Was hat eine große Heckklappe, die sich per elegantem Vollspannstoß von selbst öffnet, doch für Vorteile? Das grölende Kind in der einen, den sensiblen Einkauf in der anderen Hand und auf dem Kopf die Getränkekiste, ein Tritt und die Tür ist offen. Na gut, das geht bei alten Autos mit defektem Türschloss vielleicht auch, doch beim neuen Ford Galaxy ist das von Anfang an so geplant. Die Tatsache, dass in der Zeit, die die gewaltige Tür zum Aufschwingen benötigt, das gerade gekaufte Eis bereits geschmolzen ist, stört nur dann nicht, wenn gleichzeitig auch das Kind eingeschlafen ist.

Was sich jedoch hinter Tor Nummer 5 befindet, ist nicht nur sehens-, sondern auch beladungswert. Bis zu 2.339 Liter Ladung passen hinein. Selbst wenn die beiden hinteren Sitzreihen, wobei an dieser Stelle der Begriff von fünf Einzelsitzen eher zutrifft, in voller Stärke aufgerichtet sind, treibt das noch lange keine Schweißperle auf die Stirn des Beladenden. Denn an der linken Seite des Kofferraums befinden sich fünf Schalter, mit dessen Hilfe sich die fünf Platzhalter ganz einfach elektrisch zu einer ebenen Ladefläche zusammenfalten ? jeder Sitz für sich. Die hinteren beiden lassen sich so sogar wieder elektrisch aufrichten. Kinder können auf diese Weise noch viel schneller auf einen der beiden beliebten “Dritte-Reihe-Plätze” schlüpfen. An dieser Stelle muss allerdings erwähnt werden, dass nicht nur Kinder dort hinten ausreichend Platz finden. 1,90-Riesen fahren dort mindestens genauso komfortabel wie auf allen anderen, sehr guten Sitzen.

Damit die nörgelnde oder im besten Falle schlafende Meute stets im Blick ist, dafür steht ein kleiner Spion-Spiegel parat. Rationale Gründe zum Nörgeln finden sich jedoch kaum. Zu groß sind die Fensterflächen, das Panorama-Glasdach und die Beinfreiheit. Selbst die Kopffreiheit wurde im Vergleich zum Vorgänger um einen Zentimeter angehoben. Nicht mehr, sondern um ein Vielfaches geringer sind die Fahr- und Motorengeräusche im Innenraum sowie die Anzahl der Knöpfe und Schalter in der Mittelkonsole geworden. Geradezu aufgeräumt und edel tritt das 43.760 Euro teure Topmodell mit Allradantrieb und 180 Diesel-PS auf. Schade nur, dass zumindest der edle Eindruck bereits nach wenigen Berührungen des Touchscreens dahin ist. Ford-Händler und Zubehör-Verkäufer können sich jetzt auf zahllosen Bildschirm-Reinigungstücher-Verkäufe freuen. Gleichzeitig hätte zumindest ein Knopf noch seine Berechtigung gehabt: Der, mit dem das Fahrwerk von komfortabel auf normal oder Sport verändert werden kann. Unterschiede sind ausnahmsweise auf Anhieb zu spüren.

Typisch Ford ist die gelungene adaptive, geschwindigkeitsabhängige Lenkung und eben jenes verstellbare Fahrwerk mit einer neuen Integralllenker-Hinterachse. Hier bleiben kaum Wünsche offen. Sollte es die Situation erfordern, greift zum ersten Mal in einem Galaxy zum Einsatz kommend das intelligente Allradsystem ein und verteilt die 400 Newtonmeter an die Räder, die es nötig haben. Damit der Spritverbrauch von 5,8 Litern Diesel auf 100 Kilometern nicht allzu weit in die Ferne rückt, werden daher nicht permanent alle vier Räder angetrieben. Ohnehin hat der 4,85 Meter lange und 2,14 Meter breite Straßenkreuzer genug mit seinem über 1,8 Tonnen Leergewicht zu kämpfen. Die 180 PS-Variante des Reihen-Vierzylinders sollte es daher schon sein. Die Höchstgeschwindigkeit von 203 Kilometern pro Stunde und eine Tempo 100-Zeit von 10,6 Sekunden sind dennoch ohne weiteres möglich.

Automatisches Ein- und Ausparken

Von außen ist der dritten Generation des Ford Galaxy ihr junges Alter sofort anzusehen. Die typisch neue Ford-Front mit den schmalen LED-Scheinwerfern, eine höhere Fensterlinie und ein flottes Heck enttarnen ihn sofort. Nicht zeitgemäß sind hingegen die nur bis ungefähr zur Hälfte herunterfahrbaren Fenster der hinteren Türen.

Ein Blick unter die Motorhaube zeigt schnell, dass ein schickes Design auch Nachteile hat. Das Einzige, was beim Galaxy noch halbwegs stressfrei gewechselt werden kann, ist die Lichtmaschine. Alles andere erfordert einen größeren Eingriff am offenen Motor. Ohne Eingriff des Fahrers lässt sich ab sofort der 1,75 Meter hohe Galaxy in Parklücken und Parkbuchten manövrieren. Kurz den richtigen Knopf drücken, solange weiterfahren, bis das System eine ausreichend große Parkmöglichkeit findet und dann hinein. Das erste Mal wird beim Rückwärtsrangieren kurz mal das Herz stehen bleiben, wenn die für den Fahrer unsichtbare Front dem Vordermann gefährlich nah kommt ? doch es passt. Ausparken kann der neue Ford ebenfalls.

Für Anhänger neuester Technik hält Ford in seinem neuesten Spross auch etwas parat. Zum einen die MyKey-Technologie, sprich den programmierbaren Fahrzeugschlüssel. Auf diese Weise lässt sich zum Beispiel von Fahranfängern eine vorgegebene Höchstgeschwindigkeit nicht überschreiten, das ESP nicht deaktivieren, eine gewisse Lautstärke des Radios nicht überbieten und kein Telefongespräch annehmen.

Zum anderen steht dem Fahrer ein intelligenter Geschwindigkeitsbegrenzer zur Verfügung, der die Informationen des Verkehrsschild-Erkennungssystems nutzt und das Tempo anpasst. Doch keine Angst: gebremst wird noch per Fuß. Der neue Galaxy nimmt lediglich den imaginären Fuß des Tempomaten vom Gaspedal. So lautet auf jeden Fall die Theorie. In der Praxis klappt es noch nicht allzu gut.

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Marcel Sommer; press-inform

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