Die Szenerie ist mittlerweile bekannt. Langsam, wie von Geisterhand setzt sich das Van in Bewegung. Eine weitere Demonstration des autonomen Fahrens. Doch bei dem blauen Fahrzeug mit dem weißen Schriftzug "Autonomous Ride-Hailing" (dt: etwa autonomes Auto herbeirufen) ist einiges anders. Mit einer Handy-App wählt man ein Ziel aus, dass der Van ansteuern soll. Per Knopfdruck nähert sich das Fahrzeug und bleibt vor einem stehen. Kaum haben wir auf dem Beifahrersitz Platz genommen, können wir auf einem Bildschirm das nächste Ziel auswählen. Nach Betätigen der Schaltfläche "Flughafen" geht die Fahrt wieder los. Neben uns sitzt der Fahrer, nur fehlen sowohl das Lenkrad als auch die Pedale. Lediglich ein Joystick ist aktuell noch als "Rettungsfallschirm" installiert, aber das Auto macht alles selbst und sucht sich auf dem Parkplatz mit den weiß aufgemalten Straßen die schnellste Route. Sogar das Erstellen der Karte übernimmt das Computerhirn. Die wird während der Fahrt mit den Sensoren laufend abgeglichen. So schaut also das autonome Fahren Level 4 in der Praxis aus.

Noch gibt es Schwächen, die es auszumerzen gilt: Die Lenkbewegungen sind deutlich hörbar und das Anhalten beziehungsweise Bremsen geschieht noch zu ruckartig. Nichtsdestotrotz ist erste Einsatzgebiet des Robo-Taxis bereits definiert: Es gibt Anfragen, das Auto als Shuttle in großen Fabriken und Lagerhallen und eventuell in einem Hafen einzusetzen. Diese Einsatzorte sind klar eingegrenzt und dieses "Geofencing" ist noch nötig, damit das autonome Fahren auch funktioniert. Ebenso, wie möglichst exaktes Kartenmaterial. Das kommt aber nicht von TomTom, Google oder Here, sondern das erstellt das Auto, wie bereits erwähnt, selbst, indem es das Gelände exakt erkundet. "Wir fahren in Bereiche, die die anderen nicht haben", erklärt ZF-Projektleiter Oliver Briemle. Rund zwei Stunden dauert das Abfahren des Areals, dann hat der Wagen mit seiner Sensoren-Armada eine dreidimensionale Karte erstellt. "Wenn man die Karten übereinanderlegt, ist unsere um etwa einen halben Meter exakter als die der anderen Anbieter", erklärt Briemle.

Mercedes hat seine Idee eines autonomen People Movers erstmals auf der Nutzfahrzeug-IAA im Herbst vergangenen Jahres vorgestellt. Der 5,14 Meter lange Shuttle sieht aus wie ein überdimensionales Überraschungs-Ei im Zweiton-Lack. In ihm finden sitzend wie stehend bis zu zwölf Personen Platz. Zahlreiche Fenster geben bei der Fahrt einen guten Ausblick auf die Umgebung. An der Decke gibt es ein großes Dachfenster, um das sich ein LED-Ring schmiegt, mit dem der Mercedes Vision Urbanetic mit den Passagieren kommuniziert. Die kugelrunde Konstruktion für den Personentransport lässt sich innerhalb weniger Minuten gegen ein Gütermodul austauschen. Antrieb, Batterien und Sensorsysteme sind in einem elektrischen Skateboard untergebracht, das vom elektrischen Mercedes eVito abgeleitet wurde. Perfekt eignet sich der 2,33 Meter hohe Shuttle jedoch als Ruftaxi. Wie der autonome Alltag aussehen könnte, zeigt eine nächtliche Fahrt auf dem Las Vegas Strip. Wie man es von Fahrdiensten wie Uber, Lyft oder Grab kennt, wird der Mercedes Vision Urbanetic per App gerufen, das Ziel festgelegt und das Elektro-Ei holt einem beispielsweise vor dem Planet Hollywood Hotel ab und surrt elektrisch und vollautonom zum gewünschten Ziel. Maximal mit 60 km/h unterwegs, muss man sich noch nicht einmal anschnallen.

Auonomes Fahren Stufe 4 und 5

Noch weiter blickt Kia in die Zukunft. Die Koreaner zeigen den Innenraum, wennRoboterautos längst schon Normalität sind. Im Zentrum der neuen Technologien steht das "Real-time Emotion Adaptive Driving" (R.E.A.D)-System. "Bei diesem System geht es darum, dem Menschen die Fahrt so angenehm, wie möglich zu machen", erklärt Hyundai-Entwicklungschef Albert Biermann. Kameras zeichnen den Gesichtsausdruck und die Mimik auf, während gleichzeitig die Hautleitfähigkeit (Elektrodermale Aktivität) und der Puls gemessen werden. Aus diesen Daten schließt die Technik per künstlicher Intelligenz die Stimmung des Menschen und verändert das Cockpit, um eine positives Fahrerlebnis zu kreieren. Obwohl dieses System, das in Zusammenarbeit mit dem bekannten "Massachusetts Institute of Technology" (MIT) entworfen wurde, noch eine reine Studie ist, ist es durchaus möglich, dass Teile davon schon in Serie gehen, wenn Menschen noch selbst hinter dem Steuer sitzen.

Toyota verschreibt sich zwar auch dem autonomen Fahren, nimmt aber etwas den Fuß vom Gas und setzt in der nahen Zukunft auf "Guardian", eine Technik, ebenfalls den Fahrspaß erhöhen soll. Die Idee des "Toyota Research Institute" (TRI) ist gut. Die Technik, Sensoren und Software, der Fahrassistenten werden quasi als verlängerte Arm des Piloten genutzt und greifen erst spürbar dann ein, wenn es unvermeidlich ist. Die Grenze der Intensität eines Lenkeingriffs ist dabei fließend und situationsabhängig. Idealerweise soll das System die Fähigkeiten des Fahrers verbessern und zum Beispiel ein Ausweichmanöver, wenn zum Beispiel ein anderes Fahrzeug aus einer Seitenstraße schießt, erfolgreich vollziehen.

Bosch gibt mit seinem IoT-Mobil ebenfalls einen Ausblick auf die Shuttle-Mobilität von übermorgen. Für diese elektrischen People Mover will der Autozuliererer aus Stuttgart verschiedene Komponenten für Automatisierung, Vernetzung und Elektrifizierung liefern. "Ohne digitale Services von Bosch wird in Zukunft kein Fahrzeug mehr unterwegs sein", gibt sich Geschäftsführer Markus Heyn selbstbewusst. Wie so ein Fahrzeug aussehen könnte, zeigt auf der CES der IoT Shuttle mit großen Fensterflächen, vier gegenüberliegenden Sitzen, gläsernen Schiebetüren und großen Displays. Eingebunden ist der Personentransporter in ein Ecosystem aus Buchungs- und Vernetzungsplattformen, Parkplatz- und Ladediensten.

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