Würden nicht die drei Buchstaben “AWD” am Heck dezent darauf hinweisen – kaum jemand würde den Jaguar F-Type S AWD als Allradler erkennen. So geschickt haben die Briten die 90 Kilogramm Mehrgepäck für den Vierradantrieb in dem schnittigen Alukleid des Sportwagens untergebracht. Kein Wunder: Der F-Type wurde von vorne herein auch für den Allradantrieb entwickelt. Wer genauer hinsieht, dem fällt dann vielleicht auf, dass die Motorhaube einen Tick höher liegt als beim heckgetriebenen F-Type. Der Grund: Um die Antriebstechnik für die Vorderräder unterzubringen, musste der Motor dezent höher gebockt werden. Dazu sind der “Power Dom” stärker herausgearbeitet und die beidseitigen Lüftungsschlitze weiter auseinander und leicht Richtung Fahrzeugfront gerückt.

Blick in Fahrtrichtung, Vollgas – und ab dafür

Spürbar wird der Kraftschub an alle vier Räder dann vor allem beim Fahren – bei schlüpfriger Fahrbahn und vor allem bei schneller Kurvenfahrt. 280 kW/380 PS leistet der Kompressor-V6 mit seinen drei Litern Hubraum. Auch so schon genug Leistung für genussvolles Fahren. Ganz zu schweigen von dem Sound, hat man erst mal die Auspuffklappen per Knopfdruck aktiviert. Dann brabbelt der Sechszylinder und knattert beim Herunterschalten seinen Unmut über die Einbremsung in die Welt hinaus. Irgend einen tieferen technischen Wert hat diese Sinfonie für vier Endrohre und sechs Zylinder zwar nicht – aber Sportwagenfans sind nahe am Ohr-gasmus.

Dank der besseren Traktion fällt auch die Beschleunigung kaum schlechter aus: Mit Heckantrieb und Automatik rennt der F-Type in 4,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, mit AWD sind es auch nur 5,1 Sekunden. Selbst beim Verbrauch punktet der schwerere AWD noch überraschend deutlich: Offiziell braucht er 8,9 Liter Super auf 100 Kilometer – das S-Coupé ebenfalls mit Automatik, aber Heckantrieb braucht für die gleiche Strecke gerade mal 0,3 Liter weniger.

Elektromechanische Servolenkung

Lassen wir mal die ganzen ausgelutschten Sprüche von der (Raub)Katze, die ihre Krallen in den Asphalt schlägt – beim flotten Fahren ist vor allem während des Herausbeschleunigens aus den Kurven der Unterschied zum Hecktriebler gut zu merken. Auf der Grand Prix-Strecke des Nürburgrings flutscht der F-Type zum Beispiel über die Curbs, dass es eine Freude ist – nicht einmal das leiseste Schwänzeln im Heck, kein Zucken in der Lenkung. Einfach Blick in Fahrtrichtung, Vollgas – und ab dafür.

Der F-Type behält dabei auch als Allradler erst einmal seinen Charakter als Hecktriebler. Auf trockener Fahrbahn und wenn alle Sensoren Rückmeldungen im grünen Bereich liefern, gehen 100% des Drehmoments (maximal 460 Nm) an die Hinterräder. Sobald die Sensorik dagegen beginnt, Schlupf an der Hinterachse zu messen, leitet die elektronisch gesteuerte Lamellenkupplung je nach Bedarf bis zu 50 Prozent der Kraft an die Vorderräder. Zudem sorgt das System durch die Veränderung der Drehmomentverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse dafür, dass bei schneller Kurvenfahrt Tendenzen zum Übersteuern unterdrückt werden.

Schneller rechnen

Neu im F-Type ist auch die elektromechanische Servolenkung, die auch in der neuen XE-Limousine verbaut wird. Deren elektrischer Motor liefert Servounterstützung immer nur dann, wenn sie auch wirklich benötigt wird. In der Praxis sorgt das dafür, dass die Lenkung sehr präzise arbeitet und je nach Fahrweise und Geschwindigkeit unterschiedlich starke Lenkkräfte erfordert. Die Lenkung ist so anpassungsfähig, dass auf der Grand Prix-Strecke des Nürburgrings keine Kurve mehr als höchstens eine Drei-Viertel-Drehung des Lenkrades benötigt.

Mit dem Allrad-F-Type bringt Jaguar auch für die anderen Motorisierungen des Sportlers einige Modifikationen als Option. So ist etwa das Torque Vectoring, das mit dem gezielten Abbremsen der kurveninneren Räder das Untersteuern in Kurven verhindert, nun für alle F-Type-Modelle lieferbar. Für die “Handarbeiter” bietet Jaguar für alle V6-Hecktriebler ein manuelles Sechsganggetriebe mit kurzen Schaltwegen. Aber auch das Navigationssystem wurde überarbeitet und rechnet nun schneller. Dazu kommen weitere Assistenzsysteme.

Wer mit dem Allrad-F-Type unterwegs sein will, muss mindestens 85.500 Euro anlegen – ein Aufpreis von 6.000 Euro zum gleichstarken F-Type mit Heckantrieb. Und unterm Strich fast schon ein Schnäppchen: Für den 400 PS starken Porsche 4S werden mindestens 112.313 Euro fällig.

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