Die Studie „VISION NEXT 100“ blickt 20 Jahre voraus: Ist das autonome Fahren eine Gefahr für unser Geschäft? Wird der Fahrer damit passiv und das Fahrerlebnis austauschbar?“, fragt BMW-Chefdesigner Karim Habib. Zum hundertsten Firmenjubiläum haben viele der rund 700 BMW-Designer ein knappes Jahr lang Antworten auf die Herausforderungen der Zukunft gesammelt. Herausgekommen ist ein geräumiger Glaskasten im Format eines BMW 5ers. Im Innenraum bietet die Studie nicht nur das Platzangebot wie das Topmodell 7er, sondern auch eine neue Klarheit bei den Anzeige- und Bedienelementen. Die digitalen Revolutionen sollen den Fahrer aber nicht komplett überflüssig machen, sondern ihm vor allem eines bieten: auf Wunsch noch mehr Fahrspaß.

Vom Transportmittel zum „Track Trainer“

Die VISION NEXT 100 kann auf Wunsch jedem Sonntagsfahrer die hohe Schule der Kurvenjagd beibringen. Zum Beispiel, indem sie die Ideallinie, die Einlenkpunkte und die optimale Geschwindigkeit zum Nachfahren auf der Windschutzscheibe zeigt. Wenn der kluge und vollvernetzte BMW weiß, dass kein anderes Fahrzeug entgegenkommt, animiert der Track Trainer sogar zum sportlichen Kurvenschneiden. Bei Gefahr wird der Fahrer durch farbige Dreiecke gewarnt. Wie Stacheln einer Drachenhaut können sie sich aus dem Armaturenbrett aufstellen. Erkennt das Auto beispielsweise einen Fahrradfahrer auf Kollisionskurs wird das farbige Mosaik im Armaturenbrett lebendig. Durch die Spiegelung in der Windschutzscheibe können sie die Augen des Fahrers direkt auf die Gefahr lenken. Dadurch kann er noch schneller und intuitiv richtig reagieren.

Das Auto als ultimativer elektronischer Begleiter

Apple inside: So puristisch-elegant wie die Kult-Elektronik aus Cupertino wirkt auch das jüngste Konzeptfahrzeug aus München. Während die Auto-Interieurs momentan von immer größeren Displays geprägt werden, soll dieses digitale Wettrüsten zumindest langfristig ein konsequentes Ende finden. In der VISION NEXT 100“ ersetzt die Windschutzscheibe alle anderen Bildschirme. Projektionen erhellen sie nur dann, wenn die Informationen vom Fahrer situativ gebraucht oder explizit gewünscht werden. Damit wollen die BMW-Designer der drohenden Infoüberflutung entgegentreten. „Der digitale Fortschritt wird in 20 Jahren so selbstverständlich sein, dass er in nahezu jeden Lebensbereich eingedrungen ist“, erläutert Karim Habib: „Eine lernfähige künstliche Intelligenz wird viele unserer Wünsche antizipieren und von uns delegierte Aufgaben im Hintergrund erledigen. Dadurch ändert sich die Interaktion von Mensch und Technik grundlegend. Bildschirme oder Touchscreens werden durch intuitivere Formen der Kommunikation und Interaktion zwischen Mensch und Maschine verdrängt. Im Klartext: „Die Technologie wird menschlicher.“

Elegante Lounge-Landschaft

Anders als beim Mercedes F 015 oder der Vision Tokyo wird ein BMW-Fahrer auch in 20 Jahren noch nicht mit dem Rücken zur Fahrtrichtung sitzen. Erst wenn er genug von dem aktiven Boost-Mode hat, zieht sich das Steuer formschlüssig in die Instrumententafel zurück. In diesem Chauffeur-Modus können sich Fahrer und Mitfahrer einander zuwenden: Die Kopfstützen schwenken zur Seite, Sitze und Türverkleidung verschmelzen zu einer Sitzlandschaft, auf der sich die Passagiere räkeln und die Beine hochlegen können. Das rollende Wohnzimmer werden viele Fahrzeughalter künftig sicher genießen: Bis zum Jahr 2050 sollen 75 Prozent der zunehmenden Weltbevölkerung in städtischen Zentren wohnen. Mit den ausufernden Metropolen werden auch die täglichen Fahrtzeiten länger. Ein Moment der Ruhe inmitten des Trubels könnte zum ultimativen Luxus werden.

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