Der Toyota Hilux ist ein TV-Star. Jeremy Clarkson malträtierte den Pick-up einst in einer Top-Gear-Folge auf jede nur erdenkliche Weise. Unter anderem hämmerte eine Abrissbirne auf das Gefährt ein, die Crew der TV-Show knallte den Toyota frontal gegen einen Baum, zündete ihn an und platzierte ihn auf dem Dach eines Hauses, das dann gesprengt wurde, um ihm den Rest zu geben. Nur um festzustellen, dass der Motor des Hilux danach immer noch ansprang. Dagegen war die Fahrt zum Nordpol, die der Pick-up als erstes Auto bewältigte, fast schon ein Spaziergang.

Der Toyota Hilux war schon immer robust. Allerdings fehlte dem japanischen Pritschenwagen immer in bisschen der "it"-Faktor eines Ford F150 oder Ranger, damit er auch auf den Flaniermeilen akzeptiert wird und nicht als Farmer-Red-Neck Mobil verspottet wird. Optisch sind diese Hinterwäldler-Zeiten beim Hilux vorbei. Die achte Generation legt den Auftritt hin, dass auch der hippe Lifestyler sich gerne hinter das Lenkrad schwingt und vor der Eisdiele mit knöchelhoch gekrempelten Hosenbeinen vom Trittbrett schwingt.

Das Lastenheft der Ingenieure ist damit zu einem Drittel erfüllt. Denn die drei wichtigsten Vorgaben lauten: ansprechenderes Design, mehr Komfort und Alltagstauglichkeit sowie mehr Kraft. Letzteres bedeutet meistens einen neuen Motor - so auch beim Hilux. Neben dem bekannten 2,4-Liter-Diesel ist jetzt auch ein Selbstzünder im Angebot, dessen vier Brennkammern sich auf ein Volumen von 2,8 Litern summieren. Dieses Aggregat macht alles besser als der Vorgänger: 40 kW / 54 PS mehr als jetzt 150 kW / 204 PS und das Plus von 100 Newtonmetern Drehmoment ergibt nun 500 Nm, das bei 1.600 U/min bereitsteht.

Bessere Automatik

Damit ist der Sprint von null auf 100 km/h in 10,7 Sekunden (bisher 12,8 Sekunden) erledigt und die Höchstgeschwindigkeit beträgt 175 km/h. Das alles bei einem im Grunde identischen Verbrauch von 9,8 Litern pro 100 km. Wir kamen bei unseren Testfahrten auf 10,7 l/100 km. Wer jetzt einen domestizierten Motor erwartet, sitzt im falschen Auto. Dieser Diesel lässt die Insassen so genussvoll an seiner Arbeit teilhaben, dass dem US-Boy vor Freude der Latzhosenträger von der Schulter rutscht und wir ein breites Grinsen im Gesicht haben. Schließlich sprechen wir hier immer noch von einem Automobil, das per se mehr Nutzfahrzeug als Personentransporter ist.

Die überarbeitete Sechsgangautomatik mit einer verbesserten Wandlerüberbrückung trägt ihren Teil dazu bei. Der 2.335 Kilogramm schwere Hilux ist kein Dynamiker, aber man kann trotzdem flott unterwegs sein. Dazu stehen drei Fahrmodi "Eco", "Normal" und "Power" parat, die über zwei Tasten an der Mittelkonsole angewählt werden. Wer entspannt auf der Landstraße mitrollen will, ist mit "Eco" bestens bedient. Zumal der Komfort auch spürbar besser ist als bisher. Das liegt am Fahrwerk mit einer weicheren Federabstimmung und neuen Lagerbuchsen. Der Allradantrieb hilft, wenn es mal bei der Traktion eng wird. In den meisten Fällen genügt der Hinterachsantrieb, zumal die Elektronik ein Sperrdifferential simuliert, was für die meisten Situationen ausreicht und Sprit spart. Die Sitze sind allerdings kein Muster an Seitenhalt und die Lenkradsäule ist zu kurz, aber wenn das eine Fahrzeuggattung verschmerzen kann, dann ein Pick-up.

Einfache Bedienung

Damit der Hilux auch im Gelände seinen Mann steht, haben die Techniker die Leerlaufdrehzahl auf 650 Newtonmeter abgesenkt und das Ansprechverhalten des Gaspedals verfeinert. So kann man die Kraft des Antriebs besser dosieren und auch die Lenkung und das Stabilitätsprogramm passen sich diesen Umständen an. Zur rustikalen Attitüde dieses Fahrzeugs passt auch das Hartplastik-Cockpit, das aber mit genarbten Oberflächen und Klavierlackapplikationen aufgehübscht ist. In der Double-Cab-Version, also der mit der großen Fahrkabine, haben auch zwei Erwachsene hintereinander Platz und auf der Ladefläche ist mit einer Länge von 1,525 Metern, einer Breite von 1,645 Metern und einer Höhe von 48 Zentimetern genug Platz - zumal die auch abgedeckt werden kann. Wenn es richtig zur Transportsache geht, hilft es, dass die Varianten mit Allradantrieb eine Nutzlast von 875 Kilogramm bis zu einer Tonne sowie eine Anhängelast von 3,5 Tonnen bewältigen können.

Das Infotainment mit dem zentralen acht Zoll großen Display zelebriert nicht das große Chichi, sondern bleibt - passend zum Gefährt - beim Wesentlichen. Die Einbindung des Smartphones klappt per Apple CarPlay oder Android Auto problemlos, die Bedienung ist nicht verschachtelt und das meiste lässt sich mithilfe der Lenkradtasten erledigen. Die Soundanlage mit 800 Watt und neun Lautsprechern zeigt, dass der Toyota Hilux endgültig sich den Staub aus der Hutkrempe geklopft hat. Allerdings hat der On- und Offroad-Spaß mit aktuell 42.670,00 Euro für die gefahrene "Invincible"-Variante ab Mitte November seinen Preis.

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