PS-Protze und Kompakt-Kraxler – die IAA 2015 bietet bei den SUVs alles, was das automobile Herz begehrt. Bleibt abzuwarten, ob alle das Zeug zum Bestseller haben.

Heiß erwartet, jetzt ist er endlich da. Der Bentley Bentayga gehört wohl zu den meist diskutierten Automobilen der letzten Jahre. Ohne Tarn-Aufkleber präsentiert sich das 2,4-Tonnen-Schiff in den Frankfurter Messehallen erstmals in voller Pracht. Die Wartezeit um eines der begehrten Luxus-Geländewagen zu bekommen liegt bereits bei 18 Monaten. “Nicht kleckern, sondern klotzen”, lautet die Devise bei diesem Mega-Bentley. Ein sechs Liter großer W12-Motor mit 608 PS und einem Brutalo-Drehmoment von 900 Newtonmetern lässt kaum Fragen offen. Höchstgeschwindigkeit: 301 km/h. Dass die Kraft auch bei jedem Terrain genutzt, garantiert ein variabler Allradantrieb mit verschiedenen Fahrmodi. Später wird es, wie beim technischen Bruder Audi Q7, einen Sechszylinder-Plug-In-Hybrid geben. Zudem schieben die Briten ab 2017 einen Achtzylinder-Diesel sowie eine noch stärkere Speed-Version nach.

Neuer D4 Crossback

Bei Land Rover trauert man der verpassten Chance, einen ähnlich prestigeträchtigen V12-Hammer zu bringen nach und das Rolls-Royce-SUV lässt noch mehr als zwei Jahre auf sich warten. Bei Bentley klingeln derweil kräftig die Kassen. Indessen legt Jaguar mit dem schicken F-Pace nach. Allerdings spielt die Katze nicht in der gleichen Liga wie der Bentley. Serienmäßig ist der 4,70 Meter lange Crossover mit dem gemeinsam mit Land Rover entwickelten Allradantrieb und einem achtstufigen Automatikgetriebe ausgestattet. Die Motoren teilt sich der F-Pace weitgehend mit dem Jaguar XE. Die beiden Vierzylinder-Diesel der Ingenium-Baureihe leisten zunächst 163 beziehungsweise 180 PS und rund 400 Newtonmeter. Um mit den deutschen Konkurrenten, wie den Porsche Macan mithalten zu können, komplettiert ein über 250 PS starker Sechszylinder-Diesel das Portfolio. Zudem wird es aufgeladene Vierzylinder-Benziner mit zwei Litern Hubraum in zwei Leistungsstufen mit 200 und 240 PS sowie zwei V6-Kompressorvarianten mit 340 und 380 PS geben.

Das andere Ende der automobilen Nahrungskette befindet sich mit dem DS 4 Crossback ein Neu-Ankömmling, der im Segment der Premium-Kompaktkraxler für Furore sorgen soll. Der 4,28 Meter lange Edel-Citroën sieht gut aus, aber, ob ein paar witzige Design-Details, wie ein in Handarbeit mit Leder bezogenes Armaturenbrett oder eine verlängerte Panorama-Windschutzscheibe ausreichen, um in dieser hartumkämpften Klasse durchschlagenden Erfolg zu haben, darf zumindest bezweifelt werden. Zumal das Infotainment-System mit den Produkten der deutschen Konkurrenz noch nicht mithalten kann.

Neuer VW Tiguan legt die Messlatte hoch

Einen altbekannten Namen trägt der seriennahe Prototyp Borgward BX7. Der in China produzierte und von deutschen Zulieferern entwickelte Geländewagen, hat nicht viel mit den eleganten Karossen der vergangenen gleichnamigen Marke gemein. Mit 4,70 Metern ist der SUV ein echtes Mittelklassemodell. Als Antrieb kommt ein Plug-In-Hybrid mit einer Systemleistung von 401 PS und Borgward verspricht eine rein elektrische Reichweite von 55 Kilometern. Als Alternative steht ein Antrieb zur Verfügung, bei dem Zweiliter-Turbo mit 225 PS alleine das Kommando hat. Allradantrieb ist optional. Borgward-Chef Ulrich Walker betont: “Unser Geschäftsmodell steht auf robusten und finanziellen strategischen Säulen.” Aus China in die Welt heißt die Devise. Doch der Wirtschafts-Drache schwächelt und ob eine Marke, die in Deutschland kaum einer kennt, im Ausland durchschlagenden Erfolg hat, steht in den Sternen. Insofern ist der Ansatz ein in China gebautes Vehikel zunächst in China zu lancieren, sicher nicht unklug. Laut Borgward-Chef Walker sollen die Autos innerhalb der nächsten zwei Jahre auch in Deutschland und Europa zu haben sein.

Etablierter ist da bereits der Kia Sportage, der sich mit dem Hyundai Tuscon die Plattform teilt und erst im kommenden Frühjahr auf den Markt kommen wird. Neben der gefälligen Optik fallen die veränderten Abmessungen auf. Im Vergleich zu seinem Vorgänger ist der Kia Sportage um vier Zentimeter auf 4,48 Meter gewachsen. Das kommt den Insassen und dem Gepäckabteil zugute, das von 465 auf 503 Liter zugelegt hat. Doch mit Platz und Praktikabilität gewinnt man heute auch im Kompakt-SUV-Segment kaum mehr einen Blumentopf. Deswegen rüstet auch Kia den Sportage mit modernen Infotainment und neuen Assistenzsystemen aus, wie einen Toten-Winkelwarner oder einen City-Notbremsassistenten aus.

Ausblick auf das nächste Jahr

Kia sind nicht die einzigen, die beim Infotainment nachlegen müssen. Auch Branchen-Primus Volkswagen hat den Zug der Zeit erkannt, nimmt sich beim neuen Tiguan dieses Problems an und rüstet sein Kompakt-SUV mit einem deutlich moderneren Infotainment-System aus, als das beim Vorgänger der Fall war. Der Wolfsburger-Autobauer denkt auch an die speziellen Wünsche der Kunden. Deswegen gibt es den Tiguan gleich in mehreren Varianten: als Normalversion sowie mit einem rustikalen Offroad- dem sportlichen R-Paket und danach vermutlich als Tiguan GTE, der auf der IAA noch als Konzept-Auto vorgestellt wurde. Später bekommt der amerikanische Markt seine lang erwartete XL-Version. Mit dem Tiguan macht Volkswagen Konkurrenten wie dem BMW X1 das Leben schwer, der seine offizielle Premiere ebenfalls auf der IAA feiert. Erstmals ist der BMW X1 auf einer Frontantriebsplattform unterwegs. Die stärkeren Versionen setzen wie bisher auf Allradvortrieb.

Ford hat endlich den Edge im Gepäck, der mit besseren Infotainment punktet. Allerdings sind die Amerikaner, wie schon beim Mondeo spät dran. Nächstes Jahr steigt Seat in den Kompakt-SUV-Markt ein. Auf der IAA gab es mit der Studie Seat Leon Cross Sport einen Appetithappen: Immerhin hat der hochbeinige Dreitürer 300 PS. Mit einer Bodenfreiheit von 41 Millimetern und einem elektronisch geregelten Allradantrieb lässt sich Spanier beim auch beim Ausritt ins Gelände nicht lumpen.

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