Seit 20 Jahren erfreut sich der Mercedes SLK gerade in Europa großer Beliebtheit. Drei Generationen und mehr als 670.000 verkaufte Zweisitzer mit sich öffnenden Klappdach lassen kaum Fragen offen. Durch die Modellpflege hat sich - abgesehen von neuen LED-Leuchteinheiten und Feinschliff bei den Motoren - zum Frühjahr 2016 nicht allzu viel getan. Die Änderung der Nomenklatur von SLK auf SLC, weil der offene Zweisitzer nach Mercedes-Geheiß nun zum C-Klasse-Portfolio gehöre, mag dabei kaum einleuchten. Fakt ist der neue Name beim 4,13 Meter langen Zweisitzer trotz alledem. Und die meist weiblichen Kunden werden sich an den neuen Buchstaben am Heckdeckel wohl gewöhnen können. Auch deshalb, weil das Laderaumvolumen mit 225 bis 335 Litern bei geschlossenem Dach für einen Roadster weiterhin vorbildlich blieb.

Seine Qualitäten hat der SLK, pardon nunmehr SLC, allesamt behalten. Ein schicker Spaßmacher für alle Jahreszeiten ist der zweisitzige Sonnen-Mercedes nach wie vor. Das vollelektrische Klappdach lässt sich nach wie vor nicht während der Fahrt öffnen, sondern schwingt im lockeren Trab nur dann nach hinten, wenn der Öffnungsvorgang beinahe im Stand begonnen wurde. Ein wirklich großer Wurf ist das ebenso wenig wie beim großen Bruder Mercedes SL - aber immerhin besser als vorher, als eine Bedienung nur im Stand möglich war. Platzangebot, Bedienung und Verarbeitung sind so solide, wie man es vom bisherigen SLK kannte. Neuerungen gibt es insbesondere bei den Motoren. Das Topmodell wird nun nicht mehr von einem bollernden V8-Sauger mit 421 Pferden befeuert, sondern muss mit zwei Zylindern und rund 50 PS weniger, sowie einem allzu künstlichen Sportwagenklang auskommen. Da der Mercedes AMG SLC 43 jedoch eine ähnlich zu vernachlässigende Größe im Modellprogramm darstellt wie der fehlbesetzte SLC 250d, lockt insbesondere der SLC 300 mit 180 kW / 245 PS nebst serienmäßiger Neungang-Automatik. Obwohl er nicht, wie man zunächst hoffen dürfte, von einem sonor trommelnden Sechszylinder befeuert wird, erscheint seine gekonnte Mischung aus Kosten, Nutzen und Fahrleistungen jedoch als die rechte Wahl.

Nach einem winzigen, aber spürbaren Turboloch geht es dank 370 Nm maximalem Drehmoment zwischen 1.300 und 4.000 U/min überaus kraftvoll voran. So schafft der 1,5 Tonnen schweren Roadster den Imagespurt 0 auf Tempo 100 in guten 5,6 Sekunden. Der Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h steht ein guter Normverbrauch von 5,8 Litern Super auf 100 Kilometer gegenüber. Hinter dem Mercedes SLC 300 versteckt sich der aus dem Konzern bestens bekannte Zweiliter-Turbo mit vier Zylindern und munteren 245 PS. Auch bei ihm wirkt der Klang zumindest in den beiden Sportprogrammen allzu zwanghaft auf Dynamik getrimmt. Dabei muss das gar nicht sein, denn das Gesamtpaket aus drehfreudigem Vierzylinder-Turbo und Neunstufen-Automatik gefällt. Je nach vorgewähltem Fahrprogramm passen sich Lenkung, Fahrwerk, Motorcharakteristik und Getriebecharakteristik den Wünschen des Piloten an. Die Lenkung ist präzise, doch gerade bei höheren Tempi dürfte der Widerstand etwas größer sein.

Der Mercedes SLC 300 ist dabei weder Cruiser noch echter Kurvenräuber, sondern eben ein lässiger Roadster für alle Tage und die meisten Gelegenheiten. Wer will, kann es dank variabler Dämpfer auch einmal sportlicher angehen lassen, ohne dass der Schwabe eine echte Fahrmaschine wäre. Lässig durch die Seealpen oder mit ausreichend Restkomfort die Küstenlinie entlang ist gerade mit dem kraftvoll motorisierten 300er-Triebwerk schon mehr sein Ding. Dabei halten sich die Luftverwirbelungen im Innern auch dann in Grenzen, wenn man die seltsamen Plexiglasvisiere hinter den festen Überrollbügeln dort lässt, wo sie hingehören. Für wohlige Wärme sorgen Sitzheizung, Nackenfön und eine hohe Fensterlinie. Roadsterausflüge in Herbst und Winter sind so allemal machbar. Der Basispreis für den allzu schwächlich motorisierten Mercedes SLC 180 mit seinem 156 PS starken 1,6-Liter-Vierzylinder ist 34.926 Euro. Besser sind der SLC 200 (184 PS) oder eben gleich der SLC 300 (245 PS), die mindestens 39.805 bzw. 46.380 Euro kosten. Die mäßige Serienausstattung lässt den potenziellen SLC-Kundinnen jedoch allerhand Möglichkeiten, den Preis in deutlich höhere Sphären zu treiben.

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