Martin Winterkorn breit

VW-Chef Martin Winterkorn: Bis Freitagmittag (10.4.) galt der Volkswagen-Chef als enger Vertrauter von VW-Patriarch Piëch und schien als dessen Nachfolger im Aufsichtsrat gesetzt. (Bild: VW)

Ferdinand Piëch – Kaum jemand kann wie Ferdinand Piëch einen Weltkonzern mit nur einem Satz ins Chaos stürzen. Doch nach seiner Attacke auf VW-Chef Martin Winterkorn rätselt die Autobranche: Was treibt den 77-Jährigen an? Hat er bei fachlichen Punkten das Vertrauen in den Konzernboss verloren? Gibt es persönliche Differenzen mit seinem Vertrauten? Zwar ist der Österreicher bislang noch aus jedem Machtkampf als Sieger hervorgegangen. Doch nach dem Wochenende wirkt der Porsche-Enkel bei den VW-Aufsehern isoliert. Klar ist aber auch: Wenn man einen Manager nicht unterschätzen darf, dann den gewieften Machtstrategen Piëch.

Martin Winterkorn – Bis Freitagmittag (10.4.) galt der Volkswagen-Chef als enger Vertrauter von VW-Patriarch Piëch und schien als dessen Nachfolger im Aufsichtsrat gesetzt. Doch seit Piëch “auf Distanz” zu ihm ging, steht auch die Arbeit des Qualitätsfanatikers in einem anderen Licht da. Traut der 77-Jährige seinem bisherigen Ziehsohn nicht mehr zu, dringende Probleme bei VW in den Griff zu kriegen? Zwar ließt sich Winterkorns Bilanz in nackten Zahlen tadellos. Doch die Führung bei der Hausmarke rund um Golf und Passat muss der 67-Jährige im Sommer abgeben. Ein Indiz dafür, dass Piëch ihm die über Jahre ausgefüllte Doppelrolle als Konzern- und Markenchef womöglich nicht länger zutraut.

Stephan Weil – Der SPD-Politiker vertritt das Land Niedersachsen im VW-Aufsichtsrat, wo die zwei Stimmen des Landes ein Zünglein an der Waage sind – denn sie stehen auf der Kapitalseite. Weil sitzt auch im sechsköpfigen Präsidium des Kontrollgremiums, das dessen Kern bildet und wichtige Weichenstellungen für die übrigen Aufsichtsräte vorbereitet. In der aktuellen Führungskrise positionierte sich der Ministerpräsident umgehend. “Ich bin unangenehm überrascht über die zitierten Aussagen von Herrn Professor Piëch”, sagte er. “Ich halte eine öffentliche Diskussion über die Spitzen von VW für schädlich. Die Vertreter des Landes Niedersachsen werden sich daran nicht beteiligen.” In der Vergangenheit agierten die Arbeitnehmerseite und das Land oft genug als Allianz. Volkswagen und seine Jobs sind Niedersachsens Motor.

Wolfgang Porsche - Er ist im Porsche/Piëch-Clan der Sprecher des Porsche-Familienzweigs. Der heute 71-Jährige hat die Übernahmeschlacht zwischen Porsche und Volkswagen 2008/2009 mit Ruhe und Gelassenheit durchgestanden. “Ich werde mich immer für Wolfgang Porsche einsetzen”, sagt Uwe Hück, der Porsche-Betriebsratschef. “WoPo”, wie Wolfgang Porsche intern heißt, hält der Attacke Piëchs auf Winterkorn entgegen: “Die Aussage von Herrn Dr. Piëch stellt seine Privatmeinung dar.” Damit begibt sich der Sprecher der Porsche-Familie in Opposition zu seinem Cousin. Die Position kennt er schon aus dem Übernahmekampf von damals.

Bernd Osterloh – Gegen den Willen der Arbeitnehmerseite läuft bei Volkswagen kaum etwas. Der Betriebsrats- und Gewerkschaftsflügel im Aufsichtsrat hat – teils begünstigt durch besondere Gesetze – eine ungewöhnlich mächtige Stellung. An seiner Spitze steht VW-Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh. Der 58-Jährige hat laut VW-Satzung die Chance, den Neubau oder die Verlagerung von Fabriken zu blockieren – was sich in der Aufsichtsratspolitik auch als Druckmittel einsetzen lässt. Damit ist Osterloh neben Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch und VW-Vorstandschef Martin Winterkorn die dritte Säule im VW-Machtdreieck. Osterloh lobt den VW-Chef als “erfolgreichsten Automobilmanager.” Wenn es nach dem Arbeitnehmerflügel geht, soll Winterkorn über 2016 hinaus verlängern.

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dpa-AFX/ks

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