Die neue Achter-Reihe von BMW ist prächtig eingeschlagen. Erstmals seit der futuristischen Achter-Generation Ende der 80er / Anfang der 90er Jahre vom Typ E31 werden die eleganten Bayern als ernsthafte Konkurrenten für Mercedes S-Klasse, Bentley Continental GT oder Aston Martin angesehen. Zwar erlaubt sich BMW nach wie vor den Makel, selbst den Topmodellen keinen imageträchtigen V12-Motor zu spendieren, aber sonst bleiben selbst für das verwöhnte Klientel kaum Wünsche offen. Das ideale Paket für den zwei- wie viertürigen Achter ist fraglos der doppelt aufgeladene Achtzylinder des M850i, der aus seinen 4,4 Litern Hubraum 530 PS und 750 Nm herauskitzelt. Doch bereits beim Basismodell 840i Gran Coupé kommt mit seinen 250 kW / 340 PS allemal Fahrfreude auf.

Das liegt nicht nur an der Motorleistung an sich und einem kraftvollen Drehmoment von 500 Nm, sondern insbesondere daran, dass der 5,08 Meter lange Viertürer bei knapp über 1.000 Touren bereits überaus hungrig am Gas hängt. Als Hecktriebler beschleunigt der BMW 840i in 5,2 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100; als Allradler geschieht dies sogar in 4,9 Sekunden. Abgeregelt wird bei 250 km/h. Der Reihensechszylinder ist obligatorisch an eine exzellente Achtgang-Automatik gekoppelt, die perfekt zum sportlichen Viersitzer passt. Der Normverbrauch liegt bei 7,2 Litern Super auf 100 Kilometern. Wem das zu viel ist, für den bietet BMW das Achter Gran Coupé auch mit einem Sechszylinder-Diesel an, der mit 235 kW / 320 PS ähnliche Leistungsdaten wie der 840i bietet, jedoch nur 5,9 Liter Diesel verbraucht.
Das exzellente Fahrwerk von Coupé und Cabrio mit verschiedenen Fahrprogrammen und einstellbaren Dämpfern findet sich auch im deutlich längeren Achter Gran Coupé wieder. Die Lenkung ist klasse und der Komfort ist bei aller Sportlichkeit eine der großen Stärken. Niemand vermisst dabei eine Luftfederung, wie sie der große Bruder Siebener BMW oder die viertürige Coupé-Konkurrenz von Mercedes CLS, Porsche Panamera oder Audi A7 bietet. Stattdessen überzeugen doppelte Querlenker vorn und eine Fünflenkerachse im Heck mit großen Komfortreserven und der nötigen Fahrbahnanbindung für die flotte Gangart. Denn man würde dem knapp 1,9 Tonnen schweren BMW 840i Gran Coupé unrecht tun, wenn dieser ausschließlich als Cruiser bewegt würde. Der um rund 20 Zentimeter im Vergleich zum Coupé verlängerte Radstand bringt bei flotten Reisetempi Ruhe in die Karosserie, ohne die Fahrdynamik nennenswert zu lähmen. Dazu tragen insbesondere die geringen Auf- und Abbewegungen des Aufbaus bei. So besteht abgesehen von kurvenreichen Bergstraßen auch kaum ein Grund, das Fahrprogramm von Comfort auf einen Sportmodus zu wechseln.

Im Vergleich zu seinem Vorgänger Sechser Gran Coupé ist der neue Achter deutlich gewachsen. Er ist 23 Zentimeter länger, drei Zentimeter breiter und wuchs auch um sechs Zentimeter in der Höhe, was den eleganten Linien keinen Abbruch tut, den Sitzkomfort vorne und speziell hinten jedoch deutlich erhöht. Für groß gewachsene Fahrer macht es sich angenehm bemerkbar, dass die Neigung der Windschutzscheibe reduziert wurde und man nicht zuletzt deshalb bequemer in den wohl konturierten Lederstühlen sitzt. Im Innenraum gibt es in der ersten Reihe keine Unterschiede zu den bekannten Coupé- und Cabrioversionen des Achter BMW.

Die Bedienmodule gefallen und sind übersichtlich, wenngleich die Instrumenteneinheit durch den Gleichklang mit den anderen Modellen monoton wirkt. Hier sollte man mehr differenzieren. Für die zweite Reihe gibt es nicht nur zwei zusätzliche Türen, sondern zwei wohl ausgeformte Sessel mit integrierten Kopfstützen, in denen auch Personen bis an die 1,90 Meter ausreichend Platz finden. Offiziell ist das neue Achter Gran Coupé ein 4+1-Sitzer, was die Frage aufwirft, wer diese +1-Person sein soll, denn selbst Kinder finden auf dem imaginären Schleudersitz und mit über den breiten Mitteltunnel gespreizten Beinen keinen zumutbaren Platz. Daher lieber ehrlich sein und das Gran Coupé als Viersitzer verkaufen – dann meckert keiner. Wichtiger erscheint dabei, dass sich die Rücksitze im Verhältnis 40:20:40 umlegen lassen und sich der 440 Liter große Laderaum so variabel erweitern lässt.

Besonders viel Licht kommt in den Innenraum, wenn man sich für das optionale Glasdach entscheidet, das mit seinen 1,5 Quadratmetern Fläche von der Windschutz- bis zur Heckscheibe reicht. Für die rechte Abschottung lassen sich nicht nur das zweiteilige Panoramadach, sondern auch die hinteren Seitenscheiben und die Heckscheibe mit elektrischen Jalousien verschatten. Die Serienausstattung des mindestens 91.500 Euro teuren BMW 840i Gran Coupé ist gut; doch mit zahllosen Extras lässt sich der Kaufpreis problemlos über 120.000-Euro-Marke drücken. Immerhin: für Sicherheit an Bord sorgen unter anderem Ausstattungsdetails wie Fernlichtassistent, Auffahr- und Personenwarnung mit Bremsfunktion, Spurwechsel- und Spurverlassenswarnung, Verkehrszeichenerkennung und Querverkehrswarnung hinten. Auf Wunsch lässt sich dieses Sicherheitspaket um Funktionen wie Abstandstempomat, Spurführungsassistent, Seitenkollisionsschutz, Ausweichhilfe, Abstandsinformation oder Einparkautomatik mit Kameras rundum erweitern.

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