Der Mazda MX-5 ist längst eine fahrende Legende. Welches Auto kann das schon von sich sagen? Der Porsche 911, die Mercedes S-Klasse, der Chevrolet Camaro und wohl auch ein Ford F-150. Doch dann wird es automobil allzu dünn. So viel Fahrspaß wie in einem MX-5 ist in der Liga unter 50.000 Euro kaum zu bekommen. Da macht die Generation vier keinen Unterschied zu den drei vorherigen. Da sich die Hardtopvariante beim Vorgänger auf vielen Märkten mindestens so gut wie die Version mit Stoffdach verkaufte, ließ man sich diesmal etwas Kreatives einfallen. So gibt es als Alternative nicht einfach ein elektrisches Klappdach, sondern einen Bruder, der unter dem Namensannex MX-5 RF - steht für Retractable Fastback - eine echte Karosserievariante darstellt. Auf Knopfdruck verschwindet nur der obere Aluteil des Daches und die vermeintliche B-Säule bleibt in Finnenoptik stehen - fertig ist die Targaversion. Zum Schutz gegen Fahrtwind gibt es ein Windschott aus Acrylglas.

"Der MX-5 RF ist für uns eine Weiterentwicklung des bisherigen Hardtops", erklärt Nobuhiro Yamamoto, ehemaliger Programmmanager und nunmehr MX-5-Markenbotschafter, "wir haben den Wagen mit Liebe und Hingabe entwickelt, damit der Fahrspaß auch weiterhin im Vordergrund steht. Dazu gibt es echtes Fastback-Styling." Und tatsächlich - gerade von schräg hinten bekommt der Mazda MX-5 RF durch die ungewöhnliche Rahmenkonstruktion einen eigenständigen Charakter, wobei die Abmessungen abgesehen von der minimal höheren Dachlinie identisch blieben.

Die Unterschiede zwischen Roadster und RF sind auf der Straße nicht spüren. Der doppelsitzige Japaner ist ein Spaßmacher, der jedoch ebenso wie ein Boxer im Ring bewegt werden will. Wer die Gänge ausdreht und sich leicht mit der gewohnt präzisen Lenkung ambitioniert in die Kurven legt, der spürt die Vorteile des Hinterradantriebs und das geringe Gewicht, das auf der Vorderachse liegt. Natürlich könnte der zwei Liter große Vierzylindersaugmotor mehr Dampf vertragen und ein Turbolader würde einem 1,1 Tonnen schweren Leichtgewicht wie dem MX-5 wahre Flügel verleihen. Doch nach ein paar Metern wird klar, dass die 118 kW / 160 PS allemal ausreichen, um echte Fahrfreude zu spüren. Die 200 Nm maximales Drehmoment sind in Zeiten von Kompressor- und Turboaufladungen nicht viel - schon gar nicht, wenn das Engagement erst bei 4.600 U/min anliegt. Doch man dreht die Gänge sowieso mehr aus, als es für einen in Aussicht gestellten Realverbrauch von 6,9 Litern Super sinnvoll wäre.

Wenig Platz für zwei

Für den Targa gilt das gleiche wie für den Roadster. Einsteigen, Dach auf, Scheiben runter und ab die Post. Am wohlsten fühlt man sich in dem eng geschnittenen Zweisitzer auf engen, kurvigen Landstraßen, denn bei höheren Tempi nervt schnell offen wie geschlossen das hohe Geräuschniveau. Dazu muss man sich nicht allzu nah an die Höchstgeschwindigkeit von 215 km/h herantasten. Über 140 km/h wird es bei offenem Dach zugig und bei geschlossener Alumütze laut. Ärgerlich zudem, dass das vollelektrische Klappdach sich in 13 Sekunden nur bis zu einer Geschwindigkeit von 10 km/h öffnen und schließen lässt. Das sollte heutzutage bis 30 oder gar 50 km/h gehen und nicht knapp über Schrittgeschwindigkeit bocken. Doch was ist schon die nervige Bedienung im Stand, wenn man ein paar Minuten später zentimetergenau den Kurvenscheitelpunkt anvisieren und das Heck leicht auskeilen lassen kann?

Der Mazda MX-5 RF ist ein ideales Auto für Singles, denn wer zu zweit unterwegs ist, sollte sich gut kennen oder mindestens mögen. Das gilt nicht nur für den geringen Abstand zwischen Ellenbogen, denn für groß gewachsene Insassen ist der RF selbst als Einsitzer nichts. Dazu ist der Abstand zum Dach zu gering, der Knieraum zu klein und die Sitze sind mit dem kleinen Verstellbereich nichts für Gardemaße. Auch beim Laderaum heißt es sich, auf das nötigste zu beschränken. "Der Kofferraum reicht für zwei Bordcases", entgegnet Nobuhiro Yamamoto. Für mehr taugen die 127 Liter jedoch nicht.

Mazda erwartet zwischen MX-5 Roadster und RF ein ähnliches Verkaufsverhältnis von 55:45. Ob sich tatsächlich derart viele Interessenten für die Klappdachvariante mit dem ganz eigenen Designcharme entscheiden, wird sich zeigen. Mit einem Einstiegspreis von 29.890 Euro liegt der Mazda MX-5 RF 2.0 exakt 2.700 Euro über dem Roadster. Ein guter Teil des puristischen Roadsterfahrgefühls geht mit dem Klappdach jedoch verloren. Dafür gibt es beheizte Ledersitze, LED-Scheinwerfer, Klimaautomatik, Sperrdifferenzial und Spurhalteassistent, der beim Überfahren der Linien dumpf aus den Boxen tönt. Zumindest das 690 Euro teure Navigationssystem sollte man sich dann noch gönnen.

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