Die wichtigste Information direkt vorweg: Wer einen McLaren 570GT bestellt, bekommt ihn irgendwann auch. Das war bei den letzten Familienzuwächsen der Marke nicht immer so. Doch mit dem 570GT kommt nun ein Modell der Sports Series auf die Straße, das sich schnell zum Kunden-Liebling mausern könnte. Denn er ist mit Abstand der gemütlichste und praktischste seiner Zunft. Das liegt zum einen an seinem massiv vergrößerten Gepäckraumvolumen und an seinem übrigen Platz-, Einstiegs- und Federungskomfort. Wer nun hofft, dass es bei McLaren jetzt einen Kombi mit SUV-Sitzhöhe und Baja-California-Rennwagen-Federwegen gibt, der wird an dieser Stelle leider enttäuscht.

Für ein Mitglied der McLaren-Familie sind seine deutlich spürbaren Veränderungen allerdings ein signifikanter Schritt gen Alltagstauglichkeit. Dass dieser Schritt im Vergleich zum 570S knapp 15.000 Euro mehr kostet, werden seine solventen Kunden angesichts der kleinen aber feinen Vorteile vielleicht verschmerzen können.

Und die fangen genau dort an, wo die Dame des Hause bis dato versuchte, ihre Gucci und Co.-Einkaufstüten zu platzieren. Zugegeben, in den weiterhin 150 Liter Gepäck fassenden vorderen Kofferraum passte schon die eine oder andere Errungenschaft. Doch dank des 220 Liter großen Gepäckraums hinter den Köpfen der beiden Insassen kann der Shopping-Ertrag mindestens doppelt so groß ausfallen. Zudem sind die Tüten und Taschen durch den seitlich öffnenden Kofferraum-Glasdeckel auch noch von der Außenwelt zu bestaunen. Einen Reisekoffer wird jedoch immer noch niemand in einem McLaren verstauen können. Sind die Einkäufe untergebracht, muss sich aber erst noch in solch einen 1,20 Meter flachen Supersportwagen der Preiskategorie „193.350 Euro-Ende offen“ gefaltet werden. An dieser Stelle wird der Unterschied zwischen der Super und der Sports Series klar. Wie schon beim sportlichen S-Bruder lassen sich die nach vorn oben aufschwingenden Türen des GT weiter öffnen, als zum Beispiel beim 650S. In Kombination mit dem in seiner Höhe reduzierten Türschweller und dem automatisch zurückfahrenden Sitz und Lenkrad lässt sich eines festhalten: Es war noch nie einfacher in einen McLaren hineinzukommen.

Liegt der Body Mass Index nicht gerade jenseits der 30er-Marke und das Körpermaß unterhalb von 1,95 Meter versinken und verschmelzen die Körper von Fahrer und Beifahrer in und mit den beiden Sportsitzen. Sie bieten so einen hohen Komfort und zugleich den geforderten und von McLaren auch zu erwartenden Seitenhalt, dass sie erst beim nächsten Tankstopp zwangsläufig wieder verlassen werden müssen. Wie lang das am Ende dauert, kann der Fahrer natürlich auch weiterhin mit seinem rechten Fuß bestimmen. Der Normverbrauch beträgt zumindest 10,7 Liter auf 100 Kilometer und der Tank fasst 72 Liter Treibstoff. Wer möglichst schnell von A nach B und somit auch von Tankstelle zu Tankstelle gelangen möchte, dem legt McLaren auch im 570 PS starken 570GT keine Steine in den Weg.

Sollten dennoch mal welche auf der Straße liegen, bekommen die Insassen im Komfortmodus deutlich weniger von ihnen zu spüren, als noch beim Brudermodell, dem 570S. Die Reduzierung der Federraten in Höhe von 15 Prozent vorn und zehn Prozent hinten sorgt für ein wesentlich angenehmeres Reisegefühl. Gleichzeitig hilft die zweiprozentige Reduzierung der Lenkübersetzung des elektrohydraulischen Lenksystems für eine geschmeidigere Umsetzung der Fahrervorgaben bei hohen Geschwindigkeiten.

Doch auch ein komfortabel abgestimmter McLaren bleibt ein McLaren. Und so lässt sich mithilfe verschiedener Modi seine Charakteristik von Engelchen auf Teufelchen wechseln. Bei Benutzung der Launch Control ist eine Sprintzeit von 3,4 Sekunden bis 100 und in 9,8 Sekunden bis 200 Kilometer pro Stunde möglich. Bei Tempo 328 ist Schluss. Der von innen weniger, von außen dafür umso klarer wahrnehmbare Motorenklang lässt sich dank der optionalen Sport-Auspuffanlage um ein Vielfaches verstärken. Bei Bedarf können sich die Nachbarn also auch vom Sound eines 1.350 Kilogramm schweren 570GT am Sonntagmorgen aus den Federn brüllen lassen.

Auf der freien Landstraße erstmal angekommen, wird der sportlich ambitionierte Fahrer schnell merken, dass der auf Komfort ausgelegte GT erst ab 6.500 Umdrehungen pro Minute so richtig an der Kette zieht. Dank der Schaltwippen und dem passenden Motorsetting namens Track lässt sich die Drehzahl aber ohne weiteres genau in diesem Bereich halten. Der 600 Newtonmeter starke Vortrieb, den der 3,8-Liter Doppelturbo V8 M838TE Motor per 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe an die Hinterräder weiterleitet, sorgt im Nu für strahlende Gesichter im Innenraum – und auch am Straßenrand. Schade nur, dass die spontan zu McLaren-Fans gewordenen Fußgänger und auch Fahrradfahrer nicht per sattem Zwischengasstoß zurückgegrüßt werden können. Diese Funktion ist im Hause McLaren offenbar unbekannt oder nicht erwünscht.

 

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