Auch die Smart Times 2016 haben ihren olympischen Moment. In einem goldenen Smart Fortwo rollen die beiden Beach-Volleyball-Olympiasiegerinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst auf die Bühne am Hamburger Großmarkt. Als sich die beiden Schmetter-Königinnen aus dem schimmernden Zweisitzer schälen und die goldenen Plaketten, die an ihrem Hals baumeln, präsentieren, jubeln die Smart-Fans begeistert. Später bei der Autogramm-Stunde, gibt es kein Gedränge, artig stellen sich die "Smarties" an, um die begehrten Schriftzüge zu ergattern.

Die Stimmung auf dem großen Parkplatz nahe des Hafens passt zum Wetter. Heiter und freundlich. Die Sonne lässt sich auch nicht lumpen und gibt ihr Bestes. Wer nach grölenden Schnapsleichen sucht, wird enttäuscht. Die Smart-Jünger sind entspannte Gesellen. Hip-Hop-Beats wabern über das Gelände, die jungen Frauen tragen Flip-Flops, verspiegelte Sonnenbrillen und Sommerhüte mit einer Smart-Banderole. Auf den Armen der Besucher hat sich auch der eine odere Stech-Künstler mit seinen bunten Werken verewigt.

Aber es gibt sie tatsächlich, die Gegenstücke zu dem herumtänzelnden Feierbiestern. Die Überzeugungstäter mit Benzin im Blut und schwerem rechten Fuß. Bo Schröer hat einen übermannshohen Smart-Bigfoot mit Stollenreifen, die alles, was sich in den Weg stellt, den Erdboden gleichmachen, gebaut. Dass unter der Smart-Hülle Suzuki-Technik steckt. Na und. Die Arbeit den Japaner auf Smart zu trimmen und die hochbeinige Optik hinzubekommen, ist nicht ohne. "Ich habe die Werbung gesehen, als ein Smart im Morast stecken geblieben ist und dann gesagt wurde, dass das Auto für die Stadt gemacht ist. Da dachte ich mir: \'Das muss doch auch anders gehen\'", erzählt Schröer und legt seine Hand auf einen Monster Pneu. Der Killer-Smart ist nicht nur Staffage und muss sein Können auch im harten Gelände beweisen. "Der fährt senkrecht die Wand hoch", sagt Peter Schmitz, der dieses Jahr mit seinem 120-PS-Renn-Smart (nein, das ist kein Paradoxon) die Slalom-Wertung desTrytec-Cups in der HB-1600-Klasse gewinnen wird. Zum Beweis lässt er den aufgemotzten Brabus-Motor losbrüllen, vollmundig, röhrend, wie ein Achtzylinder.

Transformers-Smart wacht über das Treffen

Gleich nebenan steht der Gegenentwurf zu den PS-Protzen: ein pinkfarbener Mädchenschwarm-Smart. Die Besitzerin Sue Toogood aus Wales läuft mit einem gleichfarbigen Regenschirm herum und erinnert so ein bisschen an eine moderne Mary Poppins stolz erzählt die Waliserin, wie sie das Interieur mit rosa Leder beziehen hat lassen, damit es genauso aussieht, wie der Metallic-Lack. Wenn es kalt wird oder regnet, wechselt der sogar seine Farbe und nimmt einen bläulichen Ton an. "Ich habe zehn Jahre gebraucht, bis das Auto fertig war"; erzählt Sue und zeigt voller Stolz den letzten Farbklacks: eine pinke Carbon-Beschichtung, die den Ventildeckel ziert.

Über das ganze Treiben wacht ein Transformers-Smart mit dem Schild "For Robot" auf der Brust. Was Chevrolet mit dem Camaro kann, haben die Schwaben schon lange drauf. Ob der Bumblebee für Arme auch beim fünften Teil der Roboter-Hau-Drauf-Saga eine Rolle spielen wird, konnte niemand bestätigen. Der Einfallsreichtum der Smart-Fans kennt kaum Grenzen, einer hat aus dem Kleinwagen einen Rolls-Royce gemacht, ein anderer hat ein weißes Papa-Mobil mit dem Namen "For Papa" gezaubert - inklusive Glas-Kanzel und Sitzplatz. Wenn der bescheidene Heilige Vater in Rom Wind von diesem Beförderungsmittel bekommt, besteht eine gute Chance, dass er es benützt. Wieder andere stecken den Smart in eine Schnee-Kugel, wie man sie aus Kindheitstagen kennt. An einem dunklen Smart prangt ein goldener Sheriff-Stern, die Felgen, die Sitzbahnen und die Applikationen glänzen ebenfalls golden. Der breitschultrige Besitzer, den man den Ortungshüter auch ohne diese Macht-Insignien abnimmt, unterhält sich mit einem Kumpel über Chip-Tuning.

Südländischer Hüftschwung

Das Smart-Treffen nimmt langsam gigantische Ausmaße an. Was 2001 als ein Treffen von ein paar Freaks im österreichischen Zell am See begann, ist mittlerweile eine internationale Party geworden: Russen, Spanier, Schotten und Portugiesen haben den Weg in die Hansestadt gefunden. Insgesamt sind 3.167 Teilnehmer aus 34 Ländern mit 2.053 Autos nach Hamburg gekommen. Der Höhepunkt des alljährlichen Smart-Stelldicheins ist die Parade. Die Zahl der rollenden Schuhkartons wächst kontinuierlich. Dieses Jahr reihen ich 1.635 Smarts ein, das ist ein neuer Rekord! Während die ersten Autos schon wieder auf dem Areal am Hamburger Großmarkt eintreffen machen sich die anderen gerade erst auf den Weg auf die acht Kilometer lange Schleife.

Die Party auf der Bühne geht auch ohne großes Brimborium richtig ab. Der italienische Smart-Club hat ein eigenes Lied inklusive Choreografie mitgebracht und die Griechen tanzen Sirtaki. Danach legt ein DJ heiße Scheiben auf und die südeuropäischen Ladys lassen die Hüften schwingen, dass der weibliche Pop-Star Shakira ganz neidisch würde, wenn sie das sähe. Nächstes Mal wird es noch stilechter: Die nächste Episode des Tanzes um den Kleinwagen findet 2017 im spanischen Salou statt.

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