei Grad in die Kurve neigt. Da passt die achtstufige Wandlerautomatik bestens - sie wechselt je nach Fahrprogramm schnell und kaum merklich zwischen den Gängen. Ein audiübliches Doppelkupplungsgetriebe wäre schlicht mit dem riesigen Drehmoment überfordert. Fünf Fahrmodi stehen zur Wahl: comfort +, auto, dynamic, efficiency und individual.

Beim Beschleunigen verhindert die Elektronik, dass der Wagen vorne hochsteigt, beim Bremsen wird dem Abtauchen der Wagenfront entgegengewirkt. Das serienmäßige Sportdifferenzial verschiebt bei dynamischer Kurvenfahrt die Antriebsmomente je nach Bedarf zwischen den Rädern der Hinterachse. Beim Einlenken oder Beschleunigen in der Kurve werden die Momente überwiegend zum kurvenäußeren Rad gelenkt, der S8 wird förmlich in die Kurve hineingedreht. Bei mittlerem und höherem Tempo lenken die Hinterräder zudem bis zu 1,5 Grad gleichsinnig zu den Vorderrädern. Diese mitlenkenden Hinterräder machen jede noch so flotte Kurvenfahrt zu einem präzisen Vergnügen - und sorgen für einen wertvollen Nebeneffekt: Der Wendekreis des Riesen ist nicht viel größer als bei einem Audi A4 - damit lässt sich auf einer Straße ohne Rangieren wenden.

Ein Schmuckstück ist der extrem laufruhige V8-Benziner. Der Vierliter-Motor mit seiner Biturbo-Aufladung ist gut für 420 kW / 571 PS und ein maximales Drehmoment von 800 Nm, das bereits ab 2.000 U/min-1 anliegt. Damit treibt jedes PS nur vier Kilogramm Leergewicht voran. Aus dem Stand auf 100 km/h beschleunigt der S8 in gerade mal 3,8 Sekunden, bei 250 km/h wird der Vorwärtsdrang elektronisch abgeregelt. Das Mild-Hybrid-System des S8 basiert auf einem 48 Volt-Bordnetz und senkt laut Audi den Kraftstoffverbrauch um 0,8 Liter je 100 Kilometer. Genügsam wird Audis Sport-Limousine allerdings auch dadurch nicht gerade: Schon offiziell werden je 100 Kilometer 11,4 Liter Super fällig. Wer halbwegs sportiv unterwegs ist, der jagt auch schon mal gerne das Doppelte durch die acht Zylinder. Die beiden Turbos sind innen im V des Motors untergebracht - entsprechend schnell reagiert der Motor aufs Gaspedal. Von dem (über Klappenauspuff zuschaltbaren) Sound des Achterpacks hat man innen leider nur relativ wenig - der S8 ist akustisch nach außen abgeschirmt wie ein Konzertsaal.

Für den S8 bietet Audi insgesamt 38 Fahrassistenzsysteme an, die überwiegend in die zwei Ausstattungspakete „Stadt“ und „Tour“ aufgeteilt sind. Eines der Assistenzsysteme im „Stadt“-Paket sind die Audi pre sense Systeme. Registriert das System zum Beispiel einen drohenden Seitenaufprall, kann es die Karosserie blitzschnell um bis zu 80 Millimeter anheben, der Schweller kann dann die Aufprallenergie besser abbauen. Im Paket „Tour“ gibt es unter anderem einen adaptiven Fahrassistenten, der Stauassistent und Spurführung kombiniert.

Den Basispreis des schon ziemlich komplett ausgestatteten S8 geben die Ingolstädter mit 140.000 Euro an. Über diverse Ausstattungspakete lassen sich allerdings auch hier problemlos Mehrkosten generieren, die auch für den Kauf eines kompakten Zweitwagens reichen würden.

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