Das Leben der deutschen Dienstwagenfahrer hat endlich wieder einen Sinn. Zumindest, wenn sie Audi-Fans sind. Denn nach der Limousine kommt jetzt der Avant auf den Markt und für den entscheiden sich 80 Prozent der A6-Käufer. Und wenn man sich den Audi A6 Avant des Jahres 2018 so anschaut, kann man diese Wahl sehr gut verstehen. Das Design des Kombis mit der stark abfallenden Dachlinie ist wirklich gelungen. Die Schönheits-Kosmetik geht aber nicht zu Lasten des Kofferraum-Volumens, das mit 565 bis 1.680 Litern identisch zu dem des Vorgängers ist. Dass die Heckklappe sich jetzt serienmäßig elektrisch öffnet, nimmt man genauso erfreut zur Kenntnis, wie die tiefe Ladekante. Da stört es nur wenig, dass die Ladefläche etwas ansteigt.

 

Über Platzmangel kann man sich im neuen A6 Avant generell nicht beklagen, denn der hat in den Abmessungen zugelegt und ist 2,4 Zentimeter breiter und 1,2 Zentimeter länger als bisher. Egal, ob man hinten oder vorne sitzt. Im Fond macht sich vor allem die gewachsene Beinfreiheit bemerkbar und selbst bei 1,90 Metern Körpergröße bleibt es um das Haupt herum luftig. Der Innenraum unterscheidet sich nicht von dem der Limousine, also fühlt man sich auch im Lademeister-A6 wohl. Die Verarbeitung ist erwartungsgemäß sehr gut und das Bedienkonzept mit den zwei Bildschirmen aus dem A6 und dem A8 bekannt. Allerdings erfordert der Verzicht auf den Drehknopf etwas Eingewöhnungszeit, aber man kommt recht schnell mit der neuen Handhabung zurecht.

Mild-Hybrid im Sortiment

Das Head-Up-Display projiziert die Inhalte gestochen scharf auf die Windschutzscheibe und bei den Fahrhelfern hat man sich fleißig aus dem Konzern-Regal bedient. Also hat auch der A6 Avant unter anderem einen Spurhalte- und einen Toter-Winkelassistenten. Auch jenen, die mit einem Hänger unterwegs sind, wird mit einem Rangierassistenten geholfen und alle Antriebsstränge sind mit einem Mildhybrid per Riemen-Starter-Generator und zusätzlicher Lithium-Ionen-Batterie elektrifiziert - zwölf Volt-Variante bei den Vierzylindern sowie 48 Volt bei den Sechszylindern. Das soll 0,3 l/100 km bei den Vierzylindern beziehungsweise 0,7 l/100 km bei den Sechszylinder-Aggregaten im realen Fahrbetrieb sparen.

Vierzylinderbenziner müht sich


Die Einführung der Motorvarianten leidet auch beim A6 Avant unter der WLTP-Malaise beziehungsweise den fehlenden Prüfständen. So müssen die Kombi-Fans bis Anfang des nächsten Jahres auf den Sechszylinder-Benziner warten. Immerhin stehen der Vierzylinder- und die beiden Sechszylinder-Diesel jetzt schon zur Verfügung. Ab Oktober gibt es auch einen neuen Basis-Vierzylinderbenziner mit 180 kW / 245 PS im Audi A6 Avant 45 TFSI. Der aufgeladene Vierzylinder bringt eine A3-Fahrerin sicher zum Jauchzen, im A6 Kombi müht sich das Triebwerk doch ziemlich mit rund 1.8 Tonnen schweren Gefährt. Klar ist man mit einer Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h und einem Standardsprint von null auf hundert, der in 6,8 Sekunden absolviert ist, mehr als ausreichend schnell unterwegs. Solange man im Verkehr mitschwimmt, schlägt sich der Motor wacker, aber sobald man etwas Leistung fordert, teilt der Vierzylinder seine Anstrengungen deutlich vernehmbar mit.

Bei Zwischenspurts legt sich das Aggregat zwar mächtig ins Zeug, überzeugt aber nicht restlos und auch die angegebene Maximalgeschwindigkeit wird nur mit viel Anlauf erreicht. Selbst das Dynamik-Fahrprogramm bringt keine Verbesserung - nicht einmal subjektiv, die Gänge werden lediglich höher ausgedreht, was den Geräuschpegel nach oben treibt. Noch hat Audi keinen Norm-Durchschnittsverbrauch veröffentlich, bei den ersten Testfahrten, bei denen der Audi nicht allzu sehr gefordert wurde, genehmigte sich der A6 Avant 45 TFSI 9,9 l/100 km.

Abschied von der Handschaltung

Von der Handschaltung müssen sich die A6 Avant-Fahrer verabschieden. Jetzt sind die Achtstufen-Automatik und das Siebengang S tronic-Doppelkupplungsgetriebe Trumpf, das gut zum Dienstwagenliebling passt. Die Allradlenkung hilft bei der Agilität und der 4,94 Meter lange Audi schlägt sich in den Kurven ordentlich, ohne das letzte Quäntchen Sportlichkeit zu vermitteln. Das muss er auch gar nicht, denn der Komfort ist eher die Kernkompetenz des Kombis, dessen adaptive Dämpfer sich trotz der montierten 21 Zoll-Reifen jeglichen Unwägbarkeiten der nicht immer guten Asphaltqualität des deutschen Straßennetzes gewachsen zeigte. Wer noch mehr Sänfte will, greift zur optionalen Luftfederung.

Dass die Lenkung zwar direkt und präzise ist, aber sich etwas synthetisch anfühlt, trübt den Gesamteindruck nur marginal. Der Preis steht noch nicht fest, wird aber voraussichtlich etwas über dem des Audi A6 Avant liegen 40 TDI - das sind aktuell 51.650 Euro.

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