Liebling, Du hast den X6 geschrumpft! Bei BMW will man den Erfolg des X6 eine Klasse darunter wiederholen und stellt dem SUV X3 mit dem BMW X4 einen sportlichen Bruder zur Seite. Im Praxistest glänzt die Coupévariante überwiegend.

Der BMW X6 polarisiert seit seinem Erscheinen. Die einen verspotten das große SUV-Coupé als Oligarchenspielzeug oder als Potenzierung der Nutzlosigkeit. Die anderen finden das Auto einfach nur grandios sportlich, betont männlich und eine wohltuende Alternative zu dem optischen Einheitsbrei, der sich sonst auf den Straßen tummelt. Für BMW hat sich das Konzept des SUV-Coupés beim X6 gelohnt, der viel Geld in die ohnehin prall gefüllten Münchener Taschen gespült hat. In Russland China und den USA finden die Autofahrer Gefallen an dem Konzept eines hochbeinigen Offroad-Coupés. Was dem X5 recht ist, ist dem BMW X3 billig. Also bekommt auch der Mittelklasse-Kraxler mit dem X4 einen Bruder mit sportlicher Silhouette zur Seite gestellt.

Connected Drive

Wer einen modernen BMW kennt, findet sich auch im X4 wieder. Der sportliche Offroader hält bei der Bedienung keine Überraschungen parat. Und damit ist das SUV-Coupé fast schon umfassend gelobt. Denn bei der Bedienung liefern die Münchener schon seit lange eine gute Vorstellung ab. Allerdings hat der intuitive Handhabungs-Genuss auch seinen Preis: Für das große Navigationssystem inklusive Connected Drive sind wenig charmante 3.100 Euro fällig und das Head-Up-Display kostet noch einmal 1.100 Euro obendrauf. Wenn man viel mit dem Auto unterwegs ist, freut man sich über die Tatsache, dass BMW bei diesem Fahrzeug-Segment noch nicht auf die Billig-Klapp-Bildschirm-Lösung setzt, sondern die Anzeigen direkt auf die Windschutzscheibe projiziert. Das kommt der Innenraum-Optik zugute und auch einige Infos finden dort Platz. So zum Beispiel die Radio-Senderliste beim Scrollen mit dem Drehrad, das sich in der rechten Lenkradspeiche befindet.

Die Vernetzung ist ebenfalls eine Stärke im BMW X4 30d, der inklusive Achtgang-Automatik mindestens 55.900 Euro kostet. Während der Fahrt poppen Gefahrenmeldungen, wie zum Beispiel die Warnung vor Blow ups auf einer Autobahn, automatisch nach oben und das Navigationssystem mit Echtzeit-Verkehrsdaten hilft oft bei der Stauvermeidung. Bei allen Bedienstärken zeigt der X4 eine erstaunliche Fahrdynamik. Trotz des Gewichts von gut 1.8 Tonnen lässt sich das SUV-Coupé dank der sehr exakten und rückmeldefreudigen Lenkung sehr flott um die Kurven zirkeln. Allerdings hat das Standard-Lenkrad einen zu dünnen Kranz. Da ist man mit dem Sportlenkrad für 100 Euro extra deutlich besser bedient. Wer BMW X4 sagt und zu den Spaßfahrern gehört, muss auch “B” sagen, die adaptiven Dämpfer für 1.100 Euro wählen und so dem Komfort eine Chance geben.

Teures SUV-Vergnügen

Die adaptiven Dämpfer und der Allradantrieb tragen ihren Teil zu der Fahrdynamik bei, ebenso wie der agile Sechszylinder mit 190 kW / 258 PS und 560 Nm maximalem Drehmoment. Auch wenn da die Konkurrenz teilweise mehr Wumms hat, ist man mit dem Münchener nicht untermotorisiert. Der Sprint auf 100 km/h ist in 5.8 Sekunden absolviert und die Höchstgeschwindigkeit von 234 km/h wurde beim Testwagen noch um zwei km/h übertroffen. Dass der angegebene Verbrauch von 5,9 Litern pro 100 Kilometer um fast zwei Liter (7,8 l/100 km) übertroffen wird, war zu erwarten. Im alltäglichen Stadtverkehr zeigen sich dann die Nachtteile der auffälligen Karosserieform. Die C- und D-Säulen sowie die kleine Heckscheibe beeinträchtigen die Rundumsicht beim Abbiegen und beim Rangieren doch ziemlich. Parksensoren vorne und hinten (für 300 Euro) oder eine Rückfahrkamera (noch einmal 420 Euro obendrauf) oder besser noch die Surround-View-Vogelperspektive-Kamera (740 Euro) helfen dieses Manko zu beheben. Letztere war im Testwagen nicht enthalten, der insgesamt die stattliche Summe von 73.150 Euro kostete.

Dass Schönheit nicht immer zwingend ihren Preis hat, merkt man, wenn man Passagiere transportiert. Im Fond wird es trotz der abfallenden Dachlinie erst ab einer Körpergröße von 1,88 Metern eng und die Beinfreiheit erreicht zwar nicht Luxus-Limousinen-Niveau, ist aber ausreichend. Dasselbe kann man auch über das Kofferraum-Volumen von 500 Liter bis 1.400 Liter sagen, das nur wenig unter dem des Bruders X3 liegt. Die Zuladung (ohne Passagiere) beträgt 590 Kilogramm. Bei einer Vier-Personen-Männerrunde mit jeweils 100 Kilogramm Gewicht bleiben da noch 190 Kilogramm für das Gepäck übrig. Die Ladekante liegt allerdings recht hoch, das bedeutet, dass die Reisetaschen mit viel Schwung in den Kofferraum gewuchtet werden muss. Die Heckklappe schwingt gerade Mal so weit auf, dass 1,85 Meter große Personen darunter passen. Der frei stehende Verschlussbügel ist einer gut sitzenden Frisur auch nicht immer zuträglich. Um Blechschaden in der Garage zu vermeiden, kann man einstellen, wie weit die Kofferraumtür aufschwingt. Das hilft in Garagen mit niedrigen Decken, aber am besten ist der BMW X4 3.0d ohnehin auf der Straße aufgehoben.

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