Mike Cross ist von seinem Baby voll überzeugt. "Das ist das beste Auto, das wir bei Jaguar Land Rover machen", strahlt der drahtige Techniker und brennt mit 140 km/h auf einen kleinen Sprunghügel zu. Er wird doch nicht? Doch! Genau das! Der 5,02 Meter lange Koloss hebt ab und landet kurz darauf wieder auf allen Vieren, federt kurz durch und bleibt dann stabil. Ein solcher Stunt wäre mit dem Vorgänger zwar nicht undenkbar gewesenen, aber zumindest deutlich riskanter. Kein Wunder, dass der neue Defender beim nächsten James-Bond-Abenteuer mit dem verheißungsvollen Titel "No Time to Die" (keine Zeit zum Sterben) mitspielt.

Diese Publicity nimmt man gerne mit, um die Verkäufe anzukurbeln. Wenn es nach Mike Cross geht, sprechen die Fähigkeiten des neuen Defenders für sich. Der rustikale Gentleman soll ein Tausendsassa sein, ein Alleskönner, mit dem man überall hinkommt, aber auch komfortabel reisen kann. Dafür sorgt das gut abgestimmte Luftfahrwerk mit variablen Dämpfern. Selbst bei schlechten Straßen oder einem Feldweg ohne Pfützen verliert der Defender nicht die Contenance, bügelt die Unebenheiten gut weg. "Wir fahren hier Tests voll beladen mit 70 Mph (113 km/h). Ich sage meinen Mitarbeitern, dass das Auto das können muss", erklärt Mike Cross. Wir waren zu dritt im Auto und sind mit 130 km/h über den Feldweg gefeuert. "Wie ein Luftkissenboot" freut sich Mike und verwendet sogar das deutsche Wort.

Wir sind in dem Top-Modell P400 mit V6-Motor, 294 kW / 400 PS und mit einem Mildhybrid unterwegs, den man auch aus dem Range Rover kennt. Der Antriebsstrang macht einen vitalen Eindruck und kommt mit dem 2,3-Tonnen-Koloss entspannt zurecht, schiebt kräftig an und ist auch im Geschwindigkeitsbereich zwischen 100 und 140 km/h noch mit Feuereifer bei der Sache. Dass dabei der Motor noch gut und satt klingt, nimmt man ebenso erfreut zur Kenntnis wie das neutrale Fahrverhalten des Geländewagens, der auch bei schnellen Kurven neutral bleibt, ehe er leicht nach außen schiebt.

Auch der Jeep Rubicon bekommt Konkurrenz

Der Allradantrieb ist paritätisch ausgelegt, hat ein mechanisches Untersetzungsgetriebe, das Sperrdifferenzial an der Hinterachse wird elektrisch angesteuert und das Mitteldifferenzial kann mechanisch gesperrt werden. Vorerst wird die 400-PS-Version noch die Top-Motorisierung bleiben. Wenn es um einen V8-Motor geht, wiegeln die Land-Rover-Manager ab. Wenn es nach Mike Cross geht, wäre ein solcher Über-Defender durchaus wünschenswert. "Es wäre cool, den Mercedes G 63 AMG auf die Hörner nehmen", lächelt Mike und sein Blick verrät, dass er nur auf den Startschuss für dieses Projekt wartet. Schließlich haben sie sich bei Land Rover die Konkurrenz ganz genau angeschaut. Neben dem Mercedes G auch den Toyota Land Cruiser, den Nissan Patrol und auch den Jeep Wrangler. Der wird es mit der Kurzversion des Defenders zu tun bekommen, die dann auch dem Offroad-Meister Jeep Wrangler Rubicon das Leben schwer machen wird.

Der Defender 110 D 200 mit dem Zweiliter-Vierzylinder-Diesel kostet aktuell mindestens 55.600 Euro, die Kurzversion wird mit 49.700 Euro angegeben, wenn man sich bei der Ausstattungsliste etwas austobt und stärkere Versionen wählt, kratzt man schnell an der 70.000-Euro-Marke. Was das Verkaufsziel angeht, sind die Briten zurückhaltend. Es sollen mehr als die 20.000 Stück pro Jahr sein, die der Ur-Defender geschafft hat.

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