Egal, in welcher Messehalle des L.A. Convention Centers man sein automobilverwöhntes Auge schweifen lässt - alles dreht sich im Schatten des mächtigen Staples Centers um SUVs und Crossover. Donald Trump und seine Wahl zum kommenden US-Präsidenten sind kein Thema. Schon eher geht es um den heißer werdenden Trend zu Elektroautos und dass Plug-In-Hybriden wohl ein deutlich kürzeres Intermezzo als ehemals geplant bekommen werden. Doch die alternativen Antriebe stehen auf der Messe in Kalifornien keinesfalls im Mittelpunkt.

Natürlich strahlen im grellen Scheinwerferlicht ein knapp 360.000 Euro teures Mercedes Maybach S 650 Cabriolet oder ein 612 PS starker Mercedes AMG S 63 4matic. Ähnlich sportlich setzen sich die neuen Panamera-Versionen mit 330 Basis-PS oder als besonders luxuriöser Executive mit 15 Zentimeter mehr Radstand in Szene. Und wer vom 550 PS starken Topmodell des Porsche Panamera Turbo Executive mit allem nur erdenklichen Komfort jenseits der 160.000 Euro noch nicht begeistert genug ist, dem steht der Mund spätestens beim 510 PS starken Porsche 911 RSR offen, der ab kommendem Jahr die Rennstrecken zwischen Daytona, Suzuka und Nürburgring erobern soll.

Die wenigen relevanten Neuheiten sind hoch, breit und sie tragen drei schlichte Buchstaben: SUV. Lag ihr US-Verkaufsanteil im Oktober 2016 bei 38,8 Prozent, so waren es ein Jahr zuvor noch 36 Prozent. Nimmt man in den Vereinigten Staaten noch Pick Ups und leichte Nutzfahrzeuge hinzu, liegt der Verkaufsanteil bei fast zwei Dritteln. Da verwundert es nicht, dass die Los-Angeles-Messe einen SUV-Star hat, der erst Anfang 2018 über Highways und Staatsstraßen rollt. Der Jaguar I-Pace versetzt der internationalen Konkurrenz einen echten Elektroschock. 4,68 Meter lang, Allradantrieb, 294 kW / 400 PS und 700 Nm bei 500 Kilometer elektrischer Reichweite wird man in München, Stuttgart und Ingolstadt ebenso mit Argusaugen beobachten wie in Detroit, San Francisco oder Los Angeles. Elektrische Autos können eben auch sportlich und schön sein, wenn sie nicht von Tesla kommen. Mitte 2018 kommt der Elektro-SUV auch nach Europa - produziert bei Magna in Graz und rund 75.000 Euro teuer. "Dies ist mehr als nur eine Konzeptstudie", sagt ein sichtlich zufriedener Chefdesigner Ian Callum. "Vielmehr der Vorbote eines fünfsitzigen Serienmodells, das schon 2018 auf die Straße rollen wird. Es wird der erste rein elektrisch angetriebene Jaguar sein und ein neues Kapitel in der Geschichte unserer legendären Marke aufschlagen.”"

Der neue Countryman

Zu den wenigen echten Neuheiten gehört auf der Los Angeles Autoshow der mehrfach verschobene Alfa Romeo Stelvio, der die Technik des Giulia auf ein erhöhtes SUV-Level hebt und jenseits des Atlantik auf betont sportliche Triebwerke setzt. Er soll die Marke Alfa Romeo insbesondere wieder in den USA auf die Kaufzettel bringen. Das geht mit nichts anderem als einem Mittelklasse-SUV - chic gezeichnet und bis zu 510 PS stark. Komplett neu, wenn auch optisch stark mit seinem erfolgreichen Vorgänger verbunden ist die zweite Generation des Mazda CX-5. Von außen zeigt sich der 4,55 Meter lange, 1,84 Meter breite und 1,69 Meter hohe Neuling optisch nur leicht verändert. Aufgefrischt wurde aber nicht nur das Design, sondern vor allem die Technik. So gibt es nunmehr Head-Up-Display und eine elektrische Heckklappe, die den 505 Liter großen Kofferraum freigibt. Bei der Fahrzeugsicherheit fährt der CX-5 Fahrer ab kommendem Sommer mit einer radargestützten Geschwindigkeitsregelanlage mit Staufolge-Funktion. Überraschend: nachdem nahezu alle Hersteller einen Abgesang auf den Diesel in den USA liefern, bringen die Japaner ihre erfolgreichen Selbstzünder nun erstmals in den Vereinigten Staaten und Kanada auf den Markt.

In der gleichen Klasse wie der Mazda CX-5 gibt es in der Westküstenmetropole auch Neuheiten wie den Audi Q5, den Nissan Roque oder den neuen Chevrolet Equinox zu bewundern. Letztere beide ohne Marktchancen für Europa. Deutlich erwachsener als der rundlich knuddelige Mini Countryman präsentiert sich auf der Los Angeles Autoshow die Nachfolgegeneration. Der erste Countryman, noch bei Magna Steyr in Graz gebaut, wurde für die BMW Group zu einem Erfolgsmodell. Nachdem die neuen Mini-Generation endlich mehr Wertigkeit und Komfort in Modelle wie Mini und Mini Clubman gebracht hat, zieht nun der Countryman, 20 Zentimeter länger als bisher, nach. Die bekannten Triebwerke leisten zunächst 136 bis 192 PS. Alle Motorvarianten werden optional mit einem neu entwickelten Allradantrieb angeboten. Neu im Programm ist eine Version mit Plug-In-Hybrid, die das Herz des BMW 225 xe in sich trägt. Hierbei versorgt ein 1,5 Liter großer Dreizylinder-Turbobenziner die Vorderachse mit 100 kW / 136 PS, während ein 65 kW / 88 PS starkes Elektromodul die Hinterachse mit Energie versorgt.

Atlas bringt Neustart für VW

Wer es noch etwas kleiner mag, der könnte sich in den Jeep Compass vergucken. Mit dem Compass schließt Jeep die Lücke zwischen dem aktuellen Einstiegsmodell Renegade und dem Cherokee. Der kompakte Brasilianer ist mit Front- und Allradantrieb, sowie Diesel- und Benzintriebwerken in insgesamt 17 Antriebsvarianten verfügbar. Das Motorenspektrum dürfte zwischen 150 und 220 PS liegen. Ab 2017 soll der neue Compass weltweit in insgesamt 100 Ländern angeboten werden.

 

Mit dem 5,03 Meter langen Atlas will Volkswagen in den USA einen Neustart wagen. Technisch ist der Atlas eng mit dem Tiguan verwandt, wobei er speziell für den US-Markt entwickelt wurde und in Chattanooga vom Band läuft. "Dies ist der größte und markanteste Volkswagen, den wir jemals in den USA gebaut haben, mit unverwechselbaren Design und mit Platz für nunmehr sieben Personen", so VW-Nordamerika-Chef Hinrich J. Woebcken. Der große Deutsche aus Tennessee ist wahlweise mit einem modernen, 238 PS starken Zweiliter-Turbo-Vierzylinder oder einem betagten 3,6 Liter großen V6-Sauger zu bekommen. "Nach der Einführung des Atlas sind wir in rund zwei Drittel der Segmente vertreten und das überaus konkurrenzfähig", so Woebcken. Und wer es kleiner möchte, kann sich vielleicht für den E-Golf erwärmen, der in Los Angeles erstmals mit mehr Reichweite von bis zu 300 Kilometern auf Kundenfang geht. Dabei steht er jedoch im Schatten des Chevrolet Bolt, der als Zwillingsbruder des Opel Ampera-e bis zu 500 Kilometer ohne Nachladung schafft.

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