Der Fahrer der schwarzen Mercedes E-Klasse traut seinen Augen nicht. Immer wieder nickt der Kopf nach rechts und die Augen suchen im Rückspiegel den orangefarbenen Floh, der sich partout nicht abschütteln lässt. Zugegeben, wir waren mit dem Brabus Smart Fortwo Cabrio auf einer kurvigen Landstraße unterwegs, da reduziert sich der PS-Vorteil der Limousine gewaltig und der knapp eine Tonne schwere Zweisitzer holt das Optimum aus seinen 80 kW / 109 PS. Diese Episode aus der ersten Testfahrt zeigt schon, wie groß der Schritt beim neuen Smart ist. Der Vorgänger machte viel Rabatz und war ein Gefährt, für Familienväter, die auch in der Stadt ihren extravaganten Auftritt pflegen wollten. Querdynamik? Tja, das war eine andere Sache.

Das ändert sich mit der neuen Brabus-Variante: Obwohl die um einige Kilos schwerer ist als der Vorgänger , agiert sie leichtfüßiger und direkter."Die Spurbreite hilft uns beim Abstimmen", lässt sich Entwickler Axel Nirk in die Karten blicken. Damit war es aber nicht getan, die Ingenieure tüftelten auch am Fahrwerk des Brabus-Smart, legten die Karosserie um zehn Millimeter tiefer und bauten straffere Dämpfer, Federn und Stabilisatoren ein. Unterstützt wird diese Dynamik-Melange durch eine Lenkung, die aus der Mittellage heraus direkter anspricht.

Zumindest auf guten Straßen kann sich das Ergebnis fahren lassen. Der Stadtfloh lenkt freudig ein, liegt satt auf der Straße und steckt Bodenunebenheiten deutlich lockererer weg, als der Vorgänger, der sich die Agilität mit einer Extra-Portion Härte erkauft hat. Nur bei kurzen knackigen Schlägen wird den Insassen bewusst, dass sie in einer sportlichen Variante mit kurzem Radstand unterwegs sind. Auch die besten Getriebe-Köche können die Grenzen der Physik nicht aushebeln. Wenn man den Kleinwagen am Grenzbereich durch die Kurven fliegen lässt, rutscht er gutmütig und leicht kontrollierbar über alle vier Räder nach außen. Untermalt von dem wimmernden Klagelied der dunklen Gummimischung, die um den Kontakt zur Fahrbahnoberfläche kämpft. Auch Spurrillen und der Seitenwind sind nicht die besten Freunde des Stadtflohs, der auf solche Einflüsse bei höheren Geschwindigkeiten mit einer merklichen Nervosität reagiert.

Lenkrad nicht längs verstellbar

Die Fahrleistungen sind durchaus erwachsen. Der Brabus-Smart ist nur mit einem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe zu haben, das schneller schaltet, als bei der Normalo-Version und für die Ampel-Start-Spaß-Fraktion noch eine Launch-Control bereithält. Nach 9,5 Sekunden knackt das Cabrio die 100-km/h-Marke und stellt bei 165 km/h den Vortrieb ein. Dafür ist der Kleine mit 4,6 l pro 100 Kilometer auch an der Zapfsäule ziemlich zurückhaltend. Ganz anders schaut das beim Preis aus. Da langt die schwäbisch-nordrhein-westfälische Combo mit mindestens 22.970 Euro ganz gut hin. Für gut 1.000 Euro weniger bekommt man übrigens einen Ford Fiesta ST mit Leder-Sport-Paket und 134 kW / 182 PS unter der Haube.

Zumal auch beim Brabus-Smart nicht alles Gold ist, was glänzt. So schick der Flitzer mit seinen markanten Front- und Heckschürzen inklusive dem angedeuteten Diffusor auch aussieht, im Innenraum offenbaren sich Schwächen, die zum Teil auf das Serienmodell zurückzuführen sind. Die Lenkradsäule ist nicht längs verstellbar und lässt daher keine ideale Sitzposition zu. Entweder kurbelt man mit ausgestreckten Armen am Volant oder muss die Beine über Gebühr anwinkeln. Die Sportsitze sind aufgrund der Extra-Polsterung in den Wangen und der Sitzfläche zwar bequemer als das Serien-Gestühl, aber der Seitenhalt ist immer noch verbesserungswürdig. Auch Hartplastik-Elemente trüben den Gesamteindruck.

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