Würde man die leistungsstärkeren Versionen Porsche Taycan 4S, Turbo und Turbo S nicht kennen - den meisten wäre wohl auch die Basisvariante stark und schnell genug. Der kann man neben dem stattlichen Einstandspreis von über 83.000 Euro eigentlich nur das imposante Aufgeld von 6.521 Euro entgegenhalten, das das größere Akkupaket für die maximale Reichweite kostet. Und leider gibt es den Basis-Taycan nur mit Hinterradantrieb. Der bringt die bis zu 350 kW/476 PS zwar bei trockenen Bedingungen bestens auf die Straße, lässt aber bei rutschiger Piste auf Nässe, Eis oder Schnee die Lust auf einen Allradler aufkommen. Der kostet mit dem Taycan 4S jedoch über 20.000 Euro mehr. Anders als die stärkeren Modelle ist das Basispaket des Taycan nur mit dem kleinen Akkupaket unterwegs. Die Batterien liegen zwar auch hier in einem zweistöckigen Modul zwischen den Achsen verborgen, sind jedoch nur mit 28 Modulen bestückt, während die größeren Modelle ihre elektrische Energie obligatorisch aus dem 93,4 kWh großen Paket beziehen.

So müssen im Basis-Taycan 79,2 kWh reichen und die meisten Kunden dürften mit den 400 Kilometern gut hinkommen. Da die Reichweitenangst jedoch eingedenk ehemaliger Benziner- oder gar Dieselantriebe allgegenwärtig bleibt, dürften die meisten Interessenten sehr vehement mit dem 6.521 Euro großen Akkupaket liebäugeln, das einen bis zu 480 Kilometer weit bringt. Gleich ist bei beiden Batteriepaketen die Systemspannung von 800 Volt. Der Normverbrauch des Basismodells: knapp 26 kWh pro 100 Kilometer.

Auf den Leistungsnachschlag des Porsche Taycan 4S mit seinen bis zu 570 PS kann man durchaus verzichten, denn der stärkere der beiden Basis-Taycans mit 476 statt 408 PS lässt trotz des Leergewichts von mehr als 2,1 Tonnen keine Gedanken an ein Leistungsdefizit aufkommen. Im Gegenteil: die schwäbische Elektrolimousine schiebt gerade aus unterem und mittlerem Tempo schamlos an, denn statt der Normalleistung von 280 kW / 380 PS stehen beim Vollgas im Overboost eben bis zu 476 PS zur Verfügung. Aus dem Stand geht es in allemal guten 5,4 Sekunden auf Tempo 100 und bei 230 km/h wird abgeregelt. Etwas blasser wird alles oberhalb von 180 km/h, denn hier macht ihm das massige Gewicht und der Elektromotor im Heck zu schaffen, der den Taycan nicht mehr so imposant nach vorne donnern lässt wie ein vergleichbares Verbrennermodell wie den Porsche Panamera 4S.

Sportlich reisen

Gewöhnen muss man sich mitunter an die Bremse. Wie bei anderen Elektromodellen wird die größte Bremsleistung durch die Rekuperation übernommen, die maximal 265 Kilowatt betragen kann. Heißt, dass die Bremsscheiben aus Grauguss erst dann zupacken, wenn es wirklich brenzlig werden könnte und man eine starke Verzögerung benötigt, um den Koloss zum Stoppen zu bringen. Der Übergang von der Rekuperation zur Bremsscheibe lässt sich mit etwas Feingefühl im Fuß durchaus spüren und gerade bei sportlichem Fahren muss man sich im Vergleich zu einer reinen Bremsscheibe etwas umgewöhnen.

Das Platzangebot des immerhin 4,96 Meter langen Taycan geht in Ordnung, ist aber alles andere als opulent. Während es vorne bequem zugeht, ist der Fond recht eng und längere Strecken sind groß gewachsenen Personen kaum zuzumuten. Der Kofferraum fasst 407 Liter und vorne gibt es ein weiteres Fach mit 84 Liter für Kleinkram wie die Ladeuntensilien. Mit der Einführung des neuen Basis-Taycan legt Porsche einige Aufwertungen für die Baureihe auf. So bietet der Taycan nunmehr ein farbiges Head-up-Display und das lang ersehnte On-Board-Ladegerät mit einer Ladeleistung von bis zu 22 kW. Praktisch: die Plug & Charge-Funktion erlaubt bequemes Laden und Bezahlen ohne Karte oder App, denn sobald das Ladekabel eingesteckt ist, kommuniziert der Taycan verschlüsselt mit der Ladestation und startet das Nachladen automatisch. Geladen werden kann mit einer Geschwindigkeit von bis zu 270 Kilowatt, womit bis zu 80 Prozent der Batterieladung in weniger als einer halben Stunde möglich sind.

Die adaptive Luftfederung verfügt nunmehr über eine Liftfunktion für Hofeinfahrten oder anspruchsvolle Tiefgaragen. Wenn die ein oder andere Serienausstattung vergessen wurde, lässt sich diese nachträglich ordern. Da dies drahtlos funktioniert, muss man nicht einmal in die nächste Porsche-Werkstatt und kann diese Komfort- und Assistenzfunktionen "over the air" buchen. Noch ist das in einem überschaubaren Rahmen und umfasst Funktionen wie die optionale Servolenkung Plus oder die nicht einmal serienmäßige aktive Spurführung. Wer meint, dass es mit 83.520 Euro oder inklusiv des großen Akkus mit rund 90.000 Euro getan ist, irrt. Mit Annehmlichkeiten wie Vollledersitzen, Sitzheizung im Fond, verstellbarer Luftfederung kostet auch der Porsche Taycan real mehr als 100.000 Euro - so viel zum Thema Basismodell.

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