Ein Ein Jaguar XJ war schon immer etwas Anderes. Für das bloße von A nach B-Kommen fast schon zu schade avancierte er im Laufe seiner sieben Generationen seit 1968 zum fahrenden Statussymbol. Von den vier Augen in der Front hat sich Jaguar zwar schon länger verabschiedet, doch ist sein Wiedererkennungswert noch immer hoch – zumindest bei den Jaguar-Fans. Nun rollt der edle Brite mit schicken LED-Scheinwerfern in seine achte Generation. Und das macht er sportlicher denn je. Mit bis zu 550 PS und einem leicht veränderten Äußeren geht er auf die Jagd im Premiumsegment. Da sich die meisten XJ-Kunden jedoch für den nur in Bezug auf die PS-Zahl schwächeren Sechszylinder-Diesel stürzen, gilt ihm gerade in Europa die größte Aufmerksamkeit.

5,7 Liter auf 100 Kilometer

Dass die 300 PS ihn nur unwesentlich unsportlicher wirken lassen, als das Topmodell XJ R, liegt schlicht und ergreifend an seiner Durchzugskraft. Denn die beträgt mit 700 Newtonmeter sogar 20 Newtonmeter mehr, als die der größten Raubkatze. Was diese Kraft für Auswirkungen auf die Insassen des ab 81.000 Euro teuren Jags hat, ist schnell erklärt: Sie meißelt ihnen ein Grinsen ins Gesicht. Zugleich verlieren die Massagesitze an Bedeutung, da bei stetig aggressivem Gaspedaleinsatz lediglich ein paar Kastanien zwischen Rücken und Ledersitz gepresst und die Sitzheizung auf Vollgas gedreht werden muss – fertig ist die Hot Stone-Massagesitzung. Dass es das ganze Paket samt beider leicht verstaubarer Flachbildschirme und Flugzeugtische im Fond nicht gratis gibt, ist klar. So lässt sich auch der Preis des Basismodells im Nu an die magische Sechsstelligkeit herantreiben.

In 6,2 Sekunden lässt sich die digitale Tachonadel des XJ aus dem Stand bis Tempo 100 treiben. Bei 250 Kilometer pro Stunde ist ihr Drängen vorüber. Vom Gedanken, dass der 77 Liter große Treibstofftank dank des angepriesenen 5,7 Liter-Verbrauchs auch tatsächlich mehr als 1.000 Kilometer weit reicht, darf sich aber nicht nur dann verabschiedet werden. Ein 5,13 Meter langes und 1,8 Tonnen schweres Gefährt will schließlich gefüttert werden. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang die Lautstärke während der Raubtierfütterung. Denn die ist entweder kaum wahrnehmbar oder vollkommen dieseluntypisch kernig. Erst ein bestätigender Blick auf den Drehzahlmesser verrät: Unter der langen Motorhaube und zugleich hinter der leicht modifizierten Front arbeitet tatsächlich ein Selbstzünder!

Sofern die Straßen über einen jungfräulichen Belag verfügen, tritt auch seitens der Reifen keinerlei störendes Geräusch in den edel anmutenden Innenraum. Ändert sich die Beschaffenheit, geht es äußerst laut zur Sache. Dagegen helfen aber gern die auf Wunsch 26 installierten Boxen mit insgesamt 1.300 Watt. Gegen eine stellenweise mehr schlecht als rechte Verarbeitung wie an der A-Säule oder eine schwerfällige Lenkung helfen aber auch sie nicht. Und das ist sehr schade, überzeugt der in puncto Kopffreiheit zwar leicht angewachsene aber immer noch für großgewachsene Fahrer recht enge Jaguar XJ im Großen und Ganzen. Ob es gegen die starke deutsche Premiumkonkurrenz reicht, wird sich zeigen. Den Rang des Flaggschiffs der Marke Jaguar hat der XJ aber auf jeden Fall weiterhin inne.

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