Große Fahrzeuge wie der GMC Sierra sind beim US-Publikum sehr beliebt.

Große Fahrzeuge wie der GMC Sierra sind beim US-Publikum sehr beliebt. (Bild: General Motors)

Auto-Experte Stefan Bratzel spricht am Rande der North American International Auto Show von einem Pyrrhussieg: “Das Thema Schadstoffausstoß hat in den USA ohnehin weniger Bedeutung als in Europa. Der Ölpreiseffekt wird die Vorliebe für größere bis riesige Autos verstärken.” Auch Kollege Ferdinand Dudenhöffer betont: “Der billige Treibstoff treibt in USA die Nachfrage nach Spritfressern – Autos die bei uns oft Kopfschütteln hervorrufen, bei den Amerikanern aber die Lieblinge sind.” Spritsparende Fahrzeuge seien für die meisten Kunden in Amerika hingegen langweilig: Gekauft werde, was Spaß macht. “Angesichts des billigen Sprits wird es sehr schwer werden, Stromer zu verkaufen”, sagt US-Analystin Michelle Krebs von der Handelsplattform AutoTrader. 2014 kostete der Liter Benzin in den USA im Schnitt 0,87 Cent, im Januar 2015 nur noch 48 Cent, wie Dudenhöffer vorrechnet.

Für Akshay Anand vom US-Branchenberater KBB steht fest: “Sparsamkeit wird für Verbraucher angesichts des billigen Sprits immer unwichtiger.” Der guten Stimmung in der eiskalten Autostadt tut das keinen Abbruch. “Die US-Wirtschaft und die Autoverkäufe sind seit 2009 im Aufschwung und wir sehen noch viel Raum für Wachstum in der Autoindustrie”, sagt Mary Barra, die Chefin des größten US-Herstellers GM. Der jüngste Ölpreissturz und die steigenden Einkommen sollten die Kauflaune der Kunden noch verstärken, ist Barra überzeugt. Klare Gewinner im Absatzranking sind Pick-ups und SUV – mehr als jedes zweite in den USA verkaufte Autos zählt dazu.

Auch in Deutschland wächst die Vorliebe für sportliche Geländewagen rasant. Zwar sind die großen schweren Fahrzeuge längst nicht mehr die Spritschleudern vergangener Tage. Aber der Luftwiderstand eines SUV wird naturgemäß immer größer sein als der einer Limousine, sagt Bratzel: “Die niedrigen Spritpreise geben keinen Anlass zum Umdenken.” 2014 waren SUVs mit fast 21 Prozent die größten Gewinner am deutschen Automarkt, wie das Kraftfahrtbundesamt (KBA) meldete. Nur die Oberklasse (+19,1 %) wächst ähnlich kräftig.

Der Trend zu großen Fahrzeugen hat nach Expertensicht aber nicht nur mit geringen Spritpreisen und Mini-Zinsen zu tun. “Diese Marktverschiebung hat bereits vorher stattgefunden”, sagt Analystin Krebs. Der Absturz der Benzinpreise in den vergangenen Monaten sei nur “das Sahnehäubchen auf der Torte”.

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dpa-AFX/fu

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