Manchmal haben vergleichsweise kleine Maßnahmen eine große Wirkung. Dass im Motorraum der schnellsten Porsche 718er-Modelle ein standesgemäßer Sechszylinder-Boxer wummert, der auch noch frei atmen kann, ist für viele selbstverständlich. Dem ist mitnichten so. "Dass wir den Saugmotor erhalten konnten, war ein Riesenkraftakt", erzählt Projektleiter Markus Atz. Damit das Triebwerk auch die Emissionswerte erreicht, musste ein OPF-Filter untergebracht werden. Als ob das aufgrund des engen Bauraums nicht schwer genug wäre, strahlte der Filter auch noch so starke Wärme ab, dass der Gummi der Reifen und der Lager an seine thermischen Grenzen gekommen wäre. Also griffen die Porsche-Techniker zu einem Trick aus der Luftfahrt, indem sie im Unterboden sogenannte "Naca Ducts" einzogen, die die Luft absaugen, ohne Luftwiderstand zu verursachen.

Die Transplantation der Siebengang-Doppelkupplung verlief ebenfalls nicht problemlos. Die Hinterachse ist für den Handschalter ausgelegt, also musste der Stabilisator weichen und durch einen passenden ersetzt werden, damit das PDK Platz fand. Der Aufwand lohnt sich. Das Doppelkupplungsgetriebe verschafft dem Cayman noch zehn Newtonmeter mehr Drehmoment. Allerdings sind die zwei Schaltstränge auch 30 Kilogramm schwerer als das konventionelle manuelle Getriebe. Somit bringt es dieser Cayman auf 1.450 Kilogramm. Bei den Fahrleistungen sind die Unterschiede marginal: Mit 302 km/h ist die PDK-Version des Mittelmotorsportlers um ganze zwei km/h langsamer als die Version, bei der man selbst Hand anlegt. Weit wichtiger ist da schon die Tatsache, dass der Doppelkupplungs-Cayman seinem handgeschaltenen Bruder aus dem Stand bis 100 km/h eine halbe Sekunde abnimmt - 3,9 Sekunden zu 4,4 Sekunden. Der Verbrauch sinkt dank der automatisierten Schaltvorgänge um 0,7 Liter km auf 10,2 l/100 km.

Möglich werden diese verbesserten Fahrleistungen durch einige technische Kniffe. Zum einen hat das Doppelkupplungsgetriebe ein verstärktes Zweimassenschwungrad und verfügt über sieben statt sechs Fahrstufen. Auch wenn bei beiden Getriebearten die Höchstgeschwindigkeit im sechsten Gang erreicht wird, führt der lang übersetzte siebte Gang des PDKs zu einer sprintfördernden Spreizung. Der bessere Antritt wird durch die kürzer übersetzten ersten fünf Fahrstufen erreicht.

Wechselnde Gesichtsausdrücke

Dann kommen noch ein paar Sachen dazu, die man nicht in Zahlen und Fakten ausdrücken kann. Die blitzschnellen Gangwechsel des PDKs kann man per Hand nicht toppen, so viel Spaß das puristische Rühren in der Schaltgasse auch bereitet. Dazu kommt mit den Schaltwippen am Lenkrad echtes Formel-1-Feeling auf. Schaltet man die Schaltvorgänge in den Sportmodus ("PDK Sport") schnellt das Drehzahlniveau nach oben, die Gänge werden weiter ausgedreht und alles aus dem Antriebsstrang herausgeholt.

Was die Zuffenhausener Ingenieure aus diesem Mittelmotorsportwagen herausgeholt haben, lässt manchen PS-stärkeren Athleten ziemlich alt aussehen. Je enger die Kehre, je schneller der Lastwechsel, umso besser. Der Cayman bewältigt die Königsdisziplinen der Fahrdynamik mit einer fast schon beängstigenden Souveränität. Wo andere kurbeln müssen, tänzelt der Cayman GT 4 behände wie der feurige Flamenco-Ästhet Joaquín Cortés um die Ecken. Geführt von der präzisen Lenkung, die den Fahrer mit einem Rückmeldungsschwall jede Sekunde über den Traktionszustand der Cupreifen informiert. 

Dank des um 30 Millimeter tiefer gelegten Sportfahrwerk samt adaptiver Dämpfer können die Pneus ihr ganzes Traktionskönnen zeigen. Das basiert zwar auf dem Vorgänger, aber die Quer- und Längslenker sowie die Fahrschemel aus dem GT3-Baukasten, kombiniert mit einer neuen Dämpfer-Software und jede Menge Feinabstimmung durch die Ingenieure heben den Cayman GT4 auf ein neues Dynamik-Niveau. Der 4,46 Meter lange Mittelmotorsportler schmiegt sich förmlich an den Asphalt - solange dieser schön eben ist. Schlechte Alltagstraßen überlässt der Quickstep-Athlet lieber den gewöhnlichen Fahrzeugen. Er konzentriert sich auf die Rennstrecken und die Passstraßen, die der stolze Besitzer dieser Rennmaschine erklimmt und dabei anderen Sportwagen die doppelflutige Auspuffanlage zeigt. Allerdings ist dieser innere Triumphmarsch mit einem Preis von mindestens 97.726 Euro nicht ganz billig.

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