Heutzutage wird viel von Transformation gesprochen. Der Begriff wird genutzt, um die Veränderung der Gesellschaft zu beschreiben, oder auch die der Automobilindustrie. Bei Opel wird das Modewort greifbar. Innerhalb kürzester Zeit hat PSA-Chef Carlos Tavares den deutschen Traditionshersteller auf links gedreht und zieht dabei seinen Sparkurs gnadenlos durch. Das Gleiche gilt für die Elektromobilität: Der Rüsselsheimer Autobauer nutzt die beiden PSA-Plattformen, die auch eine Elektrifizierung ermöglichen und setzen ihre Modellpalette möglichst schnell unter Strom. Der Corsa-e steht in den Startlöchern. Dazu kommen noch in diesem Jahr der Elektrotransporter Opel Vivaro-e und Ende 2020 der Mokka X-e. Den Anfang macht aber der Grandland X als Plug-in-Hybrid. Den gibt es mit Vorderradantrieb als "Grandland X Hybrid" mit 165 kW / 224 PS und als Allradler "Grandland X Hybrid4" mit einer Systemleistung von 221 kW/300 PS.

Die resultiert aus der kombinierten Kraft zweier E-Maschinen - eine mit 81 kW / 110 PS die in der Achtgangautomatik integriert ist und eine mit 83 kW / 113 PS direkt an der Hinterachse sowie einen 1.6 Turbo Verbrenner, der 147 kW / 200 PS beiträgt. Wir sind diese stärkere Allradversion gefahren, beiden Grandland X PHEVSgemein ist die Batterie mit einer Kapazität von 13,2 Kilowattstunden, die beim Hybrid4 für eine rein elektrische Reichweite von 59 km und einen kombinierten Durchschnittsverbrauch von 1.4 Litern pro 100 Kilometern gut ist. Interessanterweise ist die elektrische Reichweite bei der Allradversion größer als beim im 2. Quartal erscheinenden Bruder, bei dem nur die Vorderachse am Vortrieb beteiligt ist (57 km WLTP). Der Unterschied ist in der Tatsache begründet, dass der Motor an der Hinterachse effizienter rekuperiert, und außerdem schaufeln zwei E-Maschinen mehr Saft in die Akkus als eine. Das führt uns zum Thema Laden: An der haushaltsüblichen Steckdose dauert es 7:10 Stunden, ehe die Batterie wieder voll ist und an der optionalen 7,4 kW Wallbox 1:50 Stunden.

Wie bei elektrifizierten Fahrzeugen üblich, bietet auch der Opel Grandland X Hybrid4 verschiedene Fahrmodi mit unterschiedlicher Arbeitsteilung der Antriebskomponenten an. Im Standardmodus Electric sind die E-Maschinen gefragt, der Verbrenner wird nur zugeschaltet, wenn der Fahrer es aktiv per Gaspedal einfordert. Mit einem leichten rechten Fuß kamen wir 41 Kilometer weit und erreichten auch die maximale rein elektrische Geschwindigkeit von 135 km/h; maximal sind 235 km/h möglich. Wer die Software entscheiden lassen will, welche Antriebskonfiguration die beste ist, wechselt in den Hybridmodus. Bei rutschigen Verhältnissen schreitet der permanente Allradantrieb ein, der über beide Elektromotoren realisiert wird. Angst vor einer leeren Batterie muss man dabei nicht haben. "Wir lassen immer so viel Energie in der Batterie, dass man mit einem Boost aus dem Schneehaufen kommt", erklärt Techniker Matthias Reinartz. Außerdem wird der Startergenerator dazu benutzt, vom Verbrenner Strom in die Batterie zu pressen.

Komfortabel abgestimmt

Wer in der Stadt rein elektrisch unterwegs sein will, schaltet auf "e-Save", wo drei Reichweiten zur Auswahl stehen: zehn Kilometer, 20 Kilometer und "Max" - also die volle Batteriekapazität. Allerdings ist dieser Modus energetisch nicht der günstigste, weil bei Bedarf vom Verbrenner Energie abgezweigt wird, um die Akkus zu füllen, was den Spritverbrauch nach oben schnellen lässt. Zieht man den Ganghebel nach hinten, wechselt das System in den einstufigen Rekuperationsmodus, der so abgestimmt ist, dass man nicht mit dem Kopf nickt, sobald man vom Gas geht. Mit etwas Voraussicht kann man so das Verzögern per Bremspedal fast vollständig eliminieren. Für zukünftige Elektro-Fahrzonen haben die Ingenieure ein blaues Licht am Rückspiegel ersonnen, das immer dann aufleuchtet, wenn der Opel rein elektrisch unterwegs ist. Allerdings dürfte es nicht lange dauern, bis findige Geister da einen Schummelmodus finden.

 

Der Opel Grandland X Hybrid4 ist komfortabel abgestimmt und kommt auch mit schlechten Straßen gut zurecht. Allerdings neigt sich der Crossover in den Kurven und auch das Gewicht von üppigen 1.875 Kilogramm ist dann spürbar. Im Fahrmodus Sport klappt das Zusammenspiel zwischen Verbrenner und E-Maschinen am besten. Allerdings liegt immer die Kraft aller drei Herzen an und der Ottomotor springt ein, um seinen ganzen Schmalz in den Vortrieb zu investieren. Seine Arbeit tut er dabei hochdrehend knurrend kund. So erreicht der Plug-in-Hybrid Grandland X nach 6,1 Sekunden die 100 km/h-Marke. Ähnlich läuft es auch bei flotten Überholmanövern. Beim Verbrauch gibt Opel 1.4 Liter pro 100 Kilometer und 15,9 kWh an; bei uns spuckte der Bordcomputer üppige 5,8 Liter aus.

Das Infotainment erreicht unverändert nicht das Niveau der deutschen Premiumhersteller. So sind umgangssprachliche Kommandos nicht möglich, aber die Bedienung über den acht Zoll Touchscreen und den darunterliegenden Knöpfen ist problemlos. Allerdings hat auch der Opel Grandland X Hybrid4 in der Top-Ausstattung Ultimate mit 53.830 Euro seinen Preis. Dafür bekommt man ein volltaugliches SUV, bei dem im Innenraum keine Kompromisse eingegangen werden. Allerdings reduziert sich das Kofferraumvolumen aufgrund der wegfallenden Reserveradmulde um 120 Liter auf 390 Liter. Legt man die Lehnen der Rückbank um, entsteht eine ebene Ladefläche und das Volumen des Gepäckabteils erhöht sich auf 1.528 Liter. Jedoch ist die Ladekante recht hoch.

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