Was den vier Rädern der Nürburgring, ist der Moto GP der Sachsenring. Wenn hier am Wochenende der Motorrad Grand Prix von Deutschland stattfindet, fährt ein vierrädriger BMW vorweg- mit innovativer Technik.

Der schwarze BMW M4 sieht bereits in der Boxengasse aus zum Fürchten. Dafür sorgt nicht nur der matt-düstere Lack, ein gigantisches Spoilerornat und die bunten Streifen des M-Signets, sondern eine rote LED-Lichterbrücke auf dem Dach und gleißende Flasher in der Frontschürze. Beide lassen sich über zwei Zusatzschalter auf der Karbonmittelkonsole bedienen. Zudem gibt es Schalensitze, Sechspunktgurt und einen kleinen Überrollkäfig für den Fall der Fälle. Doch das Pace Car der Moto GP unterscheidet sich auch unter dem scharfen Kleid aus Blech und Karbon von einem normalen BMW M4. Haben die Straßenversionen mit ihren 431 PS ein nennenswertes Leistungsdefizit im Vergleich zur direkten Konkurrenz von Audi RS4 und besonders dem 510 PS starken Mercedes C 63 AMG, so hat das Pace Car ein paar Pferde mehr, die lautstark unter der Haube galoppieren. Schließlich muss man auf dem hügeligen Sachsenkurs eine Armee von brüllenden Zweirädern mit todesmutigen Piloten hinter sich halten. “Die Wassereinspritzung bringt zehn Prozent mehr Leistung”, sagt M-Chef Franciscus van Meel, “je nach Einstellung der Motorsteuerung und des Ladedrucks auch mehr.” Doch es geht nicht nur um das reine Leistungsplus. Die Wassereinspritzung wirkt zudem der Klopfneigung des Motors entgegen, die dadurch entsteht, dass Kraftstoff unkontrolliert verbrennt. Erstmals ist der M4-Prototyp offiziell in Deutschland unterwegs. Auch wenn der deutsche Topfahrer Stefan Bradl das Rennen auf dem Sachsenring verletzungsbedingt auch ausfallen lassen muss, werden bis zu 200.000 Zuschauer erwartet.

Premiere auf dem Sachsenring

Das Starterfeld des deutschen Motorrad Grand Prix lässt mit weltbekannten Fahrern wie Valentino Rossi, Jorge Lorenzo oder Marc Marquez keinerlei Wünsche offen. Das Rennen verspricht nicht nur wegen der spektakulären Strecke Spannung, grandiose Überholmanöver und den ein oder anderen Einsatz des rasenden Pace Cars im Darth Vader Look. Yamaha, auf der die beiden Toppiloten Valentino Rossi und Jorge Lorenzo unterwegs sind, hat auf der ostdeutschen Rennstrecke seit fünf Jahren nicht mehr gewinnen können. Beide Piloten trennen gerade einmal zehn Punkte. Doch so schnell beide in Training und Rennen auch sind: das Pace Car darf niemand überholen. Die zusätzliche Leistungsspritze des Moto-GP-M4 stammt auf einer Wassereinspritzung. BMW hat die alles andere als neue Technologie aus der Entwicklungsschublade geholt, ihr neues Leben eingehaucht und will diese in den nächsten Jahren in Serie bringen. Neben einer zusätzlichen Einspritzanlage, die das Wasser in den Ansaugtrakt sprüht, versteckt unter dem Kofferraumboden einen fünf Liter großen Wassertank. “Im normalen Fahrbetrieb müsste der Tank bei rund jedem fünften Tankstopp mit destilliertem Wasser gefüllt werden”, erklärt Franciscus van Meel, Chef der BMW M GmbH, “die Wassereinspritzung ist ein System zur Leistungssteigerung und Verbrauchsminimierung von Verbrennungsmotoren. Erstmals setzen wir diese Technologie im BMW M4 Moto GP Safety Car der Saison 2015 ein.”

Ehemals wurde Renn- und Rallyefahrzeugen per Wasserzuführung ein kraftvoller Odem eingehaucht. Auch Fahrzeughersteller wie Saab oder Fiat experimentierten bei Saab 99 und Uno Turbo i.e. einst mit der Wassertechnik zur Temperatursenkung der Turboluftzufuhr. Bleibt die Motorleistung bei einem Fahrzeug gleich, würde sich der Verbrauch um bis zu acht Prozent minimieren. Zudem kann man Kraftstoffe mit einer niedrigeren Oktanzahl fahren. “Das Wasser wird ab 5.500 U/min in den Ansaugtrakt eingesprüht”, erklärt van Meel, “die Temperatur so gesenkt und der Motor dreht freier und leichter hoch mit 0,2 bar mehr Ladedruck.” Heißt, die Wassereinspritzung durch drei kleine Düsen in den Luftsammler sorgt ebenso wie der Ladeluftkühler für eine niedrigere Abgastemperatur und somit ein letztlich potenteres Gemisch für die anstehende Verbrennung. Nicht, dass dem 431 PS starke Serien-M4 sonst die Schwächlichkeit allzu breit auf der Brust stehen würde, doch gerade in den hohen Drehzahlbereichen geht er auf dem Sachsenring nennenswert elastischer zur Sache. Kein wilder Boost, kein brachialer Schub, aber eben das gewisse etwas mehr an Leistung und Drehfreude, wenn es in höhere Geschwindigkeiten und Drehzahlen geht. Genau das richtige für die lange Start- und Zielgerade oder das Berganstück der 3,67 Kilometer langen einstige Naturrennstrecke.

Das nächste Rennen findet nach der Sommerpause am 9. August auf dem amerikanischen Indianapolis Speedway statt. Auch hier müssen die Fahrer wieder bei gleißender Hitze hinter einem schwarzen BMW M4 herfahren.

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