Optisch sind die Unterschiede zu den Verbrennerbrüdern überschaubar. Der neue BMW iX3 ist vorne weitgehend geschlossen, weil er deutlich weniger Kühlluft benötigt. Zudem gibt die teils geschlossene Nase dem Steckermodell einen etwas anderen Charakter. Doch sonst ist bei dem neuen Modell aus der X3-Familie alles beim Alten - beinahe. Denn während die normalen X-Modelle vom kleinen Bruderpaar X1 / X2 bis zum mächtigen X7 allesamt zumindest gegen Aufpreis mit dem mehr als sinnvollen Allradantrieb unterwegs sind, wurde dieser beim BMW iX3 außen vorgelassen. Dass das durchaus Auswirkungen aufs Fahrverhalten hat, spürt man zum Beispiel bei schneller Kurvenfahrt oder beim Abbiegen an der Ampelkreuzung schnell. Es regnet heute und mit der üppigen Motorleistung keilt der iX3 leicht nach hinten aus. Noch bevor das Regelsystem eingreift, ist eilig gegengelenkt. Kein Problem, doch wenn der Winter kommt, wünscht man sich von einem BMW X3, auch wenn er das i im Namen trägt und über einen Elektromotor verfügt, zwei angetriebene Antriebsachsen für souveränen Vortrieb in allen Lebenslagen. Gibt es schließlich bei Konkurrenzmodellen wie dem Mercedes EQC oder dem Audi E-Tron auch.

Den Grund für den fehlenden Vorderachsantrieb muss man nicht lange suchen, denn nach Aussage der Techniker wäre dieser wegen der überschaubaren Dimensionen problemlos einzubauen gewesen. Doch ursprünglich war der BMW iX3 ausschließlich für den chinesischen Markt gedacht. Als der Druck für einen Elektro-SUV hier immer größer wurde, wollte man die Wartezeit bis zum BMW iX5 (Projektname iNext), der im vierten Quartal 2021 auf den Markt kommen soll, nennenswert verkürzen. So wird der BMW iX3 auch nicht im X3-Stammwerk im amerikanischen Spartanburg gefertigt, denn für Nordamerika forderte das vorgezogene Elektromodell kaum jemand. Stattdessen wird der BMW iX3 ausschließlich beim BMW-Kooperationspartner Brilliance im chinesischen Shenyang produziert. Von hier aus soll er ab Ende Januar auch nach Europa kommen.

Angetrieben wird der 4,73 Meter lange BMW iX3 von einem Elektromotor an der Hinterachse mit einer Leistung von 210 kW / 286 PS und einem maximalen Drehmoment von 400 Nm. Dadurch beschleunigt der Elektro-SUV in 6,8 Sekunden auf Tempo 100, wird jedoch bei 180 km/h abgeregelt. Bis 160 km/h ist der iX3 nahezu geräuschlos und sehr flott unterwegs; danach wird es zäher. Durch das zwischen den beiden Achsen verbaute Akkupaket liegt er gut auf der Straße und macht auch auf Landstraßen und Autobahnen mächtig Laune. Doch wenn der BMW iX3 eine ernsthafte Alternative zu den hauseigenen Verbrennern sein soll, die aktuell ein Leistungsspektrum bis zu 510 PS haben und deutlich über 250 km/h rennen, sind 180 km/h eben doch recht wenig. Gerade gegen die so beliebten Dieselversionen mit 190 oder ebenfalls 286 PS tut sich die Elektroversion nicht nur wegen der nennenswert geringeren Reichweite schwer. Ist man mit einem BMW X3 20d xDrive mit Allradantrieb und 190 Diesel-PS locker 220 km/h schnell und hat bis zum nächsten Tankstopp eine Strecke von bis zu 1.100 Kilometern vor sich, so muss der chinesische Elektro-X3 nach maximal 460 Kilometern wieder an die Ladesäule. Der Normverbrauch liegt bei 18,5 kWh pro 100 Kilometern, was angesichts des 80-kWh-Akkupakets jedoch allemal ausreichende Reichweiten bietet.

Bei 66.300 Euro geht es los

Das Ladevolumen wird durch den Elektroantrieb nicht nennenswert beeinträchtigt und liegt zwischen 510 und 1.560 Liter. Praktisch: wo verfügbar, kann der BMW iX3 mit einer maximalem Ladeleistung von 150 Kilowatt an Gleichstrom-Stationen betankt werden. Nachgeladen von null auf 80 Prozent ist in kaum mehr als einer halben Stunde möglich; entsprechend reichen zehn Minuten für die nächsten hundert Kilometer. An der Wallbox dauert das komplette Laden des Akkupakets jedoch stattliche 7:30 Stunden. Die Fahrwerksabstimmung ist schon durch das gestiegene Leergewicht von 2,3 Tonnen etwas straffer als man es kennt. Die Lenkung ist direkt, könnte jedoch etwas mehr Gefühl von der Fahrbahn vermitteln und im Grenzbereich schiebt der elektrische X3 spürbar über die Vorderräder. Der Fahrer kann sich wie bei anderen Elektromodellen entscheiden, ob er im normalen D-Fahrmodus unterwegs ist oder mit maximaler Rekuperation im B-Modus. Beides klappt vorbildlich und so sollte es Geschmacksache sein, für was man sich im Alltag erwärmen kann. Die adaptive Rekuperation klappt problemlos.

Auch wenn der BMW iX3 beim fehlenden Allradantrieb und mit 180 km/h Spitzentempo patzt, glänzt er mit einer guten Serienausstattung. So bietet der China-Bayer unter anderem 19-Zoll-Alufelgen, LED‑Scheinwerfer, 3-Zonen-Klimaautomatik mit Standheizung, automatische Heckklappenbetätigung, Panorama-Glasdach, sowie auf Wunsch Details wie 20-Zöller, Akustikverglasung, elektrische Ledersitze oder Head-up-Display. Der Preis für den BMW iX3 in der Basisversion Inspring liegt bei 66.300 Euro; der kompletter ausgestattete iX3 Impressive ist rund 6.000 Euro teurer.

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