Das Leben kann manchmal so einfach sein. Man packe einen kräftigen Sechszylinder-Boxermotor in einen Boxster, füge noch ein Fahrwerk hinzu, das des ungestümen Kraftwerks Herr wird und garniere das Ganze noch mit einer verwindungssteifen Karosserie. Tarrräää, fertig ist ein Roadster, der Modellreihe 718, der auch bei den großen Brüdern der 911er-Baureihe für hochgezogene Augenbrauen und bei gestandenen Porsche-Fans für ein Lächeln sorgt.

Aber eines nach dem anderen: Fangen wir mit dem Antrieb an: Im Mittelmotorfahrzeug bearbeitet ein neuentwickelter Vierliter-Sechszylinder-Boxermotor mit 309 KW / 420 PS die Hinterräder. Turbo? Mitnichten. Ein klassisch archaischer Sauger - schön, dass es so etwas noch gibt. Allerdings giert so ein Triebwerk nach Drehzahlen. Deswegen übernehmen leichtere Rollenschlepphebel mit hydraulischem Ventilspielausgleich die Ventilsteuerung, statt der bisherigen Schaltstößel. Im Zusammenspiel mit der schärferen Nockenwelle gelangt so mehr Luft in die Brennräume, was die Fahrbarkeit deutlich verbessert. So liegt das maximale Drehmoment von 420 Newtonmetern bereits bei 5.000 U/min an und hält dieses Niveau bis zu 6.800 U/min. Deswegen knackt der 718 Spyder nach 4,4 Sekunden die 100 km/h-Marke und ist bis zu 301 km/h schnell.

Wer richtig Spaß haben will, muss das Triebwerk bis kurz vor dem Drehzahlbegrenzer jubeln lassen. Herrlich, wie der Boxer aus vollen Lungen kreischt und lauthals die Luft inhaliert, unterstützt von der Sportauspuffanlage, die den voluminösen Klang noch verstärkt. Animiert von dieser opulenten Klangkulisse lassen wir den Ganghebel durch das Getriebe tanzen. Kurze Wege, knackig und präzise - so stellt man sich eine Handschaltung vor. Der "Auto Blip"-Knopf in der Mittelkonsole lässt echtes Hacke-Spitze-Rennfeeling aufkommen. Er aktiviert automatische Zwischengas-Salven beim Runterschalten und das ist aus den sechs Töpfen ein Genuss, der dazu verleitet, einmal mehr runterzuschalten, als eigentlich nötig wäre.

Bessere Aerodynamik

Ist aber auch nicht weiter schlimm, der bis 8.000 Umdrehungen jubelnde Boxermotor freut sich hörbar über das höhere Drehzahlniveau. Unterhalb von 4.500 U/min hält sich der Boxermotor zurück, wer will, kann sich aber mit dem 718 Spyder auch entspannt und einigermaßen schaltfaul bewegen. Bei entspannter Fahrweise verabschiedet sich im Teillastbereich zwischen 1.600 und 3.000 U/min eine Zylinderbank, um Sprit zu sparen. Bis auf einen dumpferen Klang des Aggregates verläuft diese Zylinderabschaltung reibungslos und resultiert in einem Durchschnittsverbrauch von 10,9 l/100 km.

Doch dieser Spyder animiert eher zum sportlichen Quickstepp auf kurvenreichen Landstraßen. Die Lenkung ist präzise und meldet verbindlich, wie es um den Haftungsgrad der Vorderreifen bestimmt ist. Das Fahrwerk ist rennstreckentauglich: Es ist identisch mit dem des technischen Bruders Porsche Cayman GT4, hat adaptive Dämpfer und lässt die Karosserie des 718 Spyder 30 Millimeter tiefer über den Asphalt flitzen. Damit das Heck auch zünftig um die Ecken geht, ist die Hinterachse mit einer Quersperre bestückt. Mit dieser Agilität geht aber auch eine Straffheit des Fahrwerks einher, die man auf schlechtem Geläuf durchaus zu spüren bekommt.

Vorsicht vor engen Straßen

Die Aerodynamik ist gegenüber dem Vorgänger deutlich verbessert und drückt den Spyder konsequenter auf den Asphalt. Alleine der Diffusor generiert 50 Prozent des Heckabtriebs und bei 120 km/h fährt ein Spoiler aus und verstärkt den Abtrieb. Im Vergleich zum feststehenden Spoiler des bisherigen Modells ein echter stilistischer Fortschritt. Das alles resultiert in einem vertrauenserweckenden Fahrverhalten, dass man nur äußerst ungern aus dem Porsche aussteigt - und sei es nur zum Tanken.

In den Sportsitzen reist es sich zwar bequem, aber der 718 Spyder ist kein Aquarium, das die Insassen vor der Umwelt schützt. In diesem klassischen Roadster weht großgewachsenen Personen durchaus der Wind um die Nase. Das leichte Stoffverdeck muss händisch versenkt beziehungsweise aufgezogen werden, was ein bisschen Übung verlangt. Bei engen Straßen wünscht man sich Außenspiegel, die sich auf Knopfdruck kleinmachen. Vor allem, wenn ein Lkw-Fahrer meint, sich auf Biegen und Brechen vorbeizwängen zu müssen. "Elektrisch einklappbare Außenspiegel sind bei GT-Fahrzeugen ein No-Go", schmunzelt Baureihenleiter Frank-Steffen Walliser. Klar, so ein Elektromotor bringt Gewicht an einer ungünstigen Stelle beziehungsweise Höhe ins Auto. Jetzt wäre auch das geklärt: Die Millimeterarbeit mit dem Brummi ist ohnehin ohne jeglichen Kollateralschaden absolviert worden. Allerdings wäre das bei einem Auto, das mindestens 93.350 Euro kostet auch fatal gewesen.

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